Streichelzoo und Essensgutschein

Wohin im Alter? Diese Frage betrifft immer mehr von uns, denn die Menschen in der Schweiz werden durchschnittlich immer älter. Vor einigen Tagen diskutierten fünfzig Exponentinnen und Exponenten der Altersarbeit diese Frage am 1. Generationenpodium Glarus Süd – mit teilweise überraschenden Ergebnissen.



Die Podiumsteilnehmer am 1. Generationenseminar in Schwanden (von links) Dr. Thomas Hefti
Die Podiumsteilnehmer am 1. Generationenseminar in Schwanden (von links) Dr. Thomas Hefti

Professor François Höpflinger braucht in der Altersarbeit niemandem mehr vorgestellt zu werden. Als Soziologe befasst er sich seit Jahren mit der Beschreibung und Erklärung neuer Phänomene in der Altersentwicklung der Schweiz. Am vergangenen Freitag setzte er in seinem kurzen Referat die Basis für die spätere Diskussion der Glarner Altersspezialisten und -spezialistinnen. Wichtigste Erkenntnis aus seinem Vortrag: Es gibt heute zwei verschiedene Alterskulturen, das aktive Alter oder 3. Lebensalter, das schon vor der Pensionierung beginnt und bei vielen bis über das 80. Altersjahr hinaus dauert, und das fragile Alter oder 4. Lebensalter, welches mit dem Verlust der Kräfte einhergeht und ein Teil des Sterbeprozesses ist.

Wollte man die Frage nach dem Wohin plakativ beantworten, dann würde es heissen: im aktiven Alter nach Mallorca, im fragilen Alter ins Pflegeheim. Die Konsequenz daraus wäre, dass traditionelle Altersheime nach und nach verschwinden. Dass dies – wenigstens im Falle des Alterszentrums Schwanden (AZS) – nicht geschieht, das war und ist unter anderem die Aufgabe von Werber Adrian Huwyler. Er wies in seinem Referat auf die Tabuisierung des Alterns in unserer Gesellschaft hin und postulierte, dass die Integration der alten Menschen in die Gesellschaft zur grossen Aufgabe in der Altersarbeit werden soll. Im Anschluss an dieses Referat legte Dr. Thomas Hefti, Gemeindepräsident von Schwanden, kurz die rechtlichen Grundlagen dar und liess durchblicken, dass man auch im südlichen Glarnerland früher oder später über neue Wohnformen im Alter diskutieren wird.

Im Anschluss an diese drei Referate diskutierten die drei Referenten unter der Leitung von Landratspräsident Rolf Hürlimann über Ideen und Möglichkeiten, die grossen Aufgaben der Altersarbeit anzugehen. Zusätzlich kamen jetzt auch Hans-Rudolf Zopfi, Präsident der Stiftung Altersheim und Alterssiedlung der Ortsgemeinde Schwanden, und Frau Hedi Leuzinger aufs Podium. Frau Leuzinger vertrat die Generation der Menschen über 75 Jahre. Sie wohnt zurzeit im Alterszentrum Schwanden.

Die Resultate aus dieser Podiumsdiskussion waren sehr unterschiedlich und zeigen, dass das Thema an weiteren Podien und in der Bevölkerung diskutiert werden muss. Der Staat hat im 3. Lebensalter eher Koordinations- und Informationsaufgaben. Für Menschen im 4. oder fragilen Alter dagegen hat der Staat den Auftrag, geeignete Pflegeinstitutionen und auch Hospize zu schaffen oder zu unterstützen.

Hans-Ruedi Zopfi stellte fest, dass die Differenz zwischen 3. und 4. Lebensalter sehr gross ist und dass es für ein Alterszentrum eine gewisse Grösse braucht, damit dort spezialisierte Angebote für das Wohnen im Alter und für die Betreuung und Pflege entwickelt werden können. Da die Menschen beim Eintritt ins Alterszentrum immer älter werden und oft schon nach weniger als einem Jahr versterben, werden auch die Schwankungen bei der Belegung grösser. Deshalb ist es wichtig, die Angebote zu differenzieren sie auf die Bürger zuzuschneiden und genau zu planen.

Als noch schwieriger erwies es sich, Lösungen für die bessere Integration zu finden. Denn schon im 3. Lebensalter wollen alte Menschen neben Aktivitäten auch einmal ihre Ruhe haben. Einerseits müssen also Menschen, die Alterszentrum leben, eine Rückzugsmöglichkeit haben – im Idealfall mindestens zwei Räume, einen für den Empfang von Gästen und einen privaten. Andererseits geht es darum, die alten Menschen ins Dorf zu bringen. Eine Möglichkeit wäre es, beim Alterszentrum einen Zoo und Gesprächsbänke einzurichten, damit das Dorf zum Alterszentrum kommt. Eine andere Idee besteht darin, Menschen aus dem aktiven Alter für die Freiwilligenarbeit im Alterszentrum zu motivieren. Dazu braucht es Menschen, die ohne Angst vor der eigenen Hinfälligkeit im Alterszentrum mitarbeiten. Momentan aber wird die Aussicht auf das eigene fragile Alter doch eher so lange wie möglich verdrängt. Eine vollständige Zusammenfassung der Ergebnisse publiziert das Alterszentrum Schwanden auf seiner Homepage www.azs.ch.