Stüssi hat die Aufgabe mit Bravour gelöst

Oberst im Generalstab Fritz Stüssi tritt per Ende Jahr als Chef der Hauptabteilung Militär und Zivilschutz im Departement Sicherheit und Justiz zurück. „Er hat seine Aufgabe mit Bravour gelöst“, betonte Regierungsrat Dr. Andrea Bettiga in seiner Dankadresse am Jahresendrapport 2008 der Hauptabteilung vom letzten Freitag im Truppenlager Matt.



Divisionäre Hans Ulrich Solenthaler sprach am Rapport in Matt Klartext. Hanspeter Danuser berichtete über den touristischen Erfolg „seines“ St. Moritz. (Bild; Jann Etter)
Divisionäre Hans Ulrich Solenthaler sprach am Rapport in Matt Klartext. Hanspeter Danuser berichtete über den touristischen Erfolg „seines“ St. Moritz. (Bild; Jann Etter)

Es gehe eine Ära zu Ende, sagte Bettiga. Stüssi ist 1984 als Nachfolger von Oberst Peter Schlittler vom Landrat zum Zeughausverwalter gewählt. Mit der Verwaltungsreform übernahm er die Hauptabteilung Militär und Zivilschutz, dann auch noch das Kreiskommando; er war auch verantwortlich für die Schiessplätze.

Für das Zeughaus gekämpft

Stüssi hat auch den markanten Wandel in der Armee in den letzten Jahren erlebt und loyal mitgetragen. Der Aufgaben bereicht des Zeughauses wurde verringert, der Personalbestand verkleinert. Anderseits kam der Zivilschutz hinzu, und neuerdings erbringt das Zeughaus auch gewisse Service-Dienstleistungen für die Polizei, um nur weniges zu nennen.

Stüssi musste, zusammen mit „seinen“ Regierungsräten, für die Weiterbestand unserer Militärbetriebe kämpfen. Franz Schiesser, der frühere Militärdirektor, kann darüber besonders lebendig zu berichten. Wie die Zukunft aussieht, weiss man nicht. Nach den an der Landratssitzung vom 26. November geäusserten Meinungen scheinen am Horizont Silberstreifen aufzutauchen. Bettiga betonte seinerseits, er habe zwar nur kurze Zeit mit Stüssi zusammenarbeiten dürfen, aber es sei eine gute Zeit gewesen.

In grösserem Rahmen

Zum heurigen Rapport, der eben auch ein Abschiedsrapport war, waren besonders Viele eingeladen worden, neben politischer und militärischer Prominenz auch Freunde des Scheidenden, speziell aus dem Jagdwesen, denn Stüssi ist ein grosser Jäger.

Höchster militärischer Gast war Divisionär Hans Ulrich Solenthaler, Kommandant der Territorialregion 4 (er steht auch im Gespräch als neuer Chef der Armee), begleitet von Hans-Peter Wüthrich, Kommandant der Infanterie-Brigade 7.

Auch das Programm sprengte wenigstens teilweise den üblichen Rahmen. Stüssi hielt wie üblich Rückschau auf das vergangene Jahre, blickte aber auch weiter zurück, ohne sich aber in Details zu verlieren, obschon er in der Lage gewesen, z.B. eine Gamellenstatistik zu präsentierten…

Die Zielsetzungen für das kommende Jahr aber sind nun Sache seines Nachfolgers Oberstleutnant Mathias Vögeli, der am 19. Dezember das Dossier der Militärbetriebe übernimmt; ebenso Major Walter Rhyner dasjenige des Kreiskommandanten.

Gewiefte Moderatorinnen

Walter Rhyner hatte eine höchste humorvolle, sehr informative „Spezial-Tagesschau“ über das langjährige Wirken seines Chefs zusammengestellt. Als gewiefte Moderatorinnen wirken Ursi Graber und Margrit Landolt.

Dr. Hanspeter Danuser, bis vor kurzem St. Moritzer Kurdirektor, berichtete ausführlich über die „Marke“ St. Moritz, wie er sie, eigentlich mit wenig Mitteln, bekannt gemacht habe (St. Moritz ist heute die europaweit bekannteste Feriendestination) und wie er die gehobene Kundschaft, die ins Engadin reist, mit exklusiven Veranstaltungen und Angeboten zu gewinnen, zu unterhalten und auch zu halten vermochte, wobei es u.a. auch darum ging, neben den Wintergästen mehr Sommergäste anzulocken.

„Aktuelles zu unserer Armee“

Das stark beachtete, kurzweilige und auch humorvoll vorgetragene Hauptreferat hielt Division Hans Ulrich Solenthaler unter dem Titel „Aktuelles zu unserer Armee“. Der Zeitpunkt hätte nach der Wahl eines neuen Chefs des VBS nicht aktueller sein können!

Solenthaler, früherer Kommandant der Felddivision 6 und Ausbildungschef des Heeres, betonte, dass die Armee noch nie so gut ausgebildet gewesen sei wie heute, und ihre Angehörigen seien „motiviert, engagiert und technisch gut“. Anderseits bestehe keine Einigkeit über die Aufgaben der Armee, und die Politik bekunde erhebliches Desinteresse. Es gebe auch die „Abwärtsspirale des Sparens“.

Zur Bedrohungslage erklärte Solenthaler, die Schweiz sei von aussen nicht gefährdet, und auch im Innern existiere praktisch keine Bedrohung. Dennoch müssten wir die Armee auf vielschichtige Aufgaben vorbereiten, so für die Bewältigung von Krisen im Ausland (Friedenssicherung). Kernkompetenz ist freilich die Raumsicherung und Verteidigung.

Die Armee hat aber Bestandessorgen, auch aus gesellschaftlichen Gründen. Die Zahl der Rekruten - bei gleich bleibender und hoher Tauglichkeitsquote von rund 60 Prozent - nimmt ab. Beim Kader über der Stufe Zuführer, speziell bei den Führungsgehilfen, herrscht erheblicher personeller Mangel. Das an den Universitäten neu gepflegte so genannte Bologna-System erlaubt kaum den Studien-Unterbruch zwecks Absolvierung von militärischen Beförderungsdiensten, und die Globalisierung der Wirtschaft bedingt vermehrt Auslandaufenthalte.

Zum Militärbudget sagte Solenthaler, die gut drei Milliarden Franken pro Jahr reichten kaum aus, um die Soldaten modern auszurüsten, worauf sie doch Anrecht hätten. Die steigenden Unterhaltskosten des immer komplizierteren Materials verschlingen viel Geld, das dann eben andernorts fehlt. Die einsatzorientierte Ausbildung, etwa auch für die subsidiären Einsätze zu Gunsten der Zivilbevölkerung, leide unter diesen Vorzeichen. Im übertragenen Sinne gilt das auch für die Luftwaffe, die unbedingt neue Maschinen brauche.

Solenthaler stiess mit seinen Ausführungen und Forderungen auf grosses Verständnis.