Unterstützung, wenn es mit dem Jonglieren schwierig wird

Die betreuenden Angehörigen leisten nicht nur einen grossen Einsatz für ihre bedürftigen Nächsten, sondern für die gesamte Gesellschaft, betonte Landammann Benjamin Mühlemann am öffentlichen Anlass zum Tag der betreuenden Angehörigen am letzten Samstag in Schwanden. Es sei aber auch wichtig, die eigene Verfassung und Gesundheit im Auge zu behalten.



Gemeinderat Stefan Muggli jonglierte symbolisch mit drei Bällen.(Bilder. j.huber)
Gemeinderat Stefan Muggli jonglierte symbolisch mit drei Bällen.(Bilder. j.huber)

Der kranken Mutter beim Einkauf helfen oder dem betagten Grossvater den Garten zu machen, sind vielleicht die kleinsten Beispiele wie zahlreiche Menschen ihren Angehörigen unter die Arme greifen. Insgesamt rechnet man, dass in der Schweiz jährlich 80 Millionen ehrenamtliche Stunden die Angehörige für ihre bedürftigen Angehörigen leisten. «Runtergerechnet auf den Kanton Glarus sind das immer noch 400 000 Stunden. Eine gewaltige Zahl», betonte dazu Landammann Benjamin Mühlemann am öffentlichen Anlass zum Nationalen Tag der betreuenden Angehörigen. In erster Linie sei dies natürlich Hilfe für einen geliebten Menschen, es ist aber auch ein grosses Engagement für die gesamte Gesellschaft. «Wie Sie wissen, ist das Gesundheitssystem teuer und komplex. Und ohne Ihren Einsatz wäre es das noch viel mehr.» Bei dem gesamten Thema verschwindet die betreuende Person gerne in den Hintergrund. «Aber Ihre Gesundheit und Verfassung ist genauso wichtig.» Zur Unterstützung gebe es zudem zahlreiche Institutionen und Vereine, von denen sich rund 50 im Gemeindezentrum in Schwanden präsentierten, die Informationen und Hilfe anbieten.

Ein lebendiges Bild der Situation der Betreuenden, zeigte Gemeinderat Stefan Muggli. Er jonglierte mit drei Bällen, welche für andere Bedürfnisse oder Themen standen. «Einer ist sicher die pflegebedürftige Person, einer steht aber auch für die weitere Familie und einer wohl auch für den eigenen Beruf.» Mit den Bällen sei es dabei nicht schlimm, wenn mal einer auf den Boden fällt. «Wenn bei Ihnen ein Bereich zu stark leidet, kann dies ganz anders aussehen.» Den Fokus auf eine ganz spezielle Gruppe der betreuenden Angehörigen richtete Elena Guggiari von der Careum Hochschule Gesundheit. «Mehr als acht Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in der Schweiz übernehmen während einem längeren Zeitraum unterschiedliche Betreuungsaufgaben. Oder anders gesagt: in jeder Schulklasse mindestens ein Kind.» Bei diesen sogenannten «Young Carers» sei es noch wichtiger, dass sie ihr eigenes Befinden nicht komplett hintenanstellen. «Schule, Ausbildung, zwischenmenschliche Beziehungen werden gerne komplett vernachlässigt.»

Wenn sie sich dann noch um die Finanzen, Versicherungen und Weiteres kümmern müssen, fühlen sie sich auch schnell überfordert. Auch hier sei der Dialog zwischen den öffentlichen und freiwilligen Institutionen, Behörden und Betroffenen sicher dienlich. «Man muss die Fachkräfte, aber auch auf die besondere Situation der Young Carers sensibilisieren.» Gerade Anlässe wie dieser sei für Sabine Steinmann von der Koordinationsstelle Gesundheit ein erster Schritt die Zusammenarbeit der «Key-Players» bei der Betreuung zu verbessern.