Endlich! Ich steige aus dem kleinen grün-weissen Flieger mit einem riesigen Kleeblatt und einer Irland-Fahne. Der Flughafen in Cork ist so klein, dass alle Passagiere durch Treppen das Fluggefährt verlassen müssen. Als ich endlich am oberen Ende der Treppe stehe, bläst mir der Wind durch die Haare und die Sonne schickt für diesen speziellen Moment sogar einige Sonnenstrahlen nach Cork. Mit viel Mühe hieve ich mein Handgepäck ins Flughafengebäude, wo ich nun nur noch auf den Koffer warten muss und dann endlich zu meiner Gastfamilie kann.
Doch bis zu diesem Moment hat es lange gedauert, und vor einer Woche konnte ich mir das Ganze kaum ausmalen. Damals hiess es für mich zuerst mal noch Koffer packen und mich von der Familie und den Freunden allmählich zu verabschieden.
Als ich mich dann mal zum Packen überredet hatte, wusste ich noch nicht, dass es alles andere als ein Kinderspiel sein würde. Zunächst verteilte ich alle Kleider nach Notwendigkeit und Lieblingsstatus in meinem kleinen Zimmer. T-Shirts, Hosen, verschiedene Jacken, der Bikini und allerlei Toilettenartikel lagen auf dem Boden und auf dem Rost meines Bettes. Wegen des ganzen Aufwandes, hatte ich mich schlaftechnisch bei meiner Schwester einquartiert.
Bald merkte ich, dass all das nie in meinen riesigen Koffer passen würde, geschweige denn leichter war als 23 kg.
So fing ich an, alles auszusortieren und die ausgewählten Kleidungsstücke in den Koffer zu legen. Als dieser schon fast voll war, obwohl noch einiges in meinem Zimmer verstreut lag, wog ich ihn mit der Waage aus dem Badezimmer. Schockiert musste ich feststellen, dass er bereits zu schwer war! So blieb mir nichts anderes übrig. Die ganze Prozedur von vorn! Dabei überrannte mich die Traurigkeit und mir stiegen fast die Tränen in die Augen. Leider wurde ich an diesem Abend nicht fertig und so ging ich nach einer Weile voller Versuche, diesen blöden Koffer zu packen, ins Bett. Mit der Hilfe meiner Mutter kriegte ich den Koffer am nächsten Nachmittag, nach dem seltsamen Abschied in der Schule, irgendwie zu und brachte es sogar hin, dass er nicht zu schwer war!
Doch auch dann konnte ich mir noch nicht vorstellen, wie es wäre, fort zu sein. Und genauso erging es mir am nächsten Morgen. Es fühlte sich einfach total komisch an und auch als ich mich dann verabschieden musste und einige Tränen kullerten, hatte ich noch nicht realisiert, dass ich jetzt für neun ganze Monate auf mich allein gestellt sein werde.
Nach dem Abschied hatte ich zum Glück kaum Zeit, über alles nachzudenken, denn schliesslich musste ich mit einem anderen Austauschschüler durch all die Sicherheitskontrollen und zum Gate.
Zudem überwog das Gefühl der Neugierde und Vorfreude, welche glücklicherweise auch im Flugzeug anhielt!