Tempo 30 oder Entlastungsstrasse?

Die am letzten Raumplanungs-Forum von Glarus vorgestellte Kernentlastungsstrasse hat eine grosse Diskussion in der Bevölkerung ausgelöst. Für die Interessensgemeinschaft Verkehrsarme Wohnquartiere (IG VWQ) wäre eine generelle Tempo-30-Zone im Stadtkern eine bessere Lösung. Den entsprechenden Gegenvorschlag stellte sie am letzten Montag den Medien vor.



John Trümpy von der IG VWQ gibt den Ball an die Gemeinde
John Trümpy von der IG VWQ gibt den Ball an die Gemeinde

Dass die Verkehrssituation im Kern von Glarus problematisch ist, hat sich bereits im ersten Forum der Gemeinde Glarus zur Raum- und Ortsplanung herausgestellt. Im Frühling präsentierte die Planungskommission eine ganz neue Idee für die Entlastung: Ein Teil des Verkehrs soll über die Nordstrasse über Ygruben entlang der Linth bis zur Brücke bei Ennenda abgeleitet werden. Schon kurze Zeit darauf regte sich vor allem aus den betroffenen Quartieren grosser Widerstand, daraus resultierte die Interessensgemeinschaft Verkehrsarme Wohnquartiere, die am letzten Montag ihren Gegenvorschlag den Medien vorstellten.

Nachteile überwiegen

Für John Trümpy beinhalte die neue Strasse mehr Nach- als Vorteile. «Und dies nicht nur für die betroffenen Anwohner», betonte er an der Pressekonferenz. So würde wichtiges Naherholungsgebiet entlang der Linth zerstört. Ausserdem sei wegen des grossen Gefälles der Nordstrasse im Winter mit grossen Problemen mit Lastwagen zu rechnen. Ruedi Uhlmann wandte ausserdem ein, dass hier auch der Schulweg von sehr vielen Kindern tangiert werde, was deren Sicherheit deutlich stärker gefährde. Dass für das Zentrum von Glarus Handlungsbedarf bestehe, betonte aber auch die IG VWQ. Ihre Lösung für dieses Quartier ist die Verkehrsberuhigung des Stadtkerns.

Schneller dank Verkehrsberuhigung

So soll eine Tempo-30-Zone vom Kantonsgericht bis Höhe horgenglarus eingerichtet werden. «Dazu gehört auch, dass die Fussgängerstreifen, aber auch die Parkplätze an der Hauptsrasse aufgehoben werden», begründete Bruno Raymann den Vorschlag weiter. Dafür soll ein verbreiterter Mittelstreifen eingerichtet werden. «Dadurch werde der Verkehrsfluss deutlich verbessert.» Bereits grosse Erfolge mit diesem Konzept habe die Gemeinde Köniz gemacht (ein kurzes Video ist auf youtube. com unter dem Suchbegriff «Glarus Tempo 30» abrufbar). «Bereits wenn man zwei Mal anhalten muss, braucht man heute länger als anschliessend mit der 30er-Zone.» Zusätzlich soll das Zentrum mit Parkzonen im Süden und Norden entlastet werden.

Meinung der Bevölkerung wichtig

Die anwesenden Vertreter der Gemeinde Glarus dankten im Anschluss für den Dialog mit der Interessensgemeinschaft. Der Vorschlag sei dabei aber bereits eine Massnahme in der Raumplanung. «Gerade was die Parksituation angeht, haben sie uns aber konkretere Vorstellungen gegeben», meinte Gemeinderat Christian Büttiker, Projektleiter Ortsplanung Glarus. Die Ortsplanung müsse jedoch von der Bevölkerung bestätigt und unterstützt werden. Er stellte dabei die Frage in den Raum, ob die Glarner gewillt und bereit seien, für eine grossräumige 30er-Zone. Falls dem nicht der Fall wäre, müsse die Gemeinde weitere Möglichkeiten für dieses Problem haben. «Die Ortsplanung ist eine Herkulesaufgabe für die neuen Gemeinden», räumte Gemeindepräsident Christian Marti ein. Dabei gehe es darum, verschiedene Ansichten, Meinungen und Ideen zu einem grossen Ganzen zusammenzufügen. Dass sich bei gewissen Punkten Oppositionen bilden, sei dabei ganz normal. «Deshalb haben wir von Anfang an den Dialog mit der Bevölkerung gesucht.» Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am 25. August beim nächsten Forum Ortsplanung in der Mehrzweckhalle in Netstal. Hier hat die IG VWQ Gelegenheit, ihren Gegenvorschlag den Anwesenden vorzustellen.