Studierende erwandern Glarus Süd

In einer Projektwoche erkunden Studierende der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) Land und Leute in Glarus Süd. Damit startet eine anderthalbjährige Zusammenarbeit mit Glarus Süd.



Freuen sich über die neue Zusammenarbeit mit Glarus Süd: Die angehenden Umweltingenieure aus der ganzen Schweiz. (Foto: Regula Banzer)
Freuen sich über die neue Zusammenarbeit mit Glarus Süd: Die angehenden Umweltingenieure aus der ganzen Schweiz. (Foto: Regula Banzer)

Eine Gruppe von 20 jungen Erwachsenen aus der ganzen Schweiz treffen sich am Montagmorgen, 9. September 2019, in Schwanden. Sie alle studieren an der ZHAW in Wädenswil Umweltingenieurwesen mit Spezialkenntnis in Umweltsysteme und Nachhaltige Entwicklung (UNE). Ab dem dritten Semester setzten sie sich mit gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Fragenstellungen einer Gemeinde auseinander. Ihre Aufgabe: Situationen nachhaltig zu verändern.

Zwei Täler - eine Gemeinde

Die Studierenden tragen Wanderschuhe, eine Filmkamera und prall gefüllte Rucksäcke mit Proviant, Schlafsack und Zelt. Ihr Auftrag: Während drei Tagen die Dörfer und die Menschen von Glarus Süd kennen zu lernen. Dazu teilen sie sich in zwei Gruppen auf. Die einen gehen der Linth entlang von Mitlödi bis Obbort in Linthal und hoch nach Braunwald. Die anderen nehmen das Sernftal über Sool bis nach Elm unter die Füsse. Ihre Neugierde ist gross, denn die meisten sind zum ersten Mal im Glarnerland unterwegs.

Bleibende Erinnerungen

In diesen Projekttagen werden viele Fotos geschossen und gefilmt. In Interviews mit einheimischen Schulkindern, Dorfladenkunden, Angestellten und Landwirten erfahren sie mehr über die Ansichten der Einwohner. Sie befragen Ferienhausbesitzer und nutzen ihre Fremdsprachkenntnisse für Gespräche mit Touristen aus aller Welt. An ihrem Abschlussabend der Projektwoche präsentieren sie die gesammelten Eindrücke einer Delegation von Studienleitenden und Gemeindevertretern. Diese zeigen vor allem eines: Grosse Begeisterung über diese schöne, intakte Bergwelt und ihre offenen, freundlichen und hilfsbereiten Menschen.

Tun und verstehen

Die ZHAW sucht jedes Jahr eine Partnerregion für die Studienvertiefung UNE. Die Studentinnen und Studenten sollen ihr theoretisches Wissen in der Praxis anwenden. Schon der chinesische Philosoph Konfuzius wusste: «Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich.» Die angehenden Umweltingenieure sollen erfahren, dass gute Ideen alleine nicht genügen. Sie sollen erleben, dass ein Konzept erst erfolgreich umgesetzt ist, wenn die betroffenen Menschen an den Visionen und Zielen mitarbeiten.

Bevölkerung einbeziehen

Nach den Feld-Erfahrungen folgen intensive Recherchen über Glarus Süd. Verschiedene Fachexperten aus der Region werden angehört und befragt, bevor im Dezember 2019 der Partnerregion eine Regionsanalyse präsentiert werden kann. Im Frühlingssemester 2020 leiten die Studierenden eine partizipative Veranstaltung mit der Bevölkerung. Dabei haben Interessierte die Gelegenheit, ihre Wünsche an die zukünftige Entwicklung der Gemeinde einzubringen und gemeinsam Visionen, Ziele und Projektideen zu entwickeln. Die erwünschten Projekte werden an der ZHAW weiterentwickelt, um sie anschliessend Arbeitsgruppen aus der Bevölkerung zur Verwirklichung zu übergeben. Mit letzten Empfehlungen zu einer nachhaltigen Verankerung schliessen die «Change Maker» der ZHAW im Herbst 2020 ihre Praxis in Glarus Süd ab.