Umsetzung von Kooperationsprojekten in Glarus Süd

Der alpine Tourismus ist in der Krise. Ein Ausweg sind Kooperationen. Deshalb haben die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB), die Hochschule für Wirtschaft und Tourismus (HES-SO Wallis) und die conim ag ein Innotour-Projekt aufgebaut, das Kooperationen im Tourismus genauer untersucht. Das Ziel ist es, die betriebswirtschaftlichen Vorteile von überbetrieblichen Geschäftskonzepten aufzuzeigen und konkrete Kooperationsvorhaben in drei Pilotregionen, darunter Glarus Süd, aufzugleisen. In Glarus Süd ist es in den letzten beiden Jahren gelungen, verschiedene Akteure zusammenzubringen und Kooperationen mit vorbildlichem Charakter für die Schweiz anzustossen.



Projektmanager conim ag. This Vögeli
Projektmanager conim ag. This Vögeli

Der alpine Tourismus ist zurzeit mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Faktoren wie der Klimawandel, der starke Franken und der demographische Wandel können durch die touristischen Leistungsträger jedoch nicht direkt beeinflusst werden. Ein Ansatz, der sich auf beinflussbare Faktoren konzentriert, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern, liegt in einer verstärkten überbetrieblichen Zusammenarbeit unter den touristischen Leistungsträgern.

Mit dem Innotour-Projekt «Wettbewerbsfähigkeit des alpinen Tourismus durch Kooperationen» werden Wege aufgezeigt, wie solche Kooperationen aussehen können. Gemeinsam mit den touristischen Akteuren in den drei Pilotregionen Glarus Süd, Vallée d’Illiez und der Leventina wurden konkrete Vorhaben von Kooperationen entwickelt. Der Fokus liegt dabei auf der Darstellung des monetären Nutzens von Kooperationen. Die Projektleitung ist überzeugt, dass Kooperationen nur langfristig funktionieren, wenn sie einen nachhaltigen wirtschaftlichen Mehrwert generieren.

Auf der Grundlage der Auswertung von «Best Practice-Regionen» werden die betriebswirtschaftlichen Effekte von überbetrieblichen Geschäftskonzepten aufgezeigt. Aufbauend auf dieser Analyse ist es gelungen, verschiedene Akteure in den Regionen zusammenzubringen und Kooperationen mit vorbildlichem Charakter für die Schweiz anzustossen.

In der Pilotregion Glarus Süd wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Kanton Glarus und der Gemeinde Glarus Süd sowie den touristischen Akteuren ein Kooperationsvorhaben zur mittel- und längerfristigen Sicherstellung der wirtschaftlichen Zukunft der Bergbahnen und weiterer touristischer Kerninfrastrukturen im Kanton erarbeitet. Die Kooperation basiert auf der Schaffung einer «FinanzInfra Gesellschaft AG» (Arbeitstitel) – einer Finanzinfrastrukturgesellschaft, die eine nachhaltige Finanzierung von touristischen Kerninfrastrukturen sicherstellen soll. An der zu schaffenden Gesellschaft sollen sich zunächst der Kanton, die Gemeinde Glarus Süd und private Akteure beteiligen. Das Unternehmen wird sich in einer ersten Phase auf die Finanzierung von touristischen Grundinfrastrukturen der Wintersportgebiete Braunwald und Elm konzentrieren. In einer zweiten Phase ist vorgesehen, weitere touristische Kerninfrastrukturen im Kanton zu finanzieren. Voraussetzung für ein finanzielles Engagement der «FinanzInfra Gesellschaft AG» ist neben der strategischen Relevanz eines Investitionsprojektes für die Region ein vom Antragsteller zu erbringender Nachweis der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit des Vorhabens. Die Umsetzung des Vorhabens ist abhängig von einem positiven Entscheid der Glarner Stimmbürger anlässlich der nächsten Landsgemeinde, die im Mai 2018 stattfindet.

Bei einem weiteren Kooperationsprojekt handelt es sich um die Schaffung einer Agentur für die professionelle Vermietung von Ferienwohnungen in Glarus Süd. Die «FeWo-Agentur Glarus Süd» (Arbeitstitel) soll eine einheitliche Vermarktung und Bewirtschaftung der Ferienwohnungen gewährleisten sowie die Verfügbarkeit von vermietbaren Ferienwohnungen in der Region nachhaltig erhöhen. Ziel ist es, zusätzliche «warme Betten» zu schaffen. Das Kooperationsprojekt sieht die Nutzung eines innovativen «Management-Tools» vor, das eine optimierte Koordination der Bewirtschaftung der Ferienwohnungen ermöglicht (z.B. Reinigung, Unterhalt). Dabei wird für die Bewirtschaftung der Ferienwohnungen eng mit regionalen Partnern vor Ort zusammengearbeitet. Eine regional verankerte Arbeitsgruppe unter Federführung der Tourismusorganisationen in Glarus Süd ist derzeit damit beschäftigt, die Umsetzung eines Pilotvorhabens für Braunwald und Elm vorzubereiten. Das Vorhaben soll anschliessend auf das gesamte Kantonsgebiet ausgeweitet werden. Die FeWo-Agentur soll den Tourismusorganisationen angegliedert und durch diese betrieben werden.

Ein drittes von der Standortförderung Glarus Süd initiiertes Kooperationsprojekt ist in Vorbereitung. Das Projekt beabsichtigt die Realisierung von «Mini-Kooperationen» zwischen den bestehenden touristischen Akteuren in Elm (z.B. Beherbergungsbetriebe, Restaurants, Sportbahnen usw.). Jeder Betrieb macht das, was er am besten kann selbst und kooperiert in den anderen Bereichen mit Partnerbetrieben. Ziel ist es, die Aktivitäten der einzelnen Akteure mittelfristig zu integrieren, dem Gast in Elm ein Angebot aus einer Hand anzubieten und die Ertragssituation der einzelnen Betriebe nachhaltig zu verbessern. Eine zu schaffende Infrastrukturgesellschaft soll dabei als «Facilitator» zunächst die Realisierung eines zu Elm passenden «Self-Checking Hotels» finanzieren. Dieses wird von einer zu gründenden Betriebsgesellschaft geführt. Die zu erbringenden Leistungen (Zimmerreinigung, Frühstück usw.) werden dabei mehrheitlich von den lokalen Netzwerkpartnern erbracht. In einer späteren Phase soll die Infrastrukturgesellschaft weitere Infrastrukturen finanzieren, die nach dem gleichen Prinzip betrieben werden.