„Vu Lozärn gegä Glaris zue“ lautete das Motto des „Chilbikonzerts“ vom vergangenen Samstag in der Stadtkirche. „Klassische und volkstümliche, besinnliche und groovige“ Musik für Wald- und Alphörner sowie grosse und kleine Orgel war angekündigt worden. Es war nicht das erste Konzert des Luzerner Stiftsorganisten Wolfgang Sieber in Glarus. Bereits in den 80er-Jahren konzertierte er hier.
„Mini Musig“
Wolfgang Siebers Eigenkomposition „Gwitter-Suite“ für Alphörner und Orgel machte den Anfang. Sieber nahm an der kleinen Orgel Platz, und seine zwei Freunde stellten sich mit ihren Instrumenten im Chor der Kirche auf. Das Stück ist in fünf Teile unterteilt, darunter der „Wäsmali-Ruef“ und „Laudes“ sowie „Kyrill“, wovon die meisten anmutig, langsam, ruhig-elegant wirken. Einmal brach es aus und fröhliche, tänzerisch-verspielte kürzere Partien kamen zur Aufführung. Der „Refrain“ kehrte immer wieder. Es herrschte eine andächtige Stimmung. Die Musiker waren konzentriert und gaben ihr Bestes.
„Zäme cho! – Sinfonia“
Die “Sinfonia für zwei Hörner und Basso continuo” des italienischen Komponisten Alessandro Stradella begann eruptiv wie ein Vulkan. Das wuchtige Tremolo im Bass brachte die Kirche zum Zittern, bevor quirlige, verquere Melodien von der Empore herabströmten. Die Glarner Stadtkirche entfaltet eine hervorragende Akustik, natürlich vor allem dann, wenn die grosse Orgel im Einsatz ist (so wie in diesem Fall). Nach und nach wurde das Werk melodiöser. Wieder wurde es schnell, gar rasend und verspielt. Im zweiten, hymnischen Satz war die Stimme der Hörner schön herausgehoben. Wieder wurde es etwas modern, obwohl die Komposition jahrhundertealt ist. Der dritte Satz wirkte wieder infernalisch-mächtig, mit einem schnellen Wechsel zum Piano, bald am Ende des Stückes.
Die „Sinfonia für Orgel“, das Vorspiel aus der Kantate zum Ratswechsel Nr. 29, BWV 1006, war fröhlich, melodiös und schnell. Typisch Bach eben, war sie der barocke Eckpfeiler des frühen Samstagabends.
„Les Artistes“
Auch der französische Klassizist Camille Saint-Saëns war im Programm, und zwar mit seiner „Romanze in F-Dur für Horn und Orgel“. Gabriel Sieber, der Sohn Wolfgangs, spielte dabei das Horn. Das Werk war melodiös, mit einem „Refrain“ mit kurzen Zwischenteilen. Es wechselte kunstvoll zwischen laut und leise.
Als Abschluss des regulären Programms fungierte die 2002 erschienene „Suite Rhapsodique“ des 1955 in Beirut/Libanon geborenen Komponisten und Organisten Naji Hakim. Dabei übernahm Lukas Christinat den Horn-Part. Diese Suite soll im Konzert und zur Liturgie aufgeführt werden. Sie ist auf Gesängen aufgebaut, die diversen Regionen Frankreichs wie der Bretagne und Savoyen entstammen, sowie dem gregorianischen und maronitischen/libanesischen Repertoire. Das „Noël“ und das „Offrande“ wirkten hymnisch und magisch, das „Air“ wartete mit feinen Piano-Stellen auf. Das „Alleluja“ und das „Mariale“ waren modern, also öfters disharmonisch, quirlig und schnell.