Swiss Small Hydro – Fachtagung Kleinwasserkraft im Linthpark Glarus Süd

Über 100 Teilnehmer aus der Schweiz und dem Ausland beteiligten sich an der Fachtagung von Swiss Small Hydro, dem Schweizer Verband der Kleinwasserkraft, im Forum vom Linthpark in Glarus Süd.



Swiss Small Hydro – Fachtagung Kleinwasserkraft im Linthpark Glarus Süd

Der Präsident von Swiss Small Hydro, Jakob Büchler, begrüsste die Anwesenden zuhinterst im Glarnerland und führte ruhig und speditiv durch die 37. Generalversammlung. Er bedankte sich bei Hans-Peter Keller für das Gastrecht im Forum vom Linthpark Glarus Süd in Linthal.

Zusammenarbeit mit der IG Kleinwasserkraft Glarnerland

In seinem Jahresbericht äusserte sich der Präsident sehr kritisch zur Energiestrategie 2050 des Bundes, aber auch über das neue Energiegesetz. «Mit der neuen Ausgangslage können über 100 Anlagen nicht mehr realisiert werden und Kleinwasserkraftwerke unter 1000 Kilowatt werden zukünftig nicht mehr gefördert.» Wie er weiter ausführte, habe die Swiss Small Hydro mit einer breit ausgelegten Medienmitteilung auf diese unerträgliche Situation von vielen Kleinwasserprojekten hingewiesen. «Aus Sicht des Vorstandes ist das ein unhaltbarer Zustand.» Geschäftsführer Martin Bölli präsentierte mit sichtbarer Freude die erste Nummer des neuen Magazins im A4-Format. Die Jahresrechnung, die Entlastung des Vorstandes sowie das Budget 2018 wurden von der Versammlung jeweils einstimmig genehmigt. Sämtliche Vorstandsmitglieder wie auch der Präsident stellten sich für eine weitere Amtsperiode zur Wiederwahl, was von der Versammlung mit Applaus und ebenfalls einstimmig genehmigt wurde. Die anwesenden Mitglieder begrüssten zudem den Vorschlag, Gespräche mit der IG Kleinwasserkraft Glarnerland betreffend einer zukünftigen Zusammenarbeit aufzunehmen.

«Glarner» Referate

Im Anschluss an die eigentliche Versammlung hatten die beiden Glarner Ständeräte Werner Hösli und Thomas Hefti sowie der Gemeinderat von Glarus Süd, die Gelegenheit, über die Bedeutung der Kleinwasserkraft im Glarnerland zu referieren.

Ständerat Werner Hösli: «Wir sind ein Wasserkanton und die Wassernutzung kann vom Talboden bis 3000 Meter in die Höhe gehen.» Um diese Wasserkraft zu nutzen, brauchen wir aber Regen», führte Hösli weiter aus. «Denn der Regen macht schön, dies in Anlehnung an einen früheren Slogan «Das Glarnerland macht schön». Er erklärte, dass 2010 die IG Kleinwasserkraft Glarnerland gegründet wurde, weil die Wasserkraftnutzer nicht mehr die Lieblinge der Nation waren. Durch laufend neue Einschränkungen sahen die Betreiber der Kraftwerke die Notwendigkeit, sich zusammenzutun. «Ein starker Player wurde damit aus der Taufe gehoben.» Hösli betonte, dass der Vorstand an der vorgängigen Sitzung beschlossen habe, im Moment etwas abzuwarten, so nach dem Motto «Willst du Frieden, bereite den Krieg vor», denn mit der Energiestrategie hat die Wasserkraft nicht unbedingt das Glückslos gezogen. Er erklärte den Anwesenden, dass dieser Linthpark Glarus Süd nur dank der Wasserkraft laufend weiter ausgebaut werden konnte. «Es sind noch weitere interessante Projekte wie zum Beispiel ein Mehrgenerationen-Wohnpark in Arbeit.»

