Verleihung des Kulturpreises an Herbert Leiser

In Anwesenheit von Prominenz aus Politik, Bildung und Kultur, der schlicht brillant aufspielenden «The Horns Plus« und Rednern, die in sehr einfühlender Art die Verdienste der verschiedenen Preisträger würdigten, fand die Verleihung des Kulturpreises 2013 und der vier Anerkennungspreise im Seminarhotel Lihn in Filzbach statt.



Renate Michel
Renate Michel

Regierungsrätin Christine Bickel, Verantwortliche des Ressorts Bildung und Kultur, begrüsste, wies darauf hin, dass der Kanton den Kulturpreis seit 1975 alle zwei bis drei Jahre verleihe und das zum 19. Mal. Anerkennungspreise werden unregelmässig ausgehändigt. Die Durchmischung der Preisträger, so Christine Bickel, zeige auf, wie gross die kulturelle Vielfalt und das damit ausgewiesene Potenzial im Kanton seien. Die Anerkennungspreise gingen an vier Persönlichkeiten, die mit ihrem Schaffen, ihren Leidenschaften und Qualitäten seit Jahrzehnten tätig sind, aus dem Hintergrund heraus wirken und ganz viel erreicht haben. Stets handelt es sich nicht um erfolg- und gewinnorientiertes Schaffen. Es sind Begabungen, die gereift sind und zu zahlreichen Anerkennungen geführt haben. Im Rahmen der jeweiligen Laudatio wurde das kreative, einst berufsgebundene Schaffen vertiefend präsentiert. Die Anerkennungspreise sind mit 5000, der Hauptpreis mit 20 000 Franken dotiert. Das Schaffen von Ruth Illi und Jakob Strebi würdigte Martin Zimmermann, jenes von Gret und Dres Graber Roger Kern, beide sind Mitglieder der kantonalen Kulturkommission. Den verdienten Träger des Hauptpreises, den Schauspieler Herbert Leiser, würdigte der Schriftsteller Emil Zopfi.

Laudatio für Herbert Leiser
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Emil Zopfi wandte sich an Herbert Leiser in liebenswürdiger Weise, in freundschaftlicher Verbundenheit, gar zahlreiche der verschiedenen Wegstrecken erwähnend. Anno 2003 habe es den Schauspieler nach einem halben Leben im Ausland ausgerechnet auf den Kerenzerberg, in ein altes verlassenes Haus nach Obstalden gezogen. Emil Zopfi befasste sich mit der langjährigen gegenseitigen Verbundenheit, die 1974 in Zürich ihren Anfang nahm; in einer Zeit, in der Herbert Leiser als Schauspieler am Neumarkttheater tätig war. Geschickt verwob Emil Zopfi seine Erfahrungen mit Aussagen von Herbert Leiser – erwähnend, dass neben der Schauspielkunst auch das Handwerk zu diesem Leben gehöre, dass das einst verlotterte Haus ein gemütliches Heim geworden sei und dass zu diesem bewegten Leben auch das Zeichnen, Illustrieren und Verfassen von Büchern unabdingbar gehören. Herbert Leisers Lebensweg begann in Näfels in einer Grossfamilie, die nicht auf Rosen gebettet war. Klosterschule, Buchdruckerlehre, die Erkenntnis, dass dies nicht jener Lebensweg sein könne, der sich so eröffnet habe, führten nach Stuttgart – an die dortige Schauspielschule. Dank glarnerischer Beharrlichkeit – man könne das durchaus als Sturheit bezeichnen – schaffte Leiser den anfangs sehr harzigen Einstig, der ihn später auf Bühnen in Stuttgart, Köln, Bonn, Lausanne, Zürich und andernorts führte, der ihm auch Filmrollen wie in «Kinder der Landstrasse», «Das gefrorene Herz» oder «Der schwarze Tanner» bescherten. Zopfi zeigte auf, weshalb gerade die Hauptrolle im Film «Die Käserei in Goldingen» zu einer Lieblingsrolle wuchs. Es ist die Geschichte des Fremden, der Unruhe schafft.

Ehrung von Ruth Illi und Jakob Strebi


Die Träger der beiden Anerkennungspreise, so Martin Zimmermann, sind aussergewöhnliche Musiker. Sie sind Planer und Realisatoren unzähliger Kirchenkonzerte, wirkten als geachtete und anerkannte Lehrkräfte an unserer Musikschule, sind Organisten und haben mit ihrer immensen Kreativität und dem persönlichen, hohen musikalischen Können einen Teil der kulturellen Vielfalt massgebend mitgeprägt. Dafür ist ein umfassender Dank mehr als angebracht.

