Umfahrungsstrassen überflüssig machen

Das Komitee Variante 20 würdigt die Fortschritte, die mit dem Mobilitätskonzept erzielt wurden und erwartet eine weitere Förderung des öffentlichen Verkehrs. Die Landsgemeinde muss auch weiterhin über Umfahrungsstrassen entscheiden können.


Die Arbeiten am „Mobilitätskonzept Glarnerland“ sind abgeschlossen. Verglichen mit der verkehrspolitischen Diskussion rund um die von der Landsgemeinde zurückgewiesene E+E-Strasse wurde damit ein grosser Schritt vorwärts getan. Im Mobilitätskonzept werden alle Verkehrsarten, also auch der öffentliche Verkehr sowie der Fuss- und Veloverkehr, behandelt. Die Umgestaltung der Dorfzentren ist ebenso ein Teil des Konzeptes wie Marketing- und Lenkungsmassnahmen.

Trotz dieser unbestreitbaren Fortschritte kann das Komitee Variante 20 mit dem Mobilitätskonzept nicht ganz zufrieden sein. Dies aus folgendem Grund: In den letzten Jahren wurden im öffentlichen Verkehr mit dem Glarner Sprinter und dem Glarner Bus wichtige Verbesserungen erzielt. Dieser Innovationsschub wird nun mit dem Mobilitätskonzept nicht etwa weitergeführt, sondern gebremst. Zwar wird eine Fahrplanverdichtung bei Bahn und Bus angestrebt, doch weitere grundlegende Neuerungen sucht man vergeblich. Hier wäre Pioniergeist gefragt.

Die Meinung, die Verkehrsprobleme von Netstal und Näfels seien nur durch den Bau von Umfahrungsstrassen zu lösen, ist weit verbreitet. Es ist aber vernünftig, zuerst alle andern – kostengünstigeren und umweltschonenderen - Mittel auszuschöpfen. In der im Mobilitätskonzept vorgelegten Prioritätensetzung sind deshalb die Umfahrungsstrassen von Netstal und Näfels folgerichtig erst an zweiter und dritter Stelle aufgeführt. Das Komitee Variante 20 erwartet von den kantonalen Instanzen einen weiteren Effort zu Gunsten des öffentlichen Verkehrs und des Langsamverkehrs, damit im günstigsten Fall die Umfahrungsstrassen überflüssig werden können. Im Emmental beispielsweise versucht man diesen Weg mit einem auch vom Bund finanziell unterstützten Projekt zu gehen.

Auch wenn die Umfahrungsstrassen von Netstal und Näfels gebaut werden sollten, wird es noch Jahre oder Jahrzehnte dauern, bis sie in Betrieb genommen werden können. Mit der Umgestaltung der Dorfzentren sollte man nicht so lange zuwarten. Wie Beispiele andernorts zeigen, kann auch eine Hauptstrasse mit einem hohen Verkehrsaufkommen ansprechend sowie fussgänger- und velofreundlich gestaltet werden ohne den Motorfahrzeugverkehr zu behindern. Alle Dörfer zwischen Bilten und Glarus könnten so schon bald attraktiver werden.

Es besteht die Aussicht, dass die Strecke zwischen Autobahnzubringer und Glarus zur Nationalstrasse wird und damit Bau und Unterhalt zu einer Sache des Bundes. Damit verbunden wäre allerdings, dass die Landsgemeinde nach geltender Rechtslage zu Bau und Linienführung von Umfahrungsstrassen nichts mehr zu sagen hätte. Die Umfahrungsstrassenprojekte von 1997 und 2001 waren jeweils stark umstritten und wurden von ausserordentlich gut besuchten Landsgemeinden mit deutlichen Mehrheiten zurückgewiesen. Angesichts dieser Tatsache ist es nicht denkbar, dass über neue Projekte an der Landsgemeinde vorbei entschieden wird. Das Komitee Variante 20 erwartet deshalb von den kantonalen Instanzen eine Antwort auf die Frage, wie auch unter den allfälligen neuen Bedingungen der Einfluss der Landsgemeinde gewahrt werden kann.