Verabschiedung aus der Musikwoche

Enorm beschwingt, festlich, intensiv und zugleich innig erfolgte der Abschied aus der 85. Musikwoche. Das Schlusskonzert fand in der reformierten Kirche Linthal statt. Für die Vielzahl der Erlebnisse sorgten Maurice Steger, Blockflöte und Leiter des Zürcher Kammerorchesters, das sich als blendend aufeinander abgestimmtes Ensemble erwies.



Bilder vom Schlusskonzert der Musikwoche Braunwaldin de Kirche in Linthal (p.meier)
Bilder vom Schlusskonzert der Musikwoche Braunwaldin de Kirche in Linthal (p.meier)

Das attraktiv zusammengesetzte Programm hatte das Italienische Konzert BWV 971 für Flöte, Streicher und B.c. von Johann Sebastian Bach (1685–1750) mit dem munteren Zusatztitel «Concerto nach italienischem Gusto», eine Komposition «A Jacobean Masque Dance» mit instrumentalen Stücken aus dem englischen siebzehnten Jahrhundert, «Fratres (1977/1989) von Arvo Pärt (*1935) in der Fassung für Streichorchester, das Concerto in B-Dur RV 375 für Blockflöte, Streicher und Basso continuo von Antonio Vivaldi (1678–1741) und das Brandenburgische Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048 von Bach zum Inhalt. Spannung und Vielfalt waren angesagt.

Der Beginn verzögerte sich leicht, weil die Fahrt mit dem Shuttlebus nicht wie geplant klappte; aber das störte kaum jemanden. «Kinderszenen» war der Generaltitel der Musikwoche. Irgendwie geisterten mit Kindlichem verbundene Momente durch den Konzertraum; so viel Glückseligkeit, Tempo, Unbeschwertheit, zuweilen fast überbordernder Jubel und Rumtollen klangen auf.

Man hatte den Eindruck, dass der quirlige Maurice Steger die Orchesterleute kaum anzuleiten hatte, die waren aufeinander bestens abgestimmt, verfügen über eine untadelig hohe spieltechnische Reife, gestalten mit einer Präzision aus, die restlos beeindruckt. Vom Solisten Vorgegebenes schwingt wie selbstverständlich mit. Man kann sich zurücklehnen, mitgeniessen, sich an harmonischen Klängen erfreuen. Maurice Stegers Fähigkeiten vorzustellen, kommt einem nicht eben einfachen Vorhaben gleich. Er ist mitreissend munter, wirblig, vorwärtsdrängend, die Orchesterleute zum Mittun auffordernd. Er gestaltet auch Temporeichstes mühelos aus und scheint sich gerade in derartigen Momenten richtig wohlzufühlen, knapp diktierend und mit wenigen Gesten dirigierend, enorm virtuos ausgestaltend. Das Orchester nimmt dieses Fordern spürbar bereitwillig und gekonnt auf, geniesst mit, ist enorm präsent, vermag dynamisch in willkommener Art zu differenzieren. Alles fliesst ineinander, baut sich blitzschnell zu Machtvollstem auf, sinkt wieder in ruhigere Momente zurück. Kurzweil, Glanz, Elegantes, Feierliches wechseln sich ab, bescheren Kurzweil, hohe Anteilnahme von den Konzertbesuchern.

Mit der Komposition von Arvo Pärt werden andere Klangwelten und Weiten geweckt. Der Soloviolonist hat sich aus dem Orchester entfernt, gestaltet virtuos, wirblig, enorm stimmungsstark aus, weiss sich vom Orchester bestens getragen. Gar Leidenschaftliches, Dramatisches, dann wieder luftig Helles klingen auf. Die so interpretierten Strukturen faszinieren, bewegen, schaffen eine weite, formschöne Welt.

Mit Antonie Vivaldis Concerto wird wieder in die üppige, füllige barocke Welt zurückgeführt, so richtig lustvoll, tänzerisch, zuweilen enorm leidenschaftlich, viele Gemüter bewegend. Die «Leichtigkeit des damaligen Seins» entführt in beinahe berauschend elegante Harmonien. Man geniesst die riesig kunstvoll ausgestaltete Eleganz, die verschiedensten Tempi und Stimmungen.

Tempo, inhaltlicher Reichtum, kraftreiche Momente und immense Beschwingtheiten prägen Teile der Sätze des Brandenburgischen Konzerts. Virtuosität und gar Anmutiges wecken Wärme und Anteilnahme gleichermassen. Mit bewunderungswürdiger Leichtigkeit gestalten die Orchesterleute aus, von Maurice Steger bewegendst angeleitet.

Der Applaus ist verdient riesig, führt zu zwei Zugaben, die schöner nicht hätten sein können, witzig, beschwingt, ein munteres Hin und Her zwischen Solist und Ensemble, so wundersam reichhaltig.