Täglich sind Entscheidungen zu treffen

Nach wie vor erfreut sich der Berggottesdienst auf «Nüenhütten grosser Beliebtheit. Jeweils am ersten Samstag im August «pilgern» viele Gäste von Obererbs über den Höhenweg zur «Kirche» unter freiem Himmel. So auch dieses Jahr und wiederum bei strahlend schönem und mildem Wetter. In diesen Tagen leider keine Selbstverständlichkeit.



Direktor der Sportbaghnen Elm
Direktor der Sportbaghnen Elm

Bereits zum 25. Mal wurde der Berggottesdienst auf «Nüenhütten» durchgeführt und erst zwei Mal verpasste Kaspar Rhyner, VR-Präsident der Sportbahnen Elm, diesen Anlass. An seiner Stelle begrüsste der Direktor der Sportbahnen, Bruno Landolt, die Gäste aus nah und fern. Zum 22. Mal wurde die Predigt, auf die die Besucher jeweils sehr gespannt warten, von Pfarrer Eckhard Raster abgehalten. In seiner Begrüssung sprach Landolt, dass man täglich viele Entscheidungen zu treffen habe. So musste er heute früh entscheiden, ob die Bergpredigt im Freien durchgeführt werde oder nicht. «Zum Glück habe ich hier die richtige Entscheidung getroffen.» Dies, so Landolt weiter, sei oft nicht der Fall und getroffene Entscheidungen würden nicht die erwarteten Resultate bringen. «Was wäre schlussendlich das Leben, ohne das wir täglich Entscheidungen treffen müssen. Dieser Prozess beginnt ja bereits nach dem Aufwachen.» Oft seien es grössere Entscheide, aber ab und zu auch kleinere, aber nichtdestotrotz wichtige Entscheidungen, die täglich getroffen werden müssten. «Wer viele Entscheidungen treffen muss, der trifft ab und zu auch falsche Entscheidungen. Sie liebe Berggottesdienstbesucher, haben sich heute früh richtig entschieden, dass sie heute auf «Nüenhütten» erschienen sind.»

«Am höchsten steht die Liebe»

Zu Beginn seiner Predigt nahm Pfarrer Eckhard Raster den ihm zugespielten Ball von Landolt auf. «Eigentlich könnte ich es mir ganz leicht machen und meine Predigt heute kurz halten. Gehen Sie nach Hause und treffen Sie die richtige Entscheidung.» Er habe sich entschieden, heute in seiner Predigt Einblick in das Leben eines Menschen zu geben. Eines Menschen, der die Konfirmanden im Lager beschäftigte. Pfarrer Raster las die weltbekannten Worte von Apostel Paulus. «Was geht Ihnen beim Namen Paulus durch den Kopf? Vom Saulus zum Paulus?» Ihm, so Raster, imponiere dieser Paulus, der als junger Pharisäer ganz und ohne jeden Abstrich und aus voller Überzeugung das Gesetz vertrat. Und dazu gehörten auch die damals brutalen Eingriffe in die neue Sekte «dem Christentum». Dann habe Saulus etwas erlebt, das er nicht so geplant hatte und wo er zuvor nie dachte, dass es so etwas gebe. «Er wird überwältigt, und ich sage jetzt, von der Liebe, es wirft ihn regelrecht auf den Boden.» Nach diesem Erlebnis, bei dem er die Worte Jesus vernahm, wurde aus Saulus der Paulus. Paulus wird nach diesem Erlebnis zum grossen Apostel auf dieser Welt. Ihm, so Raster weiter, imponiere Paulus auch im zweiten Teil seines Lebens. Im Laufe seiner Predigt stellte er den Anwesenden die Frage, wer die folgenden Worte gesagt habe. «Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.» Zum Erstaunen waren dies Worte von Paulus, Worte, die wohl in seiner Aussage eher in die heutige Zeit passen würden. Raster differenzierte aber diese Worte und nahm ihnen die unerwartete Schärfe. Richtig seien diese Worte wohl, aber es gab auch noch die andere Formulierung: «Wer nicht arbeiten kann, der soll essen.» Der Unterschied liege also einzig und alleine in nur einer Aussage, nämlich will oder kann. Am Ende seiner sehr einfühlsamen Predigt hatte Pfarrer Raster noch mit den Tücken des Mikrofons zu kämpfen. Seine Stimme war aber stark genug, um auch ohne technisches Hilfsmittel für alle verständlich weiterzusprechen. Sehr sympathisch seine spontane Spendenaufforderung zugunsten der hungerleidenden Bevölkerung in Somalia. In Mangel eines passenden Beutels wurde der leere Kasten einer Tuba herumgereicht. Die Kollekte an HEKS ergab die schöne Summe von 700 Franken.

Wie gewohnt umrahmte und begleitete die Elmer Dorfmusik diesen Berggottesdienst musikalisch und gab dem Anlass somit einen ganz besonderen Glanz.