Gemeindepräsident Mathias Vögeli informierte in seinem interessanten Referat die Anwesenden über die Gemeinde Glarus Süd. «Am 1. Januar 2011 fusionierten 17 Dörfer zur heutigen Gemeinde, der flächenmässig zweitgrössten der Schweiz.» Wie er weiter betonte, gelte der Kanton Glarus und auch die Gemeinde Glarus Süd als erstindustrialisierte Gegenden der Schweiz. Wobei vor allem die Textilindustrie prägend war, denn es gab in jedem der 17 Dörfer Spinnereien und Webereien. «Dabei spielte selbstverständlich die Wasserkraft eine entscheidende Rolle.» Leider, so Vögeli, sei mit der Konkurrenz aus den Billiglohnländern ein Grossteil der Textilindustrien verschwunden. Interessant auch sein Blick in die sehr lebhafte Vergangenheit der 17 Dörfer, wobei immer das Wasser und damit verbunden die Wasserkraft eine wichtige Rolle spielte. «Das Wasser wird immer unser wichtigstes Gut bleiben, denn Wasser ist Lebensmittel und Produktionsmittel, ist Energiequelle und Erlebniswelt zugleich.»

Ständerat Thomas Hefti gab in seinem Referat einen kurzen Einblick in die nicht immer einfachen Besonderheiten des Glarner Wasserrechtes. «Wenn wir im Kanton vom Glarner Wasserrecht sprechen, so meinen wir im Grundsatz das, was Johann Jakob Huber, der Schöpfer des Glarnerischen Gesetzbuches im Paragraf 54 bis 59 vor etwa 150 Jahren im Wasserrecht positioniert hatte.» Hefti nahm in seinem sehr informativen Referat auch stark Bezug auf die Frage der Wassernutzung, des Wasserzinses und der Pflege, dem Unterhalt der Wuhr. «Bei all diesen Punkten tauchte und taucht immer wieder die Frage der Kosten, der Nutzung und der Verantwortung auf.» Wie er weiter ausführte, sind das Fragen und Probleme, welche nicht immer einfach zu lösen seien. Der erwähnte Wasserzins sei aber auch ein wirtschaftlicher Faktor, so seien 2017 dem Kanton Glarus Wasserzinseinnahmen von rund 6,9 Mio. Franken in die Kasse geflossen. «Glarus Süd vereinnahmt an Wasserzinsen jährlich einen Betrag von 2,3 bis 2,6 Mio. Franken.» In seinem Blick in die Zukunft zeigte sich Hefti weniger optimistisch, seien doch sehr viele wichtige Fragen noch zu klären und vor allem die Einschränkungen, welche die Kleinwasserkraft betreffen, sollten dringend überdacht werden.

Fachreferate und interessante Exkursionen

Regula Petersen ist beim BFE die Ansprechpartnerin für Kleinwasserkraft. Zu ihren Aufgaben gehören das Förderprogramm Kleinwasserkraft von EnergieSchweiz sowie Fragen im Zusammenhang mit der Einspeisevergütung und den Innovationsbeiträgen. In ihrem sehr gut dokumentierten Referat gab sie einen verständlichen Einblick in ihre Arbeit. Sie orientierte im Speziellen über den Stand der KEV-Anlagen, welche sich zurzeit in Betrieb befinden. Referierte über den Produktionsverlauf eben dieser KEV-Anlagen, informierte detailliert über das neue Energiegesetz Förderlandschaft 2018, über den momentanen Stand der Förderung für Kleinwasserkraft und den aktuellen Stand dieser erwähnten Förderung. Die anwesenden Delegierten verfolgten mit grosser Aufmerksamkeit den Ausführungen von Regula Petersen.

Nach einer kurzen Pause und einem weiteren Referat von Oliver Stössel, Senior Fachexperte Netzwirtschaft VSL, verschoben sich die Delegierten ins Tierfehd zu einem feinen Mittagessen im Hotel Tödi. Am Nachmittag stand ein wahlweises Exkursionsprogramm zum Pumpspeicherwerk Linth-Limmern, einer Baustellenbesichtigung, dem Stollen Projekt Doppelpower Schwanden oder dem Kraftwerk Rufi mit 3-Kammer-Entsander auf dem Programm.

Mit einem feinen Apéro und den Grussworten vom Glarner Landammann Dr. Rolf Widmer wurden die Delegierten nach einem informativen und ereignisreichen Tag verabschiedet.