An Ruth Illi gewandt, wies Martin Zimmermann auf jene Momente und Begegnungen hin, die ein Konzert irgendwie einmalig machen und zu Bewunderung durchaus Anlass geben. Ruth Illi wirkte als Organistin in verschiedenen Kirchgemeinden unseres Kantons, auf Kerenzen, in Mollis, Mitlödi und nun in Ennenda. Die jeweiligen Konzertprogramme enthielten nicht selten musikalische Kostbarkeiten und boten Begegnungen mit unbekannten Interpretinnen und Interpreten.

Jakob Strebi hat sich in ähnlicher Weise hohe Verdienste und grosse Anerkennung erworben. Er ist der stille, beharrliche und gar kenntnisreiche Schaffer, der mit grosser Bescheidenheit, aber hohem Können und umfassenden Kompetenzen tätig ist. Stets hat ihn seine Gattin Dorli Strebi tatkräftig unterstützt und vieles mitgetragen, was zum Erfolg geführt hat, dies seit rund sechs Jahrzehnten im Lehramt, als Referent, Organist, Klavierlehrer und Cembalist. Er ist, wie Ruth Illi, im Chorwesen tätig. Der herzliche Dank war mehr als verdient.

Würdigung von Gret und Dres Graber


Roger Kern äusserte sich in feinsinniger, kenntnisreicher und einfühlender Weise zur Arbeit von Gret und Dres Graber. Gret Grabers Liebe, Hingabe und das Auseinandersetzen mit Fotografie begann im Kindesalter – als der Vater in der abgedunkelten Küche Negative einst entwickelte und sie die «Bildwerdung» mitverfolgte. Mit dem ersten Lehrlingslohn erwarb sie sich eine Spiegelreflexkamera und der für sie stets faszinierende Weg zu Heutigem nahm seinen Anfang. Mannigfaltige Eindrücke, sehr häufig auf Reisen, wurden als Momentum eingefangen. Gret Grabers kunstinnige Leidenschaft wurde an Ausstellungen stark beachtet und mit Preisen bedacht. Sie wurde zur sorgsam betrachtenden, feinfühlig und durchdacht wählenden Fotografin, die flüchtigem Begegnen eine Bleibe einräumt, zum Betrachten nachhaltig einlädt.

Dres Graber hat seine zeichnerische Begabung aus seiner Kindheit heraus entwickelt, perfektioniert, verfeinert und ausgeweitet, indem verschiedenste Materialien, Formen und Farben Grundlagen des heutigen Schaffens sind. Einst zeichnete er in der Brienzer Schule für Holzbildhauerei mit Hingabe und Können Tiere und Gipsmodelle ab, er lernte den Beruf des Möbelschreiners und bildete sich später an der Kunstgewerbeschule Zürich im Fach Architektur aus. Er bildete sich in gar vielseitiger Art weiter, bis er nach wechselvollen Berufsjahren als Fachlehrer für Handwerk und Gestaltung an der Baugewerblichen Berufsschule Zürich tätig wurde. Seine Freude am Entdecken und Gestalten, das Auseinandersetzen mit neuen Techniken und Materialien wirken auch zwei Jahrzehnte nach der Pensionierung ungebrochen weiter. Gastfreundschaft, Kunstvolles, Herzlichkeit und wertschätzendes Auseinandersetzen mit diesem Schaffen sind seit 2005 im Reihenhaus an der stadtglarnerischen Sandstrasse im «atelier 4 – form, farbe, foto, figur» angeboten, die Ausstellungsfläche zieht sich mittlerweile ab EG bis in Obergeschossiges hin.

Dank, Kulinarisches, Musik

Die Preisträger – das war in allen Dankesadressen spürbar – nahmen ihre Auszeichnungen in bewegender Weise entgegen und verdankten die jeweilige Würdigung in sehr persönlicher Weise. «The Horns Plus» mit Renate Michel, Martin Bucher, «Lead – Alphornist» Paul Haag und Kurt Lustenberger, Gabriel Schiltknecht (Schlagzeug) und Roli Schiltknecht (Hackbrett) warteten mit Eleganz, Beschwingtheit, kulturellem Vielklang, Gesang und Virtuosem auf. Das war (in Anlehnung an einen Werbeslogan) weit «Mehr als Alphorn», ein genussreiches Vergnügen. Und das «Tüpfelchen auf dem i» war gewiss die reichhaltigen, liebevoll vorbereiteten Buffets und das sorgsame, aufmerksame Verwöhnen am Tisch durch die Crew des Seminarhotels.