Variantenreiches Jubiläumskonzert in Ennenda

Wie eine Gruppe von fünf exzellenten Musikern aus Zürich ausgerechnet nach Ennenda in den prachtvoll restaurierten, für Konzerte und weitere Veranstaltungen bestens geeigneten Saal des Gemeindehauses gelangt und dann erst noch vor rund 500 absolut begeisterten Zuhörern aufspielt, ab Klassik bis Folklore von da und dort – übrigens alles ohne Noten – ist nur auf den ersten Blick erstaunlich.



Stark nahmen die Interpreten Bezug auf jeweilige Stücke und deren Inhalt. (Bilder: p.meier)
Stark nahmen die Interpreten Bezug auf jeweilige Stücke und deren Inhalt. (Bilder: p.meier)

Die «Philharmonic Brass Zürich – Generell 5» ist mit Ennenda so stark verbunden, dass man beinahe von einem Konzert für eine Grossfamilie zu schreiben geneigt ist. Da ist mit Mathias Elmer einer der fünf Interpretierenden ein waschechter Einwohner der Ennet-Linth-Gemeinde seit Jahren dabei, mit der glarnerischen Blasmusikszene nachhaltig vernetzt und Dirigent des Orchesters con brio. Er und die weiteren liebenswürdig aufspielenden Andi Carniello – Hedinger (Trompeter wie Mathias Elmer), der Hornist Thomas Gmünder, Joachim Tanner (Posaune) und Markus Hauenstein (Tuba) lernten sich einst an der Musikhochschule Zürich kennen und entschieden sich für gemeinsame Auftritte. Damit wurde eine Idee in die berühmte Tat umgesetzt. Es folgten Hunderte von Auftritten bis hin zur zehnten gemeinsamen Saison.

Erfrischend ist, dass sich keineswegs Routine breit gemacht hat, dass mit Ewiggleichem, Bewährtem ständig aufgetreten wird oder dass in einer Stilrichtung verharrt wird. Dazu sind die Interpreten glücklicherweise nie bereit. Der ständig wachsende «Familienkreis» dankt es ihnen mit gleichbleibend hohen Besucherzahlen, mit begeisterter Anteilnahme und stellt fest, dass die Spielfreude und Experimentierlust geblieben ist, dass man nicht Konzerte mit zwei oder drei Komponisten anbietet und dazu nach bewährtem Muster einen namhaften Gast mit zugkräftigem Namen einlädt. Die «Generell 5» hat ein Konzept mit oft kurzen Kompositionen, mit zuweilen recht bekannten Stücken aus Klassik, Pop und Volkstümlichem aus verschiedensten Kontinenten erarbeitet, das auf breite Zustimmung stösst, auch wenn die Kostümierung mit Baströckchen, Glitzerleibchen, Ponchos und anderem zuweilen an Grenzen stösst– vor allem im volkstümlichen Teil. Andererseits bewundert man die kluge und witzige Choreografie, die während des Spielens in die Tat umgesetzt wird und eine gehörige Portion Präzision und Aufmerksamkeit abverlangt. Aufführungskonzept, Spielwitz, ausgefeilte Interpretation, bewundernswerte Abgestimmtheit, spieltechnische Fertigkeiten von höchster Qualität und Munterkeiten aller Art, sei es bei den verschiedenen Ansagen, dem Spiel einer selten gehörten Instrumentenkombination, den Alphornklängen hoch ab Kistenturm, rhythmischer Untermalung oder Gesang stiessen auf praktisch vorbehaltlose Begeisterung.

Der Konzertbeginn mit der von Bach komponierten Fuge in g-Moll und vor allem die anschliessende, ebenfalls von Bach stammenden Badinerie geriet etwas hektisch und führten zu leichten Tontrübungen. Dann machte Mathias Elmer auf liebenswerte Programminhalte aufmerksam. Man hatte sich mit Filmprofis zusammengesetzt, um deutungsreiche Kurzporträts der fünf Musiker in deren privatem Umfeld zu erstellen. Das geriet gar kurzweilig und liebenswürdig, sei das nun im Glarnerland, im Aargauischen oder in Appenzell und Thurgau. Man traf gewissenhaft Arbeitende, sah ihr berufliches und privates Umfeld und freute sich am herumtollenden Nachwuchs, an PC-verrückten, ungemein neugierigen Kühen, tollsten Jogging-Einlagen und anderem und begriff damit, wie vielseitig diese hochprofessionell arbeitenden Musiker sind. Das persönliche Können, enorme Virtuosität, die weit gefächerten musikalischen Kompetenzen und die Fähigkeit des Gestaltens im Ensemble sind gewiss Grundlagen der zahllosen gemeinsamen Auftritte, unter anderem auch in Deutschland und den USA. Kleine Munterkeiten wie der Einsatz der veritablen Schreibmaschine in «The Typewriter» von L. Anderson oder die gekonnten Schrittfolgen in einem Rondo von Mozart führten rasch zur Pause und in einen zweiten von Volkstümlichem aus allen Kontinenten geprägten zweiten Teil. Blasmusiker lernte man urplötzlich am Alphorn, Akkordeon, der singenden Säge oder dem solistischen Gesang und im Trio kennen. Das war absolut verblüffend, weckte Staunen und spürbar grosse Anteilnahme. Und während der Geschichte des schlafenden Löwen «lautmalerisch und mit gar munter-frechem Gesang in höchsten Höhen geschildert, war das Vergnügen der Hinhörenden mehr als verständlich.

Alles geriet so gut, der Beifall wollte nicht enden – bis einfach die letzte Zugabe ebenfalls beklatscht worden war und man so leise vernahm, dass «Generell 5» irgendwann einmal, aber dies ganz sicher, im wieder eröffneten Landesplattenberg bei Engi auftreten wird.