Ulrich Bruppacher – Schmuck, Gerätschaften, Installationen, und so weiter

Ueli Bruppacher, im April 1954 im Engadin geboren, im zürcherischen Richterswil aufgewachsen, lebt und wirkt in Hätzingen. Sein Weg zum Heute war und ist kurvig, steil, zuweilen steinig, manchmal breit, dann wieder schmal, aber immer begehbar. Er gibt sich diesen Verlauf selber vor, mit seiner zeitweiligen Ungeduld, Eigenwilligkeit, seinem Fordern und Herausfordern. Er hört aufmerksam zu, nimmt die Aussagen seines Gegenübers bereitwillig auf, hinterfragt. Er führt in Teile seines Schaffens knapp ausdeutend ein, gewährt die notwendige Zeit des Betrachtens.



Ulrich Bruppacher – Schmuck, Gerätschaften, Installationen, und so weiter

Haben die Unterschiedlichkeit seiner künstlerischen Aussagen, die Vielfalt seines Schaffens auch mit den verschiedenen beruflichen Betätigungen zu tun? In diesem Kontext ist zu erwähnen, dass er sich als Goldschmied ausbildete, während und nach dieser Zeitspanne häufig im Bergell weilte und sich der Malerei widmete; dass er vor dem Studium an der Fachklasse für Schmuck und Gerät an der HFG Zürich als Ziegenhirt in Soglio unterwegs war und in seinen ersten Ausstellungen experimentellen, zeitgenössischen Schmuck präsentierte.

Ueli Bruppacher sucht, gestaltet, konfrontiert, verfügt über eine erfrischende Direktheit im persönlichen Gespräch. Er fordert, fordert heraus – was beim jeweiligen Gegenüber zu durchaus verschiedensten Reaktionen führen kann. Er ist kein Kunstschaffender, der mit Formen und Farben einfach Wohlfühl-Harmonien anbietet, bloss Bewunderung und Anerkennung wecken will. Das ist nicht sein Weg, passt nicht zu seiner Art, die viel Eigenwilligkeiten in sich birgt.
Seitdem er –so drückt er sich aus – die steilen Wege des glarnerischen Hinterlandes begehe, beschäftigten ihn Wegmale, Wegzeichen und Markierungen. Im Juni 2000 tauchte anlässlich einer seiner Ausstellungen das erste U-Boot auf. Für ihn ist das ein «suchendes unterwegs sein», das ihn begleitet, das mit seinen Fragen und jenen des Publikums dann zu tun hat, wenn man sich seinem Schaffen gegenübersieht.

Weshalb er nach Lebensabschnitten im Engadin, dem Bergell, in Richterswil, Zürich, Reisen und Aufenthalten in den USA, Finnland, Italien, Portugal und Deutschland ins eigentlich abgelegene Glarnerland gewechselt hat, ist mit günstigen Wohn- und Arbeitsräumen, inspirierender Nachbarschaft, Bergen, Wald und Natur erklärbar. Und er hat Zeichen gesetzt; es seien ohne irgendwelchen Anspruch auf Vollständigkeit die U-Boote, eine Ausstellung im Garten der Villa Engi, Fernsehbeiträge, Installationen im Kunsthaus Glarus, die Ausstellungen im «Gartenflügel» Ziegelbrücke erwähnt. Er merkt auf eine von vielen Fragen an, dass er gestaltet, formt, ordnet, sucht – und auch findet – nicht so, wie es viele eventuell erwarten, erwerben würden, sondern wie es für ihn stimmt, seinen Ansprüchen genügt. Er ist nicht einer, der im Kollektiv arbeitet, sondern auf seinem selbst gewählten und eingeschlagenen Weg allein unterwegs ist.
Einen Bekanntheitsgrad, der die Grenzen unseres Bergkantons überschritt, erreichte er anno 1987 mit den Wegmalen bei der Leglerhütte und am Milchspülersee. Das führte zu notwendigen, nicht überall gleichermassen willkommenen Diskussionen um Kunst, deren Sinn und Aussagen.

Ueli Bruppacher ist keinesfalls ein bequemer, pflegeleichter Zeitgenosse, das würde gar nicht zu ihm passen, will er auch nicht. Er setzt sich für seine Ziele ein, mit dem Risiko des Anrennens, Brüskierens und Scheiterns. Mit Derartigem zu leben, ist alles andere als einfach, verlangt ein gehöriges Mass an Beharrlichkeit und innerem Verarbeitungspotenzial. So ist verständlich, dass er nicht auf irgendwelchen Erfolgswellen mitreitet, gefälliges Anbiedern dezidiert ablehnt.

Er räumt sich, wenn es notwendig wird, genügend Zeit ein, um Geplantes verwirklichen zu können. Ihn beim Schaffen einengende Fristen lehnt er ab.

Mit seiner Lebensform eckt er zuweilen an, er wehrt sich beharrlich für seine Ideen, fürs Realisieren, wünscht sich zuweilen mehr Verständnis und Entgegenkommen. Dass er damit Widerstand auslöst, ist klar. Damit umzugehen, ist keine einfache Sache.

Ein ihm und seiner Arbeit entgegenkommender Ausstellungsort wäre die Cabane im Park des Schlosses Wartegg auf dem Rorschacherberg. Er würde dort das «Coronaprojekt» mit dem im Gegenuhrzeigersinn fahrenden U-Boot und dem dazu gehörenden Orgelpfeifenton aufbauen. Dieser freistehende Ort sagt ihm deshalb zu, weil es sich um ein freistehendes, abgeschirmtes Gehäuse handelt, einen Ort, der Rückzug und Wecken der Sinne zum Inhalt hat.