Es ist 17.00 Uhr an einem Werktag. Ein 17-jähriger Lehrling sitzt am Küchentisch, trinkt ein Bier und starrt traurig auf ein Foto. Darauf seine Freundin, die vor zwei Wochen verstorben ist. Kurz darauf kommt seine ältere Schwester und versucht ihn mit einer Party und mit Geschenken auf andere Gedanken zu bringen. Der später auftauchende Kollege möchte dagegen wissen, wieso er gestern nicht zum Training erschienen ist. Der Lehrling schweigt die ganze Zeit, holt sich dagegen nochmals ein Bier. Als ihm der Kollege die Flasche aus der Hand reist, entsteht ein Krach zwischen ihm und der Schwester. Beide stürmen wütend aus der Küche, der Lehrling bleibt alleine zurück.
Was meint ihr dazu?
Mit dieser Szene konfrontierte das Theater Bilitz die Oberstufenschülerinnen und -schüler der Schule Buchholz. Anschliessend stellte die Spielleiterin das Gesehene zur Diskussion. Die Jugendlichen konnten ihre Ansichten und Meinungen einbringen. Daraufhin wurde die Szene nochmals aufgeführt, mit der klaren Aufforderung an die Jugendlichen, «Stopp» zu rufen, wenn sie sich anders verhalten würden. Zum ersten Mal wurde das Spiel angehalten, als die Schwester mit den Partyvorbereitungen anfängt. Eine Schülerin würde hier anders handeln. Kurzerhand übernahm sie die Rolle der Schwester. Sie setzt sich zum Bruder, fragt wie es ihm geht, und sitzt für eine kurze Zeit nur ruhig neben ihm. Die Schauspieler reagieren auf die sich geänderte Situation, die Szene verläuft anders.
Viele Ursachen
Die Aufführungen von «Kids und Alk» – eine am Morgen und eine am Nachmittag – führte den Jugendlichen Situationen vor, in denen Jugendliche mit Alkohol in Berührung kommen können. Dies auf eine sehr realistische und vor allem nicht plakative Art und Weise. Bei der oben genannten Szene stellte sich nämlich auch die Frage, ob der Alkoholkonsum des Lehrlings das vornehmliche Problem ist. Aber auch, dass nicht immer alle Probleme auf einmal zu lösen sind.
Auch die zweite Szene zeigt, dass hinter dem Alkoholkonsum viele verschiedene Gründe liegen können. Eine Schülerin und ein Schüler lernen für die morgige Franzprüfung. Er heimlich in sie verliebt, sie gerade kürzlich getrennt. Um die Stimmung ein wenig aufzulockern, mixt sie zwei Drinks. Obwohl er das Getränk nicht unbedingt schätzt, trinkt er es. Die beiden kommen sich näher, als plötzlich der Ex-Freund auftaucht. Die Stimmung wird aggressiv. Der Ex-Freund versucht seinen «Rivalen» mit Alkohol «abzufüllen». Am Ende liegt dieser bewusstlos am Boden. Auch hier schlugen die Jugendlichen andere Verhaltensweisen vor und schlüpften in die Rollen. Es zeigte sich, dass es nicht immer einfach ist, einen Rüpel wegzuschicken. «Kids und Alk» zeigte keine Wunderlösungen, sondern regte die Jugendlichen zum Hinterfragen an, ohne dabei zu irgendeinem Zeitpunkt den Moralfinger zu heben. Die engagierte Teilnahme der Jugendlichen dürfte auch in der kommenden Aufarbeitung in den Klassen zu spannenden Gesprächen führen.