Theater für Kinder in der Aula Glarus

Das Geschehen um Aschenbrödel hat unter Märchenliebhabern Kultstatus. Wer kennt die rührselige Geschichte eigentlich nicht? Da wohnen zwei Töchter und deren Mutter in gar vornehmer Umgebung. Man ist wohlhabend genug, um sich eine Dienstmagd leisten zu können. Wie die behandelt wird, kümmert niemanden. Dass ein heiratswilliger Prinz auftaucht und sich seine Zukünftige während eines dreitägigen Tanzfestes samt untadeligem Essen in seinem Schloss aussucht, sie auch findet, ist eben märchenhaft.



Theater für Kinder in der Aula Glarus

Der Umsetzung des Geschehens hat sich diesmal das Reisetheater Zürich angenommen. Auf Einladung der Kulturgesellschaft Glarus gastierte das Ensemble mit der Dialektfassung in der Aula unserer Kantontosschule. Neu inszeniert hat es Fabio Romano, Antonio Conde schrieb die dazu passende Musik. Zu Beginn wird in der grossen Küche agiert. Aschenbrödel wird auffallend schlecht behandelt. Mit übertriebener Mimik, Nachäffen, kränkenden Bemerkung wird da eine fertiggemacht, die sich gegen die Übermacht nicht wehren kann.

Ihre Mutter ist bekanntlich gestorben. Zuweilen wendet die Tochter ihr Gesicht himmelwärts, hält Zwiesprache, schildert ihr Leiden oder besucht das Grab auf dem Friedhof. Aschenbrödels Vater ist enorm oft auf irgendwelchen Geschäftsreisen unterwegs. Er hat sich zum zweitenmal verheiratet. Auch er wird deutlich herablassend empfangen, mit abfälligen Bemerkungen zu Geschenken überhäuft. Für Aschenbrödel ist er keine wirksame Hilfe. Er überlässt ihr Schicksal dem absolut zickigen Trio, das sich im Verlaufe der Handlung immer stärker auf das dreitägige Tanzfest einschwört. Der Anlass wurde vom Diener des Prinzen angekündigt

Aschenbrödel verrichtet ihre Arbeit, die aus Putzen und nochmals Putzen, dem Ertragen der faustdick ausgespielten Ungerechtigkeiten, der Erfüllung zahlreichster Wünsche der beiden Töchter und deren Mutter und anderem besteht. Sie klagt nie, sogar als die Linsen säuberlich auszusortieren sind. Wären da nicht die helfenden Tauben gewesen, hätte sie die Vorgabe der so überheblich befehlenden Mutter nie und nimmer erfüllen können.

Zwischen Gut und Böse ist da rasch unterschieden. Klar auch, wem die Sympathien zukommen. Es fragt sich zuweilen, weshalb die beiden Töchter und ihre Mutter mit derart übertriebenem Getue und abfälligen Gesten agieren. Aus Sicht der Erwachsenen ist das nicht erforderlich. Wie das bei den Kindern ankommt?

Es taucht der Diener des Prinzen auf. Er macht auf das Tanzfest und die Suche des Prinzen nach der passenden Frau nachhaltig aufmerksam. Die beiden Töchter stürzen sich samt Mutter in die Galagarderobe. Aschenbrödel müsste zuhause bleiben, wären da nicht irgendwelche Kräfte behilflich, die ihr den Aufenthalt im Schloss bis zur jeweils mitternächtlichen Stunde ermöglichen. Und der Prinz verliebt sich ausgerechnet in Aschenbrödel. Sie gibt sich nicht zu erkennen. Da der Prinz die Aussentreppe zu seinem Schloss mit Pech bestreichen lässt, bleibt ein Schuh haften. Nun beginnt die mühsame Suche nach der richtigen Trägerin. Die Mutter der beiden garstigen Töchter hilft beim Legen der quasi richtigen Spur mit und schneidet skrupellos den jeweiligen Fuss der Tochter so zurecht, dass der Schuh passt. Natürlich gelingt dieser Trick nicht.

Das glückliche Ende ist nahe. Aschenbrödel ist erlöst. Die weiblichen Bösewichte haben aus ihrem Tun vielleicht die richtigen Lehren gezogen. Die Kinder haben Aschenbrödel mit kräftigem Singen in verschiedenen Situationen so geholfen, wie die kecken Tauben im Rauchfang der Küche. Es kommt alles gut, es bleibt die Frage – wieder aus Sicht des Erwachsenen – ob zuweilen derart unwirklich drastisch, überdeutlich gespielt werden muss.

Gespannt sein darf man auf weitere Begegnung, die von der Kulturgesellschaft Glarus in der neuen Saison für Kinder angeboten werden.