Theater Glarus führt «Streikglocke» auf!

Die Glarner Fabrikarbeiter wussten schon vor 150 Jahren, was sie an Arbeitsbedingungen wollten – und was sie nicht zu akzeptieren bereit waren. Sie treten zum ersten Streik europaweit an. Geschützt werden sollen die Arbeiterinnen. Oder, wie sie Fabrikant Egydius Trümpy nennt, die «Fabrigglerwiiber».



Jeannot Hunziker
Jeannot Hunziker

Zum Inhalt: Um seine Arbeiterschaft pünktlich am Arbeitsplatz zu haben, liess Egydius Trümpy im Jahr 1837 im Turm seiner Stoffdruckerei «Schloss» in Glarus eine Glocke aufhängen. Der Inhaber und Patron der Fabrik liess sie dann von Montag bis Samstag jeweils um sechs Uhr morgens und um sechs Uhr abends läuten. Wer von seinen rund 600 Arbeitern nicht zur Zeit am Arbeitsplatz war, dem wurde die Hälfte des Taglohnes gestrichen. Der Lohn reichte aber kaum aus, um eine Familie zu ernähren. So hatten damals die Arbeiter zu Hause auch einen Gemüsegarten und einige Ziegen zu pflegen. Der Fussmarsch nach Glarus betrug für viele mehr als eine Stunde – und manchmal kamen einige deshalb zu spät zur Arbeit. Die Bevormundung durch das Glockenläuten ging den Arbeitern nun zu weit! So kam es vor 180 Jahren in Glarus zum europaweit allerersten Streik.

Kaspar Freuler verfasste über diese Ereignisse ein Theaterstück, das 1961 in Glarus uraufgeführt wurde. Nun bringt das Theater Glarus eine überarbeitete, historisch fundierte Fassung auf die Bühne.

Regie führt Jeannot Hunziker, welcher in der Vergangenheit schon erfolgreich mit dem Theater Glarus zusammengearbeitet hat. Im Vorfeld zu den Proben wurde von ihm das Theaterstück von Kaspar Freuler sorgfältig – mit Einbezug von Glarner Kennern in Geschichte und Dialekt – überarbeitet. Ihm zur Seite steht die Regieassistentin Sarah Engeler.

Schauspielerinnen, Schauspieler und Erzähler proben seit Monaten intensiv an ihrem Part.

26 Namen sind im Programm aufgeführt. Der Verein Theater Glarus verfügt hier über einen verdienten Bonus: Mit einem stetigen Zuwachs an Mitgliedern konnten alle Rollen schnell besetzt werden. Die Zuschauer werden ein Wiedersehen mit altbekannten Schauspielern feiern und dürfen sich von frisch dazugekommenen Darstellern begeistern lassen.

Der Theatersaal wird sich für dieses Stück vergrössern. Da der Restaurationsbetrieb «Theaterrestaurant» in diesem Jahr eingestellt ist, können beide Säle für die Aufführungen genutzt werden, was den Regisseur wiederum kreativ denken liess. So wird der grösste Teil der Aufführung mitten im Saal dargeboten, die Bestuhlung gestaltet sich rechts und links davon. Weitere Passagen finden auf der Bühne statt. Für diese Kulissenbilder war auch das «Budeliteam» gefordert. Auch diese Mitglieder des Theatervereins sind seit dem Frühjahr wöchentlich am Arbeiten.

Restauration und Vorverkauf: Da das Restaurant Schützenhaus vorläufig geschlossen ist, wird kein Theaterrestaurant im gewohnten Sinne geführt. Dafür werden die Bars im Unter- und Obergeschoss vor der Aufführung, in der Pause und nach der Aufführung geöffnet sein. Der Vorverkauf startet Montag, 16. Oktober, bei der glarnerSach: Telefon 055 645 61 42, Montag – Freitag, 08.00 – 12.00 Uhr und 14.00 – 16.00 Uhr, sowie online unter www.theather-glarus.ch.

Marlène Sieber