Ulrich Bruppacher – noch einmal im Gartenflügel

Irgendwann einmal wird der in einer gar herrschaftlichen Umgebung stehende Gartenflügel Ziegelbrücke für ganz besondere kulturelle Begegnungen nicht mehr zur Verfügung stehen. Es ist ein Abschied, der schmerzt, sind es doch immer wieder ganz besondere Begegnungen mit Kunstschaffenden aus den Bereichen Malen, Fotografien, Installationen und anderem.



Ulrich Bruppacher – noch einmal im Gartenflügel

Ulrich Bruppacher aus Hätzingen gastiert mit seiner sorgsam gestalteten Rückschau an diesem Ort. Rückschau ist in gewissem Sinne auch Zusammenfassung, ist Einblick in Vergangenes. Das sind Fotos, Filmdokumentationen, Installationen – und alles übt eine ganz besondere, einmalige Faszination aus. Ulrich Bruppacher ist ein Kunstschaffender, der sich in kein Schema einfügen lässt. Sein Gestalten ist wohltuend vielseitig, ungewohnt, weit weg von kommerziell einfach Erfolgreichem, das sich mehr oder weniger mühelos verkaufen lässt. Er fordert mit seinen Objekten zum Verbleiben, zum langen Hinschauen, auch zum Gedankenaustausch auf. Er ist einer mit spürbaren Ecken und Kanten, der gewillt ist, seine Ansichten auszuformulieren, Konfrontationen nicht aus dem Wege geht. Das ist zuweilen nicht willkommen, hat aber bei Ulrich Bruppacher nie zu irgendwelchen Kompromissen geführt, die er nicht mehr vertreten könnte.

Die Rückschau in Ziegelbrücke ist denn auch so etwas wie ein Bekenntnis zu Vergangenem, das dank filmischem Erfassen weiterlebt, Bestand für alle hat, die sich mit ihm auseinandersetzen, in sein vielseitiges Schaffen Einblick nehmen. In Ziegelbrücke sind bei fast allen Objekten Klebestreifen angebracht, in markantem Schwarz beschriftet. So steht ein Gefährt auf Schienen, die silberne Figur ist Peterchen, der am Beginn seiner Mondfahrt steht. Geschichteter Schiefer, in kleinen sich zuweilen überlappenden Platten ist aufgereiht. Ein grosser Kompass ist unförmiges Reiseset, ist Anzeiger für jene, die dem Wegziehen, Forschen, Erfassen von Fremdem, vielleicht dem Neuorientieren zugetan sind. Bruppacher lässt den Besuchern viel Raum für eigene Empfindungen. Dann ist ein gelbes U-Boot sichtbar, von Büchsenähnlichem für gefangene Fische umgeben. In einem ofenähnlichen Gebilde mit zwei adretten Törchen befindet sich eine Reliquie, die beleuchtet sein will. Dokumentiert sind Neu- und Umbau des glarnerstegs im Mühleareal Schwanden mit Luftaufnahmen, Filmen – eine 30 Monate umfassende Bauzeit auf unkonventionelle Art erfassend. Im Jahre 1987 waren in alpiner Umgebung Wegmale im Freien aufgebaut, fotografisch erfasst von Elsbeth Kuchen. Just am Tage des Besuchs war eine Dame zugegen, die damals mit viel Einsatz beim Installieren mitgeholfen hatte. Im munteren Gedankenaustausch mit Ulrich Bruppacher fanden Teile dieser Fülle an Erlebnissen Erwähnung. Unwillkürlich geriet man in die Vermischung von Planung, Gesuchen, Helikoptertransporten, Wanderungen mit unförmigen, ungewohnten Objektteilen, Aufbau und Natur. Vieles ist einmalig, nicht wiederholbar und damit vergänglich – wäre es nicht mit Fotos und Filmen festgehalten.

Ulrich Bruppacher, bekannt durch Fotoarbeiten, Flugbilder, mannigfaltige Ausstellungen – unter anderem auch im Kunsthaus Glarus, im Garten der Villa in Engi, in der zürcherischen Kulturszene, Schmuckgestalter, Kursleiter, Gestalter vieler Installationen, die teilweise so feingliedrig, dann wieder markant, leicht protzig, verspielt, übermannshoch, unübersehbar einnehmend sind, ist bis 1. Oktober Gast im Gartenflügel. Ordentlicherweise ist die Ausstellung an Wochenenden, also Samstag und Sonntag, zwischen 16.00 bis 18.30 Uhr oder nach Absprache ([email protected], Telefon 055 610 36 07 oder[email protected], Telefon 079 282 89 12) geöffnet.