Training mit Blick auf Vancouver

In knapp einer Woche laufen tausende Athleten in Vancouver während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2010 ein, darunter auch zwei Glarner: Tobias Grünenfelder und Patrick Küng. Den letzten Schliff holen sich die beiden Skirennfahrer noch im Sportzentrum Filzbach.



Training mit Blick auf Vancouver

Aus einem Seitenraum einer Turnhalle in Filzbach scheint Licht und erklingt Musik, Aus der Nähe erkennt man ein komplett eingerichtetes Fitness-Studio und zwei Männer, die vor Spiegeln Gewichte heben, sich kurz setzten, um zu verschnaufen, um anschliessend an einem anderen Gerät weitere Übungen zu absolvieren. Die beiden Männer wollen dabei nicht ihren Weihnachtspeck abtrainieren oder ein „Six Pack“ aufbauen; ihr Ziel ist Olympia.

Auf dem Weg nach Vancouver

Tobias Grünenfelder und Patrick Küng, die beiden Glarner Skirennfahrer, machten letzte Woche zwischen Kitzbühl und Vancouver nochmals einen Abstecher ins Glarnerland, genauer gesagt ins Sportzentrum Filzbach. Hier bereiten sie sich mit Krafttraining und weiteren Übungen auf den Saisonhöhepunkt Vancouver 2010 vor. Die Stimmung ist konzentriert aber gut. Beide Sportler konnten die Saison bisher verletzungsfrei gestalten und auch die Ergebnisse konnten sich bisher sehen lassen. Grünenfelder und Küng haben sich in der Abfahrt bereits Ende vergangenen Jahres qualifizieren können; Grünenfelder gelang dies ausserdem mit seinem sechsten Platz in Kitzbühl auch im Super G. Dort sieht der Elmer seinen Start in Whistler, ausserhalb von Vancouver, als gesichert. Haben doch in dieser Kategorie nur vier Schweizer die Limite erfüllt. „In der Abfahrt werden wohl vier Fahrer, um die letzten beiden Startplätze fahren müssen,“ meinte Grünenfelder dazu. Die beiden Schweizer Abfahrts-Sieger Didier Cuche (auch nach seinem Daumenbruch) und Carlo Janka sind sicher gesetzt. Die vier weiteren, Grünenfelder, Küng, Didier Defago und Ambrosi Hoffmann, werden in den Trainings gegeneinander kämpfen. „ Auch wenn in der Öffentlichkeit viel von der Teamleistung geredet wird, Skifahren ist trotzdem eine Einzelsportart,“ erklärt Küng.

Für den Obstalder ist es die erste Teilnahme an den Olympischen Spielen. Dementsprechend gross ist die Vorfreude. Deutlich mehr Erfahrungen mit den Ringen hat sein Teamkollege. „Nach Salt Lake City und Turin sind dies bereits meine dritten Olympischen Spiele.“ An beiden Anlässen resultierte jeweils ein 12. Platz.

Formkurve stimmt

Dass sich der Elmer dieses Mal besser platzieren könnte, dafür stehen die Vorzeichen nicht schlecht. Auf der schwierigsten Strecke der Welt, der „Streif“ in Kitzbühl, erreichte er im Super-G trotz eines grossen Fehlers den ausgezeichneten sechsten Schlussrang. Ein bisschen wehmütig denkt Grünenfelder auch noch während der Vorbereitung auf Olympia an den verpassten möglichen Podestplatz, hofft dafür auf ein glücklicheres Ende in Whistler. Ebenfalls Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden kann sich Küng machen. In seiner ersten kompletten Saison im Weltcup absolvierte er oft zum ersten Mal eine Abfahrtsstrecke und konnte trotzdem mehrmals eine gute Platzierung herausfahren. In Kanada hat er diesen Nachteil nicht mehr. „Die Strecke ist für alle neu! Ausser den Kanadiern selber ist noch niemand die Olympia-Abfahrt gefahren.“

Trainingsstützpunkt Kerenzerberg

Dank dem grosszügigen Entgegenkommen des Sportzentrums Filzbach und von Zentrumsleiter Walter Hofmann konnte ein Kraftraum nach den Vorstellungen von Gregor Hagmann eingereichtet werden. Er ist auch Verantwortlicher für diesen Trainingsstützpunkt. Hagmann ist Swiss-Olympic Diplomtrainer, Sportmanager und Mentaltrainer. Seit über zehn Jahren hat er Tobias bereits unter seinen Fittichen und seit dem Herbst 2007 neu auch eine kleine Trainingsgruppe mit Patrick Küng, Cornel und Diego Züger, sowie Kathrin Fuhrer. „Die beiden Olympiafahrer haben in letzter Zeit ein Rennen nach dem andern absolviert und sind kaum aus den Skischuhen gekommen. Hier in Filzbach wird nun vor allem die Spitzigkeit und die Schnellkraft wieder aufgebaut.“ Hagmann ist überzeugt, dass die körperliche wie auch mentale Verfassung der beiden Rennfahrer ausgezeichnet ist. Dank einer optimalen Vorbereitung im Sommer haben die beiden die schweren Rennen von Wengen und Kitzbühl gut durchgestanden und sind, so Hagmann, auch für die kommenden Rennen in Vancouver konditionell in ausgezeichneter Form. „Das Training in einer kleinen Gruppe ist viel intensiver, denn man motiviert sich gegenseitig und hat zudem Gelegenheit, Details untereinander zu diskutieren.“ Dies ist sicher eines der Erfolgsrezepte von Hagmann, dass „seine Fahrerin“ und „seine Fahrer“ die lange Rennsaison konditionell durchstehen. Die Resultate haben ihm bisher auf jeden Fall Recht gegeben. Er blickt deshalb auch zuversichtlich und mit grosser Spannung in Richtung Vancouver.