Verrückt im Apfelglück – der Apfelbaum als Flugobjekt

Fantastisch geht das ja schon zu und her, wenn sich die Sängerin Lanik und die Clownfrau Milu an Kinder und Familien wenden, um sich enorm dezidiert, wortreich, mit viel Musik und Artistik über einen Apfel hoch oben im Baum, dessen nicht eben einfaches Schicksal, ein Handörgeli, die Vielzahl von verschieden grossen Koffern mit keinem oder dann doch einem Inhalt, einen vertrackten Notenständer, rumschwebende und vom Publikum aufgefangene Luftballons zu unterhalten.



Verrückt im Apfelglück – der Apfelbaum als Flugobjekt

Da wird erfrischend gespielt, die totale Verzweiflung so bewegend markiert, artistische Eleganz, das Abmühen mit einem einfach blöden Klebeband ausgelebt. Zuweilen wird die fehlende Partnerin gesucht, sie ist irgendwo hinter der Bühne, sollte aber längstens auf den «Brettern der Welt» drauflosagieren. Vergnügt, in sich gekehrt, dem französischen Charme samt leidenschaftlichstem Chanson hingegeben, stellt sich die leicht ungeduldige Lanik vor. Ihre Welt stimmt – nur ist Milu verschwunden, leistet keiner der wortreichen Aufforderungen Folge.

Wie soll man unter derartigen Bedingungen zu zweit spielen? Nach einigem Hin und Her, Auftauchen und wieder verschwinden, Rumhantieren mit störrischen Koffern, dem Einbezug eines Notenblatts mit einer auch im Zuschauerraum gut sichtbaren, einzigen Note, dem sinnrichtigen Positionieren eben dieses Notenblatts geht es dann irgendwann los. Gar verzweifelt befasst sich Milu mit Grundlagen, die zur Musik, zum Lied führen. Sie tut das so lieblich verzweifelt, sich schaurig abmühend. Lanik, die immer entrüsteter kommentierende Sängerin, begreift das ganz und gar nicht.

Aber es prallen keine ach so verschiedenste Welten aufeinander. Es bedarf einfach einiger Umwege, bis Harmonie einkehrt, bis man sich mit der Tücke des jeweiligen Objekts derart arrangiert hat, dass mit dem Handörgelchen wirklich gespielt werden kann, der «gluschtige» Apfel am Baum bleibt und nicht mit gewaltig dynamischem Eigenleben auf Milus Hut fliegt und dort verharrt und Serviette und Geschirr auf der kleinen, vertikalen Kofferdeckelfläche total beeindruckend haften bleiben. Und zwischendurch ist die Sängerin wegen eines technischen Irrtums an einem Wundergerät angeschlossen, das je nach Wahl verschiedenste Kanäle Variantenreiches ausstrahlt. Bis da alles richtig organisiert ist, dauert es – sehr zum Vergnügen des Publikums, das zuweilen knapp einbezogen ist, anfeuert, ruft, lauter oder verhaltener zu sein hat.

Und als ob es die Sängerin gar nicht mehr interessiere, ist sie dank aufgesteckten Kopfhörern und fast schