Sucht kennt kein Alter

Beim 2. Generationenpodium Glarus Süd ging es um «Sucht im Alter». Das Al¬terszentrum Schwanden (AZS) hatte Prof. Dr. med. Christoph Hürny, Seraina Tipp-mann und Margrit Brunner eingeladen, mit dem interessierten Publikum im Bereich Altersarbeit über dieses Thema zu diskutieren. Die Lösungsansätze waren vielseitig und werden weiter vertieft.



Beispiele aus der Praxis: Professor Christoph Hürny
Beispiele aus der Praxis: Professor Christoph Hürny

Am Anfang stand ein Referat von Professor Christoph Hürny, Chefarzt an der geriatrischen Klinik St. Gallen. Seine Ausführungen beeindruckten die anwesenden Gäste. Anhand von anonymisierten Beispielen aus der Praxis zeigte der Spezialist auf, wie vielschichtig die Suchtproblematik im Alter auftreten kann. Alte Menschen stürzen, sind verwirrt, haben Krankheiten und kommen dann zum Arzt oder in stationäre oder ambulante Pflege. Hinter solchen Symptomen kann sich ein Suchtverhalten verbergen.

Es gibt im Alter verschiedene Risikofaktoren, welche berücksichtigt werden müssen. Ei-nerseits die vielseitigen körperlichen Gebrechen (Arthrose, Bluthochdruck, Verlust des Se-hens und Hörens, Herzkrankheiten, Krebs, Demenz und Diabetes) sowie schmerzhafte Verluste und Vereinsamung. Anderseits gibt es aber auch Faktoren, welche die älteren Menschen davor schützen, abhängig zu werden. Das sind insbesondere ein intaktes sozia-les Umfeld, eigenes Engagement, aber auch Familienmitglieder, die unterstützen, und die Fähigkeit, unabhängig und selbstbestimmt zu leben.

Weiter gilt es zu berücksichtigen, dass aufgrund der körperlichen Prozesse, Alkohol im Alter toxischer wirkt, weil das Zentralnervensystem dafür empfänglicher wird. Und bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln besteht eine hohe Suchtgefahr, die oft lange nicht erkannt wird. Auf jeden Fall sollten Menschen jeden Alters mit ihrer Sucht konfrontiert werden. Hier setzt denn auch die Arbeit der Beratungs- und Therapiestelle Sonnenhügel BTS, Glarus, an. Psychologin Seraina Tippmann zeigte kurz, wie die Fachstelle für Suchtfragen im Glar-nerland mit Betroffenen und Ärzten wie auch mit anderen Einrichtungen zusammenarbei-tet. Und Margrit Brunner von Pro Senectute beschrieb das breite Angebot, das für betagte Menschen in Sachen Gesundheitsförderung und Prävention auch im Glarnerland besteht.
Betriebsleiter Beat Meier, welcher im Anschluss die angeregte Diskussion moderierte, stellte bei den Referierenden Einigkeit fest, dass Entwicklungen und Veränderungen im Sinne einer Therapie in jedem Alter möglich sind und dass es deswegen sinnvoll ist, auch bei Menschen im Alterszentrum wach zu bleiben und das Risiko einer Sucht möglichst zu bekämpfen.