Tagebuch aus Seoul – erste Episode

Nun sind es doch schon fünf Wochen her, als wir hier in Seoul angekommen sind. Viel hat sich in dieser Zeit getan. Das Anmelden bei den Behörden, die Wohnungssuche, der erste Einkauf, Umzug vom Hotel in ein kleines Appartement und so weiter. Man kann es eigentlich in drei Worte fassen: spannend, aufregend und interessant.



Tagebuch aus Seoul – erste Episode

Nun aber der Reihe nach.
Am ersten Samstag nach unserer Ankunft trafen wir uns mit einem Wohnungsmakler, der uns gleich den ganzen Tag auf Trab hielt. Er drückte uns eine lange Liste mit Wohnungen in die Hand, die zu besichtigen waren. Nun fuhren wir kreuz und quer durch die Stadt und schauten uns eine Wohnung nach der anderen an. Es war spannend, aber auch nicht so einfach. Sich immer wieder vorzustellen, ob man nun hier oder da die nächsten vier Jahre verbringen soll, strengte an, zumal das Wetter sehr warm und feucht war. Doch wir hielten durch und brachten auch diesen Tag hinter uns.

Sonntag war ausruhen angesagt. Wir machten einen kleinen Spaziergang im Quartier. Doch die meiste Zeit hielten wir uns im Hotel auf.

Das Quartier Itaewon ist eines der bekanntesten in Seoul. Da ist 24 Stunden etwas los. Auch sehr viele Restaurants findet man. Doch wir suchten ja keine Unterhaltung, sondern etwas Ruhe.

Die darauf folgenden Tage beschäftigte ich mich wieder mit der Wohnungssuche. Esther, meine Frau; musste ja auf der Botschaft arbeiten. Und da hatte sie sehr viel zu tun.

Nun gab es aber auch Tage, an denen ich nicht viel zu tun hatte. Da bot es sich natürlich an, die Stadt etwas näher kennenzulernen. Als Erstes besorgte ich mir eine T-money-card. Das ist nichts anderes als ein U-Bahn-Bus-Zug-Ticket. Ich hatte schon einiges gelesen über die Subway von Seoul. Aber trotzdem war ich überwältigt. Als ich zum ersten Mal in den Untergrund abtauchte, kam es mir so vor, als sei ich in einem ausserirdischen Film. Alles war unglaublich gross, hell und modern. Man ging durch endlose Gänge und lange Rolltreppen bis man endlich am Bahnsteig angekommen war.

Die Züge fahren minutengenau, sind sehr sauber und die Passagiere diszipliniert. Wie man es sich aus einigen asiatischen Ländern kennt. So machte ich also meine erste Bekanntschaft mit der Subway.

Wie gross, wie lang, wie breit sie ist, und was es sonst noch alles in der Subway von Seoul zu sehen gibt, erzähle ich mal in einer anderen Geschichte.

Aber es gibt natürlich auch über der Erde so einiges zu sehen. Doch dies, so dachte ich mir, spare ich auf eine kühlere Jahreszeit auf. Das Beste ist einfach, man hält sich in klimatisierten Räumen auf.

Und dazu gehören auch die riesigen Einkaufszentren in dieser Stadt. Und riesig sind sie. Ich hatte ja in all den Jahren, in denen ich in grossen Städten der Welt gelebt hatte, schon so einiges gesehen. Doch scheinbar noch nicht alles. Per Zufall geriet ich an ein solches Center. Ich hatte zwei Stunden Zeit. Doch die reichten bei Weitem nicht aus, um sich alles in aller Kürze mal anzusehen.
So machte ich mich wieder auf den Heimweg und vergingen die Tage. Doch immer wieder erwischte ich mich, wie ich mich umsah und dachte:

Ist es tatsächlich wahr? Lebe ich nun in Südkorea? Für viele ist es nicht einfach, sich das vorzustellen. Doch für uns ist dies seit nun mehr 25 Jahren Realität. Immer wieder in anderen Ländern dieser Welt zu leben.

Der erste Mitarbeiter des Botschafters und seine Gattin luden uns eines Tages zu einem Abendessen ein. Wir fuhren quer durch die Stadt, am Parlamentsgebäude und dem grossen Palast vorbei. Um dann kurz danach in einer kleinen Gasse zu verschwinden. Dort befand sich ein Gourmet-Restaurant, das von einem Schweizer geführt wurde. Wir waren gespannt und freuten uns auf ein tolles Essen. Und es war toll. Der Chef empfahl uns seine Spezialitäten, schaute ab und zu mal vorbei, und bescherte uns einen sehr schönen Abend.

Nicht vergessen darf ich den 1. August. Da ging es in den Süden der Stadt zu einem klassischen Konzert. Es spielten koreanische und Schweizer Musiker zusammen. Anschliessend lud der Botschafter zu einem Apéro ein.

Auch Schweizer Musik fehlte nicht. Die Alpenrose-Örgeli-Kapelle, bestehend aus vier koreanischen Mädchen und einem Koreaner an der Bassgeige, spielten einige lüpfige Ländler. Ländler-Musik und auch Schweizer Traditionen sind in Korea sehr beliebt.

Es gäbe von diesen ersten vier Wochen noch so viel zu erzählen. Doch dazu reichen der Platz und die Zeit nicht aus. Doch keine Sorge. Irgendwann wird alles zu Papier gebracht und Sie dürfen es dann mit mir geniessen.

Übrigens was die Wohnungssuche betrifft: die ist abgeschlossen und der Vertrag ist unterzeichnet. Wir haben eine sehr schöne Wohnung in Hannam-dong gefunden. Nicht weit von der Botschaft entfernt.

In weiteren Folgen meiner Erlebnisse, werde ich Ihnen einiges über diese riesige und tolle Stadt erzählen. Fakten und Mythen. Neues und Altes. Kurioses und Seltsames. Bis dahin wünsche ich allen eine gute Zeit.