Umfrage Kantonale Berufswahl-Umfrage 2016

Die Mehrzahl der Glarner Schülerinnen und Schüler finden eine Lehrstelle oder eine geeignete Anschlusslösung nach der der obligatorischen Schulzeit. Trotz vielen offenen Lehrstellen bleibt der Anteil an Zwischenlösungen unverändert. Weitere viel diskutierte Themen wie «Frühe Lehrstellenvergabe», Lehrabbrüche und die tiefe Berufsmaturitätsquote bleiben im Fokus der Bildungsakteure.



Umfrage Kantonale Berufswahl-Umfrage 2016

Die Lehrstellensituation für Schülerinnen und Schüler am Ende der obligatorischen Schulzeit ist ein viel beachtetes und diskutiertes Thema. Genaue Kennzahlen sind wichtig, um nötige Massnhmen einzuleiten, damit möglichst viele Schulentlassene eine passende Anschlusslösung finden.

Grundsätzlich zeigt sich der Lehrstellenmarkt für die Suchenden positiv. Es sind mehr Lehrstellen ausgeschrieben als nachgefragt werden. Der demografische Rückgang der Schülerzahlen einerseits und das stabile Angebot der Lehrfirmen andererseits sind die Hauptindikatoren für diesen Angebotsüberschuss. Die Kehrseite der Medaille ist, dass Firmen häufig die ausgeschriebenen Lehrstellen nicht besetzen können. Dies betrifft vor allem technische Berufe, das Baugewerbe sowie den Detailhandel.

Umfrageergebnisse 2016:

Die Schlussbefragung wurde von der Berufsberatung Mitte Mai 2016 bei den 3. Klassen der Volksschule (Ober-, Real- und Sekundarschule) elektronisch durchgeführt. Die Umfragedaten wurden dem Case Management Berufsbildung zur Verfügung gestellt, um Schülerinnen und Schüler ohne Anschlusslösung und mit Unterstützungsbedarf zu identifizieren.

Von den total 322 befragten Jugendlichen wurden folgende Laufbahnwege genannt (nach Datenbereinigung, Stichtag 01. Juli 2016 – Statistik gemäss separatem pdf):

Der direkte Einstieg in die Berufsausbildung liegt mit 82% um 3 Prozent höher als im letzten Jahr, die Eintritte in eine weiterführende Schule (FMS oder Kanti) knapp darunter. Insgesamt steigen 87% der Schulabgänger in eine Ausbildung auf der Sekundarstufe 2 ein (+1%).

Laut der Umfrage starten nur 10% mit einer Berufsausbildung in Kombination mit der Berufsmaturität. Die Berufsmaturitätsquote im Kanton müsste doppelt so hoch sein, um zusammen mit der ebenfalls tiefen gymnasialen Maturaquote und den Fachmaturanden auf den schweizerischen Mittelwert der Maturitätsabschlüsse zu kommen.

Zudem zeigt sich, dass die Mädchen ihre Berufe aus einem viel engeren Spektrum wählen als die Knaben. Die Mädchen wählten aus 32, die Knaben aus 46 verschiedenen Berufen.

Bei 5 Jugendlichen ist die Entscheidung nach einer Anschlusslösung noch unklar.

Der Anteil an Zwischenlösungen ist insgesamt vergleichbar mit den vergangenen Jahren. Jedoch liegen die Anmeldungen für die Glarner Brückenangebote (GBA Schule und GBA Vorlehre) deutlich über den Vorjahren.

Kantonsschule:


Die Schüler, welche das Untergymnasium absolvieren, bleiben am Ende der obligatorischen Schulzeit (3. Klasse) grösstenteils an der Kantonsschule. 2 Schüler/-innen werden in eine Berufslehre wechseln.

Glarner Brückenangebote GBA in Ziegelbrücke:
(GBA Schule, GBA Vorlehre und GBA Integration)

Von den 31 Schüler/-innen des nachobligatorischen Brückenjahres GBA Schule oder GBA Vorlehre haben 22 einen unterschriebenen Lehrvertrag oder eine Zusage für eine berufliche Grundbildung. Drei Schüler/-innen werden weiter beschult, eine Schülerin wird ein Praktikum absolvieren. Fünf Schüler/-innen der GBA sind noch auf der Suche nach einer Lehrstelle.

Die Schüler/-innen des GBA Integration sind in der Regel nach einem Integrationsjahr schulisch noch nicht ausreichend auf eine Berufsausbildung vorbereitet. Die meisten besuchen daher ein weiteres Jahr im GBA Integration oder ein Jahr im GBA Schule respektive GBA Vorlehre bevor sie in eine Ausbildung wechseln oder direkt in den Arbeitsmarkt einsteigen können.

Die Zahlen der Berufswahl-Umfrage präsentieren sich grösstenteils positiv. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass trotz vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten einige wenige Jugendliche keine Anschlusslösung finden. Zudem beobachten wir dieses Jahr speziell, dass sich einige Jugendliche nach der Anmeldung zu einem Brückenangebot nicht mehr aktiv um eine Lehrstelle bemühen. Dies erstaunt aufgrund der Vielzahl an offen gemeldeten Lehrstellen. Ein weiterer beobachtbarer «Negativtrend» betrifft den Zeitpunkt der Lehrstellenvergabe. Galt früher das Gentlemen Agreement «Keine Lehrstellenvergabe vor November», versuchen einige Lehrbetriebe, Schülerinnen und Schüler mit sehr frühen mündlichen Zusagen an sich zu binden. Teilweise geschieht dies bevor die Berufswahl der Jugendlichen abgeschlossen ist und über ein Jahr vor Schulschluss. Es ist zum Teil leicht verständlich, dass bei diesen Jugendlichen die Motivation in der Schule sinkt und somit auch die Leistung. Zudem wird Druck auf die anderen Jugendlichen in der Klasse - und deren Eltern erzeugt, die noch mitten im Berufswahlprozess stehen. Aus frühen Lehrstellenzusagen resultieren vielfach Lehrabbrüche, welche weder für die Jugendlichen noch für die Lehrbetriebe erstrebenswert sind. Eine realistische Einschätzung der schulischen Voraussetzungen der Jugendlichen und die entsprechende Selektion in eine EBA oder EFZ Ausbildung sind wichtige Grundsteine für eine erfolgreiche Lehrzeit. Steigerungspotenzial liegt insbesondere in der Berufsmaturitätsquote. Viel zu wenige Jugendliche kombinieren die berufliche Grundausbildung mit der Berufsmaturität. Aufseiten der Jugendlichen wie auch aufseiten Betriebe wird weitere Überzeugungsarbeit nötig sein. Insbesondere für die Betriebe könnte im Wettbewerb um die Jugendlichen, die Ermöglichung der Berufsmaturität ein zentrales Element sein. Ein gut begleiteter Berufswahlprozess und ein funktionierendes Zusammenspiel der verschiedenen Bildungsakteure sind notwendig, um das Ziel einer gut reflektierten Berufs- und Lehrbetriebswahl zu erreichen. Die berufliche Integration ist ein aufwendiger Prozess, der durch vielfältige Unterstützungs- und Fördermassnahmen durch Schule und Berufsberatung begleitet wird. Die Hauptverantwortung liegt jedoch bei den Jugendlichen selber und ihren Eltern.