Unterländer Elektrizitätswerke unternehmen ersten Fusionsschritt

Die Elektrizitätswerke des Glarner Unterlandes gehen die Herausforderungen der Strom-marktöffnung gemeinsam an. Mit der Vereinheitlichung der Tarifkategorien leiten sie den Übergang zur Elektrizitätsversorgung Glarus Nord ein.



Das Bild zeigt das „Unterwerk Niederurnen“. das der der NOK gehört und das eigentliche Nervenzentrum der Stromversorgung von Glarus Nord darstellt. (Bild Daniel Fischli)
Das Bild zeigt das „Unterwerk Niederurnen“. das der der NOK gehört und das eigentliche Nervenzentrum der Stromversorgung von Glarus Nord darstellt. (Bild Daniel Fischli)

Die Elektrizitätswerke von Bilten, Niederurnen, Oberurnen, Näfels und Mollis wollen gemeinsam mit einheitlichen Tarifkategorien in den freien Markt starten. Diese sogenannte Segmentierung unterscheidet nur noch zwischen vier verschiedenen Gruppen von Bezügern, je nach der Menge der verbrauchten Energie. Bisher galten je nach Elektrizitätswerk bis zu 15 verschiedene Tarife.

Für den Kunden bedeutet dies mehr Transparenz. Er kann seinen Tarif mit demjenigen im Nachbardorf besser vergleichen. Für die beteiligten Elektrizitätswerke ist es der erste Schritt zur Vereinheitlichung ihrer Strompreise im Hinblick auf die Gemeindefusion.

Die Elektrizitätsversorgungen der beiden Glarus-Nord-Gemeinden Mühlehorn und Obstalden haben die neuen Liefertarife erst kürzlich erhalten, sie werden im Unterschied zu den andern Gemeinden vom Elektrizitätswerk Murg beliefert. Die neuen Preise in diesen beiden Gemeinden müssen noch berechnet werden und werden ebenfalls in Kürze publiziert.

Von „Einfach“ bis „Profi“

Das Segment „Einfach“ umfasst die Kunden mit einem Jahresverbrauch bis 30 000 Kilowattstunden. Das sind über 90 Prozent der Bezüger, nämlich die meisten Haushaltungen, kleine Gewerbe- oder Dienstleistungsbetriebe. Unter „Medium 1“ fallen Verbraucher zwischen 30 000 und 100 000 Kilowattstunden: also zum Beispiel Einfamilienhäuser mit hohem Verbrauch wegen Elektrospeicherheizungen, Restaurants und Gewerbebetriebe. Das nächste Segment „Medium 2“ umfasst die Kunden mit einem Verbrauch zwischen 100 000 und zwei Millionen Kilowattstunden. In Glarus Nord sind das rund 50 Kunden: Gewerbe- und Industriebetriebe oder grosse Schulhäuser. In das Segment „Profi“ schliesslich kommen zurzeit vier Kunden zu liegen. Es handelt sich um grosse Industriebetriebe mit einem Verbrauch von über 2 Millionen Kilowattstunden.

Mit der Strommarktöffnung können ab dem 1. Januar des kommenden Jahres die Bezüger in den beiden Segmenten „Medium 2“ und „Profi“ ihren Energieanbieter frei wählen. Für die Kunden mit einem tieferen Verbrauch soll der Markt voraussichtlich fünf Jahre später geöffnet werden.

Einheitliche Preise noch nicht möglich

Diese Vereinheitlichung der Segmentierung der Tarife bei den sechs Elektrizitätswerken ist der Grundstein für die Vereinheitlichung auch der Höhe der Tarife. Im Moment ist es noch nicht möglich, den Strom in allen beteiligten Gemeinden zum selben Preis anzubieten, da gemäss Gesetzgebung pro Netz eine eigene Beurteilung notwendig ist.

Je nach den Einkaufs- und Produktionspreisen sowie den Aufwendungen für den Netzunterhalt werden die Elektrizitätswerke in Glarus Nord also weiterhin unterschiedliche Preise pro Segment anbieten können und müssen. Erst mit der Gründung der gemeinsamen Elektrizitätsversorgung wird also der Schritt zu einem einheitlichen Strompreis vollzogen werden können. Bereits heute müssen alle Stromversorger ihre Preise aufgeschlüsselt nach Energie und Netznutzung auf der Rechnung ausweisen, dazu kommen die gesetzlichen Zuschläge.

Strompreisaufschläge wegen Zuschlägen

In den letzten Wochen wurden die angekündigten Aufschläge des Strompreises in der Öffentlichkeit heftig diskutiert. Auch in Glarus Nord wird der Strom teurer. Dies ist aber nicht höheren Kosten bei den lokalen Elektrizitätswerken geschuldet, sondern zwei neuen Abgaben, die mit der Stromrechnung erhoben werden. Es handelt sich dabei einerseits um einen Zuschlag „Systemdienstleistungen“, der an die neue nationale Netzgesellschaft „swissgrid“ geht, und andererseits um die Abgabe für die Finanzierung der sogenannten kostendeckenden Einspeisevergütung, mit der erneuerbare Energien gefördert werden.

Eine Ausnahme bildet hier Näfels. Hier sind seit längerem die Stromtarife für Haushaltungen nicht mehr kostendeckend und im Vergleich mit den Gewerbepreisen zu tief. Die Näfelser Bezüger des Segmentes „Einfach“, also vor allem die Privathaushalte, werden mit einem Aufschlag von rund 17 Prozent - ohne Zuschläge - zu rechnen haben. In Näfels werden auf den 1. Oktober allerdings die Niedertarifzeiten erweitert und damit den anderen Gemeinden angepasst.

Die Elektrizitätswerke müssen ihre neuen Preise auf einer Homepage in Internet öffentlich bekannt geben. Für die Kunden ist dazu eine gemeinsame Seite unter der Adresse www.tb-nord.ch aufgeschaltet worden. Das Kürzel „tb“ steht dabei für „Technische Betriebe“ und bildet einen weiteren Schritt in Richtung Fusion der Elektrizitätswerke auf das Jahr 2011.

*Daniel Fischli, Kommunikationsbeauftragter von Glarus Nord