Vernetzung in Generationenfragen

Unter dem Titel «Generationen verbinden» fand am vergangenen Mittwochabend in Netstal die Diakoniekonferenz der Reformierten Landeskirche statt. Dabei wurde eine Vernetzung von Kirche, Pro Juventute und Pro Senectute angeregt.

 



Im Gespräch über Generationenfragen (von links): Marianne Baumgartner
Im Gespräch über Generationenfragen (von links): Marianne Baumgartner

Brigitte Baumgartner, kantonale Kirchenrätin und Präsidentin der Diakoniekommission der Reformierten Landeskirche, zeigte sich beeindruckt vom vielfältigen Angebot für junge und ältere Menschen in den Kirchgemeinden. «Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, ob wir damit den Erwartungen der Leute entsprechen?», sagte sie zu den anwesenden Pfarrpersonen und Diakoniebeauftragten.

Wer sind die Zielgruppen?


Marianne Baumgartner von der Pro Juventute und Margrit Brunner von der Pro Senectute informierten im ersten Teil der Konferenz aus ihrer Sicht und Erfahrung über die Bedürfnisse und Entwicklungen der jeweiligen Zielgruppen.

«Unsere Jugend ist sowohl von Wohlstand wie von Armut betroffen. Die Frage ist, wie damit umgegangen wird», sagte die Bezirksstellenleiterin der Pro Juventute. Das soziale Umfeld habe sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert: «Gibt es Lebenshilfen für unsere Jugend, die auf die speziellen Lebensverhältnisse und die Veränderungen in unserer Gesellschaft eingehen?» Marianne Baumgartner wünschte sich eine Kirche, die trotz vieler Schwierigkeiten nicht nachlässt in den Bemühungen um die Jugend, die daran arbeitet, dass die Kirche zum In-Treffpunkt wird, wo nebst Fun und Action Inhalte vermittelt werden: «Denn die Jungen suchen Inhalte, Werte und Leitplanken.» Und sie wünschte sich die Kirche als «Wellness-Center für die Seele».

Heterogene Generation


Margrit Brunner betonte, dass es «den» älteren Menschen nicht gebe: «Es gibt keine Generation, die so heterogen ist wie diejenige der älteren Menschen.» Wir seien in allen Lebensphasen immer wieder Neulinge: «Die ganze Gesellschaft ist zum Lehrling geworden.»

Die meisten Menschen sind auch im hohen Alter bei relativ guter Gesundheit: Fast 60 Prozent der über 90-Jährigen leben gesund und allein zu Hause. Nur rund 7,5 Prozent aller Rentnerinnen und Rentner wohnen in einem Altersheim. «Die Senioren von heute sind in der überwiegenden Mehrzahl nicht zu Pflegende, zu Betreuende, zu Beratende. Sie sind selbst Pfleger, Betreuer und Ratgeber», so Margrit Brunner. Die heutigen Senioren seien egoistischer, aber auch gestresster und mehr unter Druck. Alt heisse: «Aktiv, lebensfroh, teilzeitbeschäftigt.» Altern bedeute nicht «end of life», sondern «change of life».

Generationenprojekte sind gemäss der Geschäftsleiterin der Pro Senectute ein wichtiges und wachsendes Handlungsfeld – auch für die Kirche. Doch müsse man von «sozial-romantischen Vorstellungen» abkommen: «Die Kontakte mit Gleichaltrigen sind in der Regel für alle viel wichtiger.» Es seien zudem Strukturen zu schaffen, in denen sich beide Generationen vollwertig einbringen könnten. Pro Senectute arbeite aber nicht nur in Richtung einer intergenerationellen Öffnung, sondern auch und vor allem mit intragenerationellen Projekten (zum Beispiel Senioren für Senioren).

Vernetzung angeregt


Der zweite Teil der Konferenz wurde dazu genutzt, mit den beiden Referentinnen zu diskutieren. Dabei wurde eine Vernetzung von Kirche, Pro Juventute und Pro Senectute angeregt, um die begrenzten Ressourcen optimaler zu nutzen. An einem geplanten runden Tisch sollen die Bedürfnisse und Möglichkeiten ausgelotet werden.