Tarife für Wasser und Abwasser wurden gesenkt

An einer in jeder Beziehung aussergewöhnlichen Marathonversammlung haben über 1000 Stimmberechtigte von Glarus Nord am Mittwochabend in Näfels eine sechsköpfige Schulkommission gewählt, das Organisationsreglement der technischen Betriebe sowie ein Wasser- und ein Abwasserreglement gutgeheissen. Klar stimmte die Versammlung jedoch für niedrigere Tarife beim Wasser und Abwasser.



die fast fünf Stunden dauerte
die fast fünf Stunden dauerte

Zur dritten ausserordentlichen Gemeindeversammlung von Glarus Nord konnte Gemeindepräsident Martin Laupper am Mittwochabend in der linth-arena sgu in Näfels fast 1100 Stimmberechtigte willkommen heissen, die alle beim Eingang ein elektronisches Abstimmungsgerät erhielten. In seinen einleitenden Worten bezeichnete er das begonnene Jahr 2010 als aussergewöhnlich. Nun laufe der Countdown für die neue Gemeinde, das sei historisch und zukunftsweisend, aber auch herausfordernd und anspruchsvoll. Die Erwartungen seien gross, aber das grosse Werk könne nur gelingen, wenn wir alle innerlich bereit seien uns auf die Veränderungen einzulassen.

Eine lange Wahl

Der neue Rat habe beschlossen, so fuhr Laupper fort, für die Wahl der Schulkommission erstmals eine elektronische Abstimmungshilfe der Firma Nimbus zu verwenden. Diese komme aber bei den Sachgeschäften nicht zum Einsatz. Jakob Fehr, Oberurnen, stellte den Antrag, auf diese Abstimmungshilfe zu verzichten. Sein Antrag wurde abgelehnt. Also ging es nun an die Wahl der Schulkommission, die trotz moderner Technik mühsam und harzig verlief. In insgesamt 20 Wahlgängen, die fast zwei Stunden dauerten, mussten aus den zehn portierten Kandidatinnen und Kandidaten sechs Mitglieder erkoren werden. Interessanterweise gab es von Wahlgang zu Wahlgang immer mehr Enthaltungen.

Als erstes Mitglied schaffte es im achten Wahlgang Renata Müller, Näfels, mit 424 Stimmen. Vier Wahlgänge später wählte die Versammlung mit 426 Stimmen Richard Eberhard, Niederurnen. Drei Wahlgänge mit 469 Stimmen benötigte das dritte Mitglied Irene Fischli, Näfels-Berg. Nur noch je zwei Wahlgänge brauchte es für Ruth Schöpf-Rüegg, Obstalden und Fritz Beglinger-Hauser, Mollis, mit 402 bzw. 385 Stimmen. Im ersten Wahlgang wurde schliesslich das sechste Mitglied, Anita Staub-Tremp, Bilten, mit 431 Stimmen erkoren.

Ja zum Organisationsreglement

Nach diesem Wahlmarathon war die Versammlung glücklicherweise damit einverstanden, für das Wahlbüro alle Mitglieder der bisherigen Wahlbüros in den acht Gemeinden bis Ende Jahr 2010 in ihrer Funktion zu bestätigen.

Das neue Organisationsreglement der Technischen Betriebe Glarus Nord erläuterte als Projektleiter und Experte Dr. Roger Sonderegger aus St. Gallen. Die acht bisherigen Versorgungsunternehmen werden neu in einem technischen Betrieb zusammengefasst, der in der Rechtsform eine öffentlich-rechtliche Anstalt bleiben soll. Hanspeter Huber, Niederurnen, stellte im Namen der CVP den Antrag, dass dem Verwaltungsrat nur zwei Mitglieder des Gemeinderates angehören dürfen und dass auch der Verwaltungsratspräsident nicht aus dem Gremium des Gemeinderates stammen dürfe. Erstmals entschied die Versammlung mit roter Abstimmungskarte, wobei beide Anträge der CVP abgelehnt wurden.

Wassertarif wurde gesenkt

Beim vorgelegten neuen Wasserreglement stellte der Vorsitzende fest, dass eine Verzögerung durch Rückweisung gravierende Auswirkungen mit Folgekosten hätte. Ingenieur Bruno Raymann, Glarus, erklärte als Experte die komplexe Materie der Zusammensetzung der Wassertarife. Arthur Bärtsch, Mollis, stellte für die CVP einen Rückweisungsantrag und bemängelte beim Tarif vor allem die höhere Belastung der Einfamilienhäuser. Er wurde unterstützt im Namen der SVP durch Dr. Peter Rothlin, Oberurnen. Res Menzi, Filzbach, Christina Bickel, Niederurnen, und für die Grünen Madleina Brugger, Mollis, plädierten für Eintreten, was in der Abstimmung mit grossem Mehr beschlossen wurde.

Nun kam es bei den Wassertarifen zu den erwarteten Anträgen. Jürg Rohr, Niederurnen, beantragte im Namen der Grünen eine Reduktion der Grundgebühr von Fr. 70.- auf Fr. 40.- pro m³ Nenndurchsfluss sowie eine Senkung der minimalen Grundgebühr von 170.- auf 100 Franken. Edgar Wolf, Niederurnen, im Namen der FDP, sowie SP-Landrat Thomas Kistler, Niederurnen Nach diesem Wahlmarathon war die Versammlung glücklicherweise damit einverstanden, für das Wahlbüro alle Mitglieder der bisherigen Wahlbüros in den acht Gemeinden bis Ende Jahr 2010 in ihren Funktion zu bestätigen.

unterstützten den Antrag. Trotz eindringlichem Appel des Gemeindepräsidenten stimmte die Versammlung mit grossem Mehr dieser Senkung zu.

Vorgeschlagene Abwassertarife unterlagen

Beim Abwasserreglement reagierte die Versammlung nach über vierstündiger Verhandlungsdauer mit Murren und Zwischenrufen, dass sie keine weiteren Erklärungen mehr durch Projektleiter Raymann wünschten. Ein Antrag von Dr. Ganda Schenk, Oberurnern, die Kirchen von den Anschlussgebühren zu befreien, wurde abgelehnt.

Bei den Tarifen beantragte Ann-Kristin Peterson, Niederurnen, im Namen der Grünen eine Senkung der Grundgebühr von 15 auf 10 Rappen pro m² gewichtete Grundfläche sowie eine Reduktion des Mengenpreises von Fr.- 1.40 auf Fr. 1.- pro m². Sie wurde im Auftrag der FDP unterstützt durch Andreas Zweifel, Niederurnen. Sehr deutlich wurden auch diese Herabsetzungen der Tarife angenommen.

Nach fast fünfstündiger Verhandlungsdauer, wobei etliche Stimmberechtigte nicht bis zum Schluss aushielten, konnte Martin Laupper die von ihm souverän geleitete Marathonversammlung kurz vor 1.00 Uhr für beendet erklären.