«Unser Versicherungssystem ist mit Deutschland nicht vergleichbar»

Die heftigen Hochwasser in Deutschland liessen zahlreiche Hausbesitzer nicht nur mit grossen Schäden zurück, viele blieben auch mit hohen Kosten im Regen stehen. In der Schweiz könne dies, laut Hansueli Leisinger, Geschäftsführer glarnerSach, nicht passieren.



Hansueli Leisinger, Geschäftsführer glarnerSach (Bild: e.huber)
Hansueli Leisinger, Geschäftsführer glarnerSach (Bild: e.huber)

Die heftigen Regenfälle im Juli sorgten nicht nur in der Schweiz für ein Hochwasserjahr. Gerade Gebiete in Deutschland wurden sehr stark von Überschwemmungen getroffen. Dabei blieben die Eigentümer nicht nur mit zerstörten oder stark beschädigten Gebäuden, sondern häufig auch mit hohen Kosten zurück. Dies, weil sie für diese Ereignisse nicht genügend versichert sind. Vielleicht haben sich auch viele Glarnerinnen und Glarner mit einem Blick auf den verhangenen Himmel in den letzten Tagen gefragt, ob ihnen so ein Schicksal auch blühen kann. «In der Schweiz sieht das System anders aus», erklärt Hansueli Leisinger, Geschäftsführer glarnerSach. So muss in den meisten Kantonen jedes Gebäude gegen Feuer- und Elementarschaden versichert werden. «Zu den Elementarschäden gehören unter anderem auch Sturm, Hagel, Hochwasser und Überschwemmung, nicht aber Erdbeben- und sog. Wasserschäden», führt Leisinger weiter aus. Zu Hochwasser und Überschwemmung, und damit obligatorisch versichert, zählt Wasser, welches oberirdisch ins Gebäude gelangt. Zu Wasserschäden, und somit nicht obligatorisch versichert, zählt Rückstau aus der Kanalisation oder das Eindringen von Grundwasser durch dessen Ansteigen. Erdbeben und Wasserschäden können bei jeder Versicherungsgesellschaft und auch bei der glarnerSach abgeschlossen werden können. Neben den direkten Schäden sei auch immer ein Beitrag für die Aufräumung und Entsorgung (z.B. Beseitigung von Schutt oder Geschiebe) eingerechnet. Dieser betrage 15 Prozent der Versicherungssumme.

Angesprochen auf die Leistungen der Feuerwehren betreffend Beseitigung von Schadenspuren meint Leisinger: «Grundsätzlich ist es nicht Aufgabe der Feuerwehren, die Auswirkungen der Schäden zu beseitigen. Normalerweise werden Keller bis zu einer Wassertiefe von zirka einem Zentimeter ausgepumpt, nicht aber durch die Feuerwehr gereinigt und getrocknet. Während man also beim Gebäude obligatorisch auf der sicheren Seite steht, sieht es bei der «Fahrhabe» ein bisschen anders aus; hier kommt es darauf an, ob und gegen welche Schäden man sich versichert hat. Die Versicherung von Hausrat und Geschäftsmobiliar ist freiwillig und jeder Versicherungsnehmer entscheidet selber.

Um Schäden durch Naturgefahren zu vermeiden, gibt es verschiedene, verhältnismässige und zumutbare Möglichkeiten. So müssen bauliche Auflagen von Kanton und Gemeinden umgesetzt und der bauliche Unterhalt von Gebäuden sichergestellt werden. Nur so ist ein lückenloser Versicherungsschutz ohne Ausschluss gewährleistet. Mit korrektem Verhalten, z.B. dem Schliessen von Türen und Fenstern sowie dem Hochziehen von Storen aller Art können bei angesagtem Sturm und Hagel grosse Schäden verhindert werden. Hier ist Eigenverantwortung und insbesondere eine aufmerksame Haltung der Versicherten gefordert.

Während auch Regionen in der Schweiz stark von den kürzlichen Unwettern betroffen waren, sei das Glarnerland mit einem blauen Auge davongekommen. «Im Vergleich zu den letzten 10 Jahren sind zwar deutlich mehr Fälle eingegangen», im Vergleich zu den grossen Hochwasserjahren 2005 oder 1999 bleibe es jedoch überschaubar. Zudem sei die glarnerSach finanziell auf ganz andere Ereignisse ausgerichtet und entsprechend abgesichert.

Wer sich für die Gefährdung seines Standorts interessiert, kann sich über den GeoViewer des Kantons Glarus jederzeit über die verschiedenen Gefahrenkarten informieren (map.geo.gl.ch). Zudem stehen die Präventionsexperten der glarnerSach für Beratungen in Präventionsfragen gerne zur Verfügung.

Wichtig sei, meint Leisinger, dass alle an der Schadensprävention und -bewältigung beteiligten Parteien ihre Aufgabe dynamisch erledigen. So müssten die Systeme laufend sich verändernden Situationen angepasst werden. Dies gelte für die Überarbeitung von Gefahrenkarten, organisatorische und bauliche Schutzmassnahmen, die Feuerwehren wie auch für die Versicherungsdeckungen. Denn nur durch gemeinsames und koordiniertes Vorgehen sei der Schutz von Menschen, Tieren, Sachen und der Umwelt zu gewährleisten.

*Jürg Huber ist Pressebeauftragter der Glarner Handelskammer