Unter Freunden

Als Presse durften wir von Tele Südostschweiz, Glarus 24 und FRIDOLIN selbdritt am Weibeltisch das Glarner «Landesbankett» begleiten. Stephan Muggli übernahm als designierter Gemeinderat und Zirkusdirektor gekonnt die Conference und der Gastgeber konnte in seiner Heimat zeigen, dass er neben Stil auch über eine feine Klinge und Humor verfügt. Ein bisschen Schwaninger fürs Glarnerland.



Start zur Ständeratspräsidentenfeier von Thomas Hefti im Gemeindezentrum Schwanden (Bilder) E.huber)
Start zur Ständeratspräsidentenfeier von Thomas Hefti im Gemeindezentrum Schwanden (Bilder) E.huber)

Im blauen Anzug und überpünktlich erschienen Ständeratspräsident Dr. Thomas Hefti und Gattin Victoria Romeo Martín Hefti in Begleitung des Weibels und gefolgt von der bereits freudig erregten Gästeschar auf dem «roten Platz» von Schwanden. Der Getränkewagen von Adler Bräu lag rechts und bald hatten viele, die das wollten, ihren Becher frisch Gezapftes aus dem Glarnerland in der Hand. Eine Erfrischung, das Wetter drückend, Bundesrätin Karin Keller-Sutter im weissen Kostüm voraus, danach Partei für Partei die Notablen und Landräte, die Regierungsvertreter der umliegenden Kantone mit Weibel und die organisierende Staatskanzlei, die den Besuchersegen zum passenden Tisch geleitete.

Patriotisch

Gleich abgesessen und das Tenü etwas erleichtert, hiess es aufstehen zum Gesang. Erst das Beresina-Lied, danach die erste Strophe der Landeshymne – begleitet von der Harmoniemusik Schwanden. Die dienstbaren Geister aalten sich zwischen den Rückenreihen, schenkten Moritzberger Räuschling aus und den Monte Odina, Gran Reserva 2015, aus dem Hause Hefti Romeo-Martín. Gegen den Durst floss auch das «Elmer» still oder sprudelnd in Strömen. «Hier hat meine politische Karriere angefangen», begann der Gastgeber und wechselte sogleich zur Erklärung auf Französisch. Die Wahl des Gemeindezentrums sei auch «hommage à mon père», dieser liess den Saal konstruieren und der Saal sei ja auch jetzt noch praktisch wie neu. Gemeindepräsident Mathias Vögeli durfte die Litanei aller Gäste herunterbeten, später bat Stephan Muggli als Zeremonienmeister, darauf aus Zeitgründen zu verzichten. Vögeli lobte Heftis Karriere «aus dem Lehrbuch» und auch ihn selbst als Mann mit Stil, der keine Angriffsflächen für Schlagzeilen biete. Und wenn doch, so zünde Hefti – wie ein erfahrener Artillerieoffizier – eine Nebelgranate und ziehe sich im Nebel zurück, wohl wissend, dass ein geordneter Rückzug manchmal die richtige Taktik sei.

Freundeidgenössisch

Anschliessend schwamm ein leicht angeräucherter Saibling neben einem Salatbouquet in die hungrigen Mäuler, zirzensische Akrobatik begleitete das Kalbssteak an Dörraprikosensauce oder das vegetarische Gulasch, begleitet von zweifarbigem Kartoffelstampf, bevor die Vizepräsidentin des Ständerates, Brigitte Häberli-Koller, den launigen Vergleich ihres «Mostindien» mit dem «Zigerschlitz» vom Stapel liess. Fazit: Sie beneidet uns um die Textilunternehmer und um die Schokolade und ist sich bewusst, dass ohne SN Energie in Arbon und Romanshorn die Lichter ausgehen. Thierry Burkart, Parteipräsident, hielt sich an Max Weber und attestierte Hefti sachliche Leidenschaft, Verantwortungsgefühl und distanziertes Augenmass, sowie einen klaren, freisinnigen Kompass. Im Flachmann, den er Hefti schenkte, war der Grappa «Vrenelisgärtli». Den Gipfel der Freundschaft aber erklomm – zur Hälfte frankophon – Fraktionschef Damien Cottier aus Neuenburg, während über dem fast neuen Saal die Sintflut losbrach, was Cottier daran erinnerte, wie er damals – 2014 – mit Bundesrat Didier Burkhalter an der 1.-August-Feier in Ennenda war, wo «le deluge» ebenfalls mitten in die Rede platzte. Cottier verriet den Freunden aus Bundesbern und Schwanden auch den Spitznamen, den seine Kommilitonen dem Anwaltsstudenten Hefti während des Studiums in «Neuchâtel» verpassten: «Cool H» (ausgesprochen Cool-asche oder Gulasch), was sich, so Cottier, sowohl auf den Anfangsbuchstaben H, den Franzosen ja unausgesprochen lassen, wie auch auf den Strassenslang für Haschisch/Hanf beziehe, wobei Hefti im Gegensatz zu seinen Mitstudierenden sich den Verlockungen des starken Tobaks niemals hingegeben habe. Geradezu republikanisch war dann der Ruf, mit dem Cottier endete: «Vive Thomas Hefti, vive Glaris, vive la Suisse!»

Typisch Glarus

Susanne Elmer Feuz lobte den Pragmatismus von Hefti und seine aufgeschlossene und unaufgeregte Art: «Der typische Glarner und ein Musterfreisinniger.» Von ihr gabs ein Edelweiss, die unaufgeregte Blume, zart im Äusseren, hart im Nehmen. Den Vogel abschiessen durfte Obergerichtspräsidentin Petra Hauser mit dem schönen Spruch: «Die Gerichte haben auch heute das letzte Wort!» Sie dankte Hefti für die Pflege des liberalen Verfassungsstaates und übergab wieder an die Artisten des Zirkus Mugg, die während des Desserts – eine Neuinterpretation des Glarner Pastetlis – noch einmal für Unterhaltung sorgten. Thomas Hefti freute sich, dass drei Viertel seiner Zeit als Präsident bereits vorbei seien, so bestehe wenig Gefahr, dass ihm die ganzen Lobesarien doch noch zu Kopf steigen könnten (Humor!), bedankte sich darauf bei allen, die seine Karriere ermöglichten – insbesondere bei seiner Gattin, die ihm in der Anwaltskanzlei den Rücken frei hält –, bei den Stimmbürger/-innen, bei allen, die seine Feier möglich machten, und mahnte darauf an: «Demain, à 8h et quart on aura la séance.» Da war der Extrazug nach Bern gerade auf dem Weg nach Schwanden, wo ihn die Gäste, die im Stöckli und in Schwanden zu Freunden geworden sind, après le deluge, besteigen konnten.