Umstrittene Alpbestossung

Eines der wichtigsten Themen an der sehr gut besuchten Hauptversammlung des von Christian Beglinger, Engi, präsidierten Alpwirtschaftlichen Vereins Glarnerland und Umgebung vom letzten Samstag in der linth-arena sgu in Näfels war das Gesetz über die Bestossung der Alpen.



Das wichtigste Thema des Alpwirtschaftlichen Vereins Glarnerland und Umgebung; das Gesetz über die Bestossung der Alpen (Bild; ehuber)
Das wichtigste Thema des Alpwirtschaftlichen Vereins Glarnerland und Umgebung; das Gesetz über die Bestossung der Alpen (Bild; ehuber)

Hier gehen die Meinungen noch stark auseinander. Die Älpler erwarten eine gegenüber heute freiheitlichere Regelung, etwa auch bezüglich Stichtag für die Erhebung des Viehbestandes oder eben der Stösse, die Grundlage für die Sömmerungsbeiträge bildet.

Appell an die Alpkommission


Demgegenüber vertritt die von Jakob Menzi, Filzbach, präsidierte kantonale Alpkommission die bisherige eine restriktive Ordnung und mahnte zur Vorsicht, denn letztlich entscheide die Landsgemeinde, die in Alpsachen, z.B. beim Verbot der Düngung, schon gegen die Landwirtschaft entschieden habe. Alles in allem gilt die Glarner Alpgesetzgebung als die strengste in der Schweiz mit ihren fixen Daten und der, von witterungsbedingten Ausnahmen abgesehen eher weniger toleranten Handhabung bezüglich Bestossung.

An die Alpkommission erging der Appell, auch die Sicht der Bewirtschafter und nicht nur der Alpeigentürmer zu berücksichtigen und unsere Ordnung einmal mit denjenigen anderen Kantonen zu vergleichen.

Nächstes Jahr tritt eine neue Sömmerungsverordnung in Kraft worüber an der nächsten HV vom 7. März ausführlich informiert werden soll.

Mitarbeit bei der Gemeindestrukturreform

Die Projektleitungen der drei neuen Gemeinden haben je7b eine Kommission zum Alpwesen eingesetzt. Der Alpwirtschaftliche Verein arbeitet da mit. Dr. Marco Baltensweiler, Chef der Landwirtschaftsabteilung, betonte, dass die Älpler auch in den Raumplanungsgremien mitarbeiten sollen. Baltensweiler informierte auch über den Zwischenstand bei der Alpumfrage, die als Ziel die Unterstützung der Alpwirtschaft als Bestandteil der regionalen Landschaftsentwicklung hat.

Wie aus dem Jahresbericht von Christian Beglinger hervorging, hatte sich der Verein auch mit den milchwirtschaftlichen Förderungsprojekten, deren es auf Grund von Machbarkeitprüfungen immer weniger gibt, zu befassen. Erfolgreich verlief der Käserkurs; er findet dieses Jahr vom 28. April bis 2. Mai statt mit einem ausgebauten Angebot, nämlich der Produktion von Mutschli, Joghurt und Quark. Die neuen Beraterverträge werden Ende April zugestellt werden. Hingewiesen wurde auf den Kontakt mit der Tierverkehrsdatenbank, wozu ein Merkblatt verteilt wurde.

Neues Vorstandsmitglied

Dem Alpwirtschaftlichen Verein sind 15 Älpler neu beigetreten. Im Ganzen sind es nun 108. Martin Lehmann, Schwanden, wurde als Vertreter der Ziegen- und Schafhalter neu in den Vorstand gewählt; er ersetzt Peter Gallati, Näfels, Hersteller von Alpziger. Der Verein will sich vermehrt für die Schaf- und Ziegenalpen einsetzen.

Der Käse- und Zigermarkt

Heinz Trachsel, Geschäftsführer der Glarona Käse Genossenschaft, berichtete, dass er 51 Tonnen Käse angekauft habe. Die Verkäufe laufen gut. Einiger Käse soll bis in den Herbst dieses Jahr aufgehoben werden, denn auch „alter“ Glarner Käse finde seine Liebhaber. Zur Preisgestaltung konnte Trachsel noch nichts sagen, weil ja der Milchpreis im Ansteigen begriffen ist. Jedenfalls sollte der Bauer den Käse nicht unter 15 Franken pro Kilo verkaufen.

Über den Ziger informierte Johannes M. Trümpy, Chef der GESKA. Er bezeichnete die Situation um den Alpziger, der allerdings nur einen kleinen Teil der Gesamtproduktion ausmacht, als nach wie vor komplex. Wenn die Qualität verkäuflich sei, wolle man weiterhin Alprohziger kaufen und verarbeiten.

Die GESKA steigerte 2007 den Umsatz um 3 Prozent. In Deutschland wurden neun Prozent weniger abgesetzt, in den USA dagegen 27 Prozent mehr. Angespannt ist die Ertragslage. Es sei sehr schwierig, Preiserhöhungen durchzusetzen, aber man sei gut ins neue Jahr gestartet, das wohl „brillant“ werde. Verheissungsvoll ist die Entwicklung des US-Marktes. Es wurde eine neue Zigerbutter-Abpackanlage angeschafft, und die IFS-Zertifizierung hob die GESKA mit 94,6 Prozent in die „höchste Liga“.

Die entsandten Arbeitskräfte und die Schwarzarbeit

Der für die Arbeitskräfte aus den EU-Staaten und der Efta sowie für die Bekämpfung der Schwarzarbeit zuständige Mitarbeiter des Arbeitsinspektorats, Eduard Stähli, referierte zum Schluss der Tagung kurzweilig und humorvoll über die Regeln, die bei der Anstellung von Mitarbeitern aus den Ausland zu beachten sind. Die Vorschriften sind nur auf den ersten Blick kompliziert; sie erheischen aber die Beachtung der Meldevorschriften, die es ja in der Landwirtschaft für viele andere Bereiche auch gibt. Stähli betonte, dass im Glanerland kaum Verstösse vorliegen, umso mehr, als nur wenige Ausländer in der Landwirtschaft tätig sind. Und es schimmerte deutlich durch, dass Stähli den gesunden Menschenverstand vor die Paragrafen stellt. Das gilt auch bei der Bekämpfung der Schwarzarbeit, die übrigens nicht immer so „schwarz“ ist, wie man oft meinen könnte. Stähli machte auch auf das vereinfachte AHV-Abrechnungsverfahren aufmerksam, betonte jedoch die Bedeutung der Unfallversicherung für alle auch nur teilweise Beschäftigte, z.B. Putzpersonal. Merkblätter erleichterten die Übersicht.