Seit ein paar wenigen Monaten ist die neue, gemeinsame CD „Tastenspiele“ von Daniel Zbinden und Emanuele Jannibelli auf dem Markt, und am Sonntagabend ging die CD-Taufe über die Bühne. Die beiden boten ein Programm, das viele Leckerbissen aus der Literatur für Harmonium und Klavier beinhaltete. Hinzu kamen zwei Stücke für ebendiese Instrumente plus Querflöte.
Henri Büsser live und Clifford Demarest ab CD
Henri Büssers Petite suite in D-Dur ist eine Folge kleiner Stücke für Flöte und Klavier. Das erste floss langsam dahin, und Hans Brupbacher an der Querflöte spielte ganz virtuos. Das zweite war die Inkarnation von Galanterie und Eleganz. Das vierte war schnell und verspielt und hörte sich unheimlich schön an. Büsser war Bürger von Amden und in der Schweiz so gut wie unbekannt.
Um eine Kostprobe der neuen CD zu geben, spielte Zbinden daraufhin die Fantasie in c-Moll für Orgel und Klavier des amerikanischen Komponisten Clifford Demarest ab. Bis anhin hatte man noch keine Gelegenheit, dieses Stück im Glarnerland live aufzuführen. Zbinden charakterisierte es als eine Mischung der Klavierkonzerte von Grieg, Schumann und Tschaikowsky.
Conrad Zwicky, der Aufnahmeleiter, erzählte vom Playbackverfahren, mit dem die CD aufgenommen wurde. Der Hall in der Stadtkirche war gross, und das Klavier musste in der Aula der Kantonsschule aufgezeichnet werden. Die Akustik der beiden Räume durfte nicht gemischt werden. Das Klavier tönt jetzt gegenüber der Orgel ein bisschen direkter.
Charles-Marie Widor und Alexandre Guilmant
Charles-Marie Widors Sechs Duos für Harmonium und Klavier bestehen aus Humoresque, Allegro cantabile, Marche nuptiale, Nocturne, Sérénade und Variations. Das erste dieser Stücke ist, wie es der Name sagt, das lustigste und fröhlichste. Es ist dreiteilig aufgebaut. Das Allegro cantabile ist ebenfalls dreiteilig, das Harmonium spielt in den Hauptteilen die tragende Rolle. Im Mittelteil gibt das Klavier seine wohlklingende Melodie zum Besten. Das Nocturne kommt lyrisch daher, mit der kantablen Oberstimme des Harmoniums zur dezenten Klavierbegleitung. Die Serenade hatte – wie die anderen Stücke auch – eine hervorragende Dynamik.
Bei Alexandre Guilmants Pastorale in A-Dur für Harmonium und Klavier übernimmt das Klavier nach und nach eine wichtigere Rolle und wartet mit romantischen Virtuosenfloskeln auf. Der Wechsel zwischen laut und leise glückte wiederum sehr.
Stadtkirchenorganist Emanuele Jannibelli gab danach ein Weihnachtslied aus Frankreich solo auf dem Harmonium zum Besten. Dabei musste er während des Spiels die Register ziehen.
Georges Bizet und Charles Gounod
Das Intermezzo aus der Arlésienne-Suite No. 1 von Georges Bizet („präpariert“ allerdings von César Franck) für Harmonium und Klavier fing mit majestätischen Akkorden des Flügels an, worauf das Harmonium leise antwortete. Später floss das Stück und perlte dahin.
Charles Gounod hat Johann Sebastian Bachs „Ave Maria“ unter dem Titel „Méditation“ für Flöte, Klavier und Harmonium umgeschrieben. Das ist die in jener Zeit gar nicht so unübliche ursprüngliche Besetzung. Wie klang es da anmutig durch den Soldenhoffsaal, und es war allen klar: Weihnachten steht vor der Tür!
CD „Tastenspiele“ von Daniel Zbinden und Emanuele Jannibelli. Werke von Demarest, Franck, Widor, Guilmant und Peeters. Erhältlich bei „Bäschlin“ und im „Glarussell“.