Standing Ovations für Kaspar Marti

Der Glarner Architekt und Kulturförderer Kaspar Marti bekam im vollen Güterschuppen Glarus den Glarner Kulturpreis 2019. Inklusive Standing Ovations.



Standing Ovations für Kaspar Marti

Immer mehr füllte sich am frühen Donnerstagabend der Güterschuppen mit Leuten, die Kaspar Marti gratulieren und ihre Anerkennung ausdrücken wollten. Die Vergabe des Kulturpreises sei eine festliche Gelegenheit, um eine Persönlichkeit zu ehren, sagte Regierungsrat Benjamin Mühlemann. Mit dem alle zwei Jahre verliehenen Preis zeichne die Regierung Leute aus, die eine besondere Anerkennung für eine aussergewöhnliche Tätigkeit verdient hätten.

Der Vorsteher des Departementes Bildung und Kultur würdigte Kaspar Marti zunächst mit einem Zitat aus einem Porträt, welches Rahel Marti in der Zeitschrift «Hochparterre» publiziert hatte, und anschliessend mit Charakterzügen aus einer Liste des Schriftstellers Tim Krohn. Typisch für «Chäschi» seien Ansporn, Tatkraft und Unternehmungslust, Begeisterung und Freude, Beharrlichkeit, Courage und Risikofreude, Emsigkeit und Vielseitigkeit, Ernüchterung und Gelassenheit, Fantasie und Kreativität. Hinzu kämen Gastfreundschaft und Offenheit, Idealismus, Kunstsinn, Pragmatismus sowie vor allem auch Selbstlosigkeit.

Der Regierungsrat anerkenne mit dem Preis das riesige Engagement von Kaspar Marti «im hiesigen Kulturleben und überhaupt für die Glarner Gesellschaft». Gerade als Präsident des Kunstvereins habe er Eindrückliches geleistet mit der erfolgreichen Positionierung und Etablierung des Kunsthauses. Dieses sei einer der wenigen Leuchttürme, die auch über die Kantonsgrenzen hinaus strahlten.

Von Kaspar Marti gelernt

Auch Tim Krohn, Kulturpreisträger 2011, zitierte in seiner Laudatio das erwähnte Porträt von Rahel Marti. Er habe von Kaspar Marti gelernt, dass das Leben kostbar sei – und das Leben sei in allem. So lohne alles den Einsatz, auch das Kleinste.

Chäschi sei «gedankenlos im besten Sinn». Er lasse nicht zu, dass sich die Gedanken zwischen ihn und die Welt schöben. «Ja, er denkt, und er denkt klug.» Aber nicht, um sich vor der Welt zu schützen, sondern weil er sich egal sei. Die Trennung zwischen «ich» und «die Welt» habe er längst überwunden. «Kaspar Marti ist Zen. Er und die Welt, das ist eines. Das erklärt seine unbedingte Liebe zu allem.»

Liebe und Gelassenheit seien das eigentliche Geschenk des Preisträgers an die Welt. Was letztlich zähle, seien die Menschen. Die an ihm wüchsen, und er an ihnen. «Menschen wie Chäschi lehren uns, an das Leben zu glauben und uns dafür einzusetzen», so Tim Krohn.

Die anschliessende Übergabe der Preisurkunde durch Regierungsrat Benjamin Mühlemann ging mit Standing Ovations für Kaspar Marti einher.

Ehrenamtlichkeit mit Grenzen

Der solchermassen Geehrte meinte in seinen Dankesworten, es sei ein starkes Zeichen, den Kulturpreis einem Kulturvermittler – oder auch Kulturermöglicher – zu verleihen. Er wünsche sich, dass das Ermöglichen von Kultur gerade auch in der Politik und den Verwaltungen als etwas ausserordentlich Wichtiges erkannt werde. «Leider glaube ich, dass in der Verwaltung die Tendenz eher in die falsche Richtung geht.»

In der Kultur und auch bei der Kulturvermittlung spiele Ehrenamtlichkeit eine wichtige Rolle. Diese habe jedoch ihre Grenzen: «Dass Kunst und Kultur nur durch Professionalität vertieft gedeihen kann, ist ebenso eine Tatsache. Das Kunsthaus Glarus wäre ohne die vor 25 Jahren begonnene Professionalität, jetzt in der Person von Judith Welter, nicht so weit gekommen, wie es jetzt ist.»

Kaspar Marti ist sich wohl bewusst, dass viele Unterstützungen in den vergangenen Jahren erst derart viele Kulturaktivitäten möglich gemacht haben. Er dankte denn auch zahlreichen Personen für ihr Engagement – nicht zuletzt seinem Büro-Kompagnon Jacques Hauser sowie seiner Frau Claudia Kock Marti und den beiden Töchtern Hannah und Lisa.

Er freue sich, dass er mit dem Kulturpreis überrascht worden sei und dass diese Preisverleihung recht breit wahrgenommen werde. Nun hoffe er, als Preisträger dazu beitragen zu können, dass im Kanton Glarus die Kultur noch etwas mehr wahrgenommen werde: «Es hat Luft nach oben», so sein Schlusszitat.

Zu einer schönen Feier gehört auch gute Musik: Zu Beginn trat die Gruppe Müsiaque – der auch Claudia Kock Marti angehört – auf, am Schluss das Ensemble Quadrosax. Abgeschlossen wurde das Fest mit einem Apero riche, dargeboten von Fridli Riegg und dessen Team.