Traditionelle Handwerkskunst und modernste Technik

Im Rahmen der «Industriespionage» blickten rund 30 Interessierte am letzten Donnerstag hinter die Kulissen der traditionellen Möbelfabrik horgenglarus in Glarus. Alle waren tief beeindruckt von der Symbiose zwischen Tradition und Moderne.



Traditionelle Handwerkskunst und modernste Technik

Mit der Reihe «Industriespionage» ermöglicht das Produktmanagement des Kantons Glarus in diesem Sommer der Blick in traditionelle Unternehmen im Kanton. Am letzten Donnerstag war die Möbelfabrik horgenglarus an der Reihe. Das maximale Kontingent von 30 Personen fanden sich dann auch in den Ausstellungsräumen ein, nahmen die einzelnen Modelle in Augenschein oder sassen einige sogar Probe. Wie viel Aufwand und Akribe hinter jedem einzelnen dieser Stühle steckt, erfuhren sie anschliessend bei der Führung durch die Produktion.

Stühle für eine Generation


«Wir setzten bei der ganzen Produktion hohe Qualitätsmassstäbe», betonte Walter Knöppel, Leiter Marketing, zu Beginn der Führung. Dies fängt schon bei der Auswahl und dem Zuschnitt des Holzes an. Da nur hochwertiges Holz infrage kommt, gebe es ziemlich viel Abfall, der aber für die Heizung der Trocknungsanlage genutzt werden kann. «Ein horgenglarus-Stuhl besticht durch Qualität und Langlebigkeit, nicht durch den Preis», erläutert Knöppel die Philosophie des Unternehmens weiter.

Beugen und Fräsen

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist dabei auch die Beugung des Holzes. «Eine Kompetenz, die es in Europa so gut wie nicht mehr gibt.» Die Gäste zeigten sich so auch beeindruckt, wie die dicken Holzlatten, vorher genässt, unter grossem Druck in Form gepresst wurden. Die Symbiose zwischen Tradition und Moderne konnten sie dann ansschliessend in Augenschein nehmen. Wo auf der einen Seite der Sitzrahmen wie vor Jahrzehnten zugeschnitten und verleimt wird, frässt nur wenige Meter weiter eine hochmoderne CNC-Fräse auf punktgenaue Details aus dem Holz. Bis zum fertigen Stuhl fehlen dann noch das Schleifen, die Montage und die Lackierung. Komplexe und genaue Schritte, welche die rund 45 Mitarbeiter in Glarus fachkundig und äusserst erfahren verrichten. Insgesamt können so pro Tag rund 90 Stühle produziert werden, und das auf Bestellung.

Viele Sitze in Bern


Häufig sind dies Kleinaufträge von Privatkunden, aber auch grosse Aufträge. So standen im Lager schon die Stühle für einen Gerichtssaal im Tessin für den Transport bereit. Grösste Referenz der 1880 zuerst im zürcherischen Horgen gegründeten Firma, ist aber sicher das Bundeshaus in Bern. Schon bei der Errichtung des Gebäudes Ende des 19. Jahrhunderts war das Unternehmen für die Bestuhlung zuständig. Hier ein deutlicher Beleg für die Langlebigkeit der Produkte der horgenglarus: Als nach über hundert Jahren das Bundeshaus vor wenigen Jahren renoviert wurde, mussten die Stühle und Bänke nur leicht überarbeitet werden.