«Stille kann nicht erzwungen werden»

Wie kann man für Kinder Momente der Geborgenheit und Stille gestalten? Ein Kurs der beiden Landeskirchen gab wertvolle Impulse dazu.



«Eine Blume für Gott»: Teil eines Kerzenrituals im Kurs der beiden Landeskirchen. (Bild: mb.)
«Eine Blume für Gott»: Teil eines Kerzenrituals im Kurs der beiden Landeskirchen. (Bild: mb.)

Es ist völlig ruhig im Fridolinsheim in Glarus. 17 Frauen und zwei Männer sitzen im Kreis um eine grosse und 19 kleine Kerzen. Die grosse brennt, die kleinen werden einzeln an der grossen angezündet, sobald Pfarrerin Iris Lustenberger Hofmann aus Ennenda die Teilnehmenden an den Schultern berührt.

Der innige Moment ist Teil eines Rituals und eingebettet in eine fiktive Kinderfeier. Kursleiterin Iris Lustenberger führt diese als Experiment mit den Erwachsenen durch. Sie will zeigen, wie man Momente der Geborgenheit und Stille für Kinder gestalten und diese einbeziehen kann in Rituale, welche ihnen Sicherheit und die Möglichkeit geben, sich auszudrücken und einzubringen.

Dem natürlichen Zyklus Beachtung schenken

Das Experiment gelingt mit den Erwachsenen, die sich völlig darauf einlassen. Doch wie soll das gehen, wenn eine grosse Kinderschar mit einem grossen Bewegungsdrang zusammen ist? «Stille kann nicht erzwungen werden. Sie kann aber wie von selbst kommen, wenn wir dem natürlichen Zyklus von Aktivierung und Deaktivierung unseres Nervensystems Beachtung schenken», sagt die Pfarrerin. In Anlehnung an Peter A. Levine zeichnet sie die fliessende Kurve auf. Diese geht von der Ruhe in die Bewegung und kommt wieder zurück in die Ruhe. «Das ist der Grundrhythmus unseres Lebens», so Iris Lustenberger.

Die Kursleiterin zeigt auf, wie man beispielsweise durch das Nachspüren von Körperempfindungen und durch Impulse in die Stille kommen kann. Momente der Ruhe wechseln sich ab mit Momenten der Bewegung. In den Kinderfeiern wolle man den Kindern ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln, «wenn wir beten oder von Gott sprechen. Denn das ist es, was ihnen wirklich bleibt», so Iris Lustenberger. In den experimentellen Kindergottesdienst hat sie denn auch neben den Ritualen Gebete, Lieder und eine Geschichte eingebaut.

Praxisbezug wird geschätzt

Der eindrückliche Abend ist Teil eines ökumenischen Grundkurses, welchen die beiden Landeskirchen für Mitarbeitende in der freiwilligen kirchlichen Arbeit mit Kindern ausgeschrieben haben. Er steht aber auch allen jungen Eltern offen. Seit November geht es um die Themen «Erzählen», «Singen, Tanzen, Musizieren mit Kindern», um einen Besuch in der Mediothek in Glarus, um die beschriebenen «Rituale, Gebete und Momente der Stille für Kinder» sowie als Abschluss um «Kreativ gestalten».

Der Kurs kommt sehr gut an, vor allem weil er auf die Praxis ausgerichtet ist. Letzteres schätzt beispielsweise Walter Schaub aus Obstalden. Er wird im Sommer als Reallehrer frühzeitig pensioniert und möchte sich wieder in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit engagieren. «Es interessiert mich, mit welchen Methoden man heute mit kleinen Kindern arbeitet. Der Kurs gibt mir wertvolle Impulse», so sein Fazit.

Auch Kati Hauser und Gret Menzi von den beiden Landeskirchen sind zufrieden: mit der interessierten Gruppe aus dem ganzen Kanton, den ausgezeichneten Referentinnen und der gelungenen Auswahl der Themen. «Die Feedbacks sind sehr gut», freuen sich die Organisatorinnen.