«The Pashion of Musicke» in der Kirche Ennenda

Die Titelgebung des Konzerts war auch für Sprachbegabte leicht fordernd, aber beim weiteren Durchlesen der Programmankündigung wurde alles irgendwie verständlicher, machte neugierig, war derart einladend, dass sich viele Personen in der reformierten Kirche Ennenda – einem baulich und akustisch wertvollen, gepflegten Raum – einfanden.



«The Pashion of Musicke» in der Kirche Ennenda

Dank willkommenen Erläuterungen und gehaltvollem, einfühlendem Ausgestalten wurde man über viele Konzertminuten hinweg mit Lieblichem, vordergründig zuweilen leicht Dramatischem und der üppig farbigen Gefühlswelt der Renaissance in England vertraut gemacht.

 

Und es war so ein «Rundum-Genuss» den die Sopranistin Ana Djordjevic , Schoschana Kobelt (Alt, Barockcello), Marie Verstraete (Blockflöten, Altgambe), Jenny Berg (Bassgambe und Moderation) und Magdalena Mattenberger (Diskant- und Bassgambe) und bemerkenswert kreative Programmgestalterin der spürbar faszinierten und mit grosser Hingabe zuhörenden Besucherschar anboten. Es war ein Verwöhnen auf hohem Level, faszinierend, kurzweilig, willkommen abwechslungsreich.

Die Moderatorin Jenny Berg, unter anderem als Musikredakteurin bei SRF 2 Kultur tätig, führte in die bewegte Vergangenheit Englands um 1550 – 1600 ein, wies auf deren Blütezeit, Musiker und Literaten hin. Es muss – folgte man den aus dem Englischen übertragenen Liedtexten – eine Zeit der schwärmerischen Liebe und Leidenschaft, des fast grenzenlosen Glücks, des Anhimmelns, Einherträumens, Erflehens, der nachvollziehbaren Zügellosigkeit, der Anbetung eines auserkorenen Idols gewesen sein.

Derartiges musikalisch adäquat umzusetzen ist und bleibt fordernd, sind doch enorm wechselvolle Momente zu Gehör zu bringen. Beim Hinhören schien es, als seien Zauberhände am Werk, derart elegant, wirblig, urplötzlich verharrend, vor sich hinträumend, dann wieder mit munterstem Tanz, hohen Tempi, faszinierender Eleganz und spieltechnisch hoher Reife wurde so vieles ausgespielt. Gamben, das zeigte sich, sind schwierig zu bespielen, sind vorerst mal mit hoher Geduld aufeinander abzustimmen, dulden nicht mal leichteste Patzer. Ihr Klang ist voller Wärme, kann wieder schroff, herrisch einherkommen, sich Tänzerischem genussvoll hingeben. Es wurde mit viel Leidenschaft, kenntnisreichem Miteinander ausgedrückt.

Stimmlich ergänzten sich Ana Djordjevic und Schoschana Kobelt hervorragend, nie forcierend, mit warmem, fülligem Klang, kunstvoll und feinsinnig, mit grosser innerer Ruhe und Sicherheit. Marie Verstraete stellte ihre Spielkunst auf der Blockflöte mit unglaublicher Eleganz,vor. Die einherperlenden Klangfolgen waren temporeich, leidenschaftlich, anmutig, alle gleichermassen stark bewegend. Ihr Gestaltungsreichtum war – inmitten aller musikalischen Leidenschaften – derart, dass begreiflich spontaner Beifall aufkam.

Und wenn man sich unter «April is in my mistress` face», «Miracoulos», «A Mery Conceit» «What Greater Griefe», «Humour say what mak`st thou here» oder «Fain would I Change That Note» nicht allzu viel vorstellen, die Namen von Komponisten wie John Cooper (1570 – 1626); John Hilton (1599 – 1657); Tobias Hume (1579 – 1645), John Dowland (1563 – 1626) vielleicht irgendwann einmal gelesen hatte, tat das dem hohen Konzertgenuss gar keinen Abbruch.

Man wurde auf elegante Art richtiggehend mitgetragen, zum genussvollen Mitvollziehen auf charmante Weise aufgefordert. Es war wieder einmal einer jener Momente, der zu rasch vergeht.

Und nach dieser musikalischen Vielfalt wurde man im Kirchenraum kulinarisch gebührend verwöhnt, verweilte bei anregenden Gesprächen – und hatte sich dann wieder dem Alltag zu stellen.