The Bluesanovas im Wortreich Glarus

Da müssen schon besondere Beziehungen gespielt haben, dass eine derart bekannte, über viele Grenzen hinaus stark beachtete und riesig spielfreudige Band den Weg in die kleinste Hauptstadt vieler Breiten- und Längengrade gefunden und sich für einen – wen wundert`s – verdient stark besuchten Auftritt in der Kulturbuchhandlung Wortreich gefunden hat. Das Kommen brauchte niemand, aber auch gar niemand zu bereuen. Was angesagt und angeboten war, kam Hochklassigem gleich, war riesig laut, fröhlich, bestens abgestimmt, von unzähligen, stets stark beklatschten Solis geprägt. Alles kam so schwungvoll, beseelt, ebenso kraftvoll wie innig einher.



"The Bluesanovas im Wortreich Glarus" (alle Bilder von Peter Meier)
"The Bluesanovas im Wortreich Glarus" (alle Bilder von Peter Meier)

Man staunte übers Outfit der Musiker, Anzug, Krawatte, Hut waren äussere, stilvolle Einheit. In einer Vorschau war nachzulesen, dass Blues «Made in Germany» und Bluesanovas miteinander eng, ja untrennbar verbunden seien, dass das aus Till Seidel (Gesang, Gitarre); Felipe Henrique (Gitarre); Jimmy Maxwell (Bass); Nico Dreier (Piano) und Philipp Dreier am Schlagzeug eine stark beachtete, anerkannte und mit mehreren Preisen bedachtes Quintett sei. Auf diese ungemein schwungvoll ausgestaltende Gruppe sei sogar Eric Clapton aufmerksam geworden. Er habe die fünf Münsterianer auf seine Deutschlandtournee 2022 als Supportact eingeladen.

Und dass nach vielen namhaften Aufführungsorten auch Glarus als Tourneeort aufgenommen wurde, war toll, willkommen, stiess auf verdient hohe Beachtung. In Windeseile begrüsste Christa Pellicciotta, Geschäftsführerin im Wortreich, wies auf Attraktives in den kommenden Wochen hin und verliess die Bühne, um der spielfreudigen Gemeinschaft Platz zu machen. Das Publikum war nach den ersten wuchtigen Takten und der munteren Ansage von Till Seidel rasch eingestimmt, klatschte, machte bereitwilligst mit. Es begann zu swingen, wurde ungemein rassig, gedieh schwungvoll, machte sich wohltuend breit. Die stimmigen Wechsel hatten es in sich, zeugten vom hohen Können und der grossen Spielfreude, die nicht einfach Routine war – auch nach der mehrfach erwähnten langen Tournee.
Die Musik war Kultur, schwungvollstes Leben. Es wurde ab Bühne zum Mitswingen eingeladen, Tanzen war wegen der räumlichen Verhältnisse nicht möglich. Man genoss Wucht, hohe Eleganz, Träumereien, Flehen, Leidenschaften aller Art, vernahm einiges über Mitternächtliches in Irgendwo, über gelebte und erlebte Liebe in Stilrichtungen wie Soul, Blues und Rock`n`Roll. Man liess sich noch so gerne mitführen, verwöhnen, nahm Anteil an Begegnungen und Aussagen aller Art.

Und irgendwann einmal war alles zu Ende, mit Dank, langen Zugaben, Verweilen beim CD-Angebot oder an der kleinen Bar. Es war hochgradig stimmungsvoll. Die Interpretierenden durften den kleinen Hauptort mit der Gewissheit verlassen, dass sie riesig gekonnt, mit viel Hingabe, hohem Können und musikalischem Reichtum tätig waren – und dass bei Teilen des Publikums vielleicht im tiefsten Innern der Wunsch nach einer erneuten Begegnung aufgekommen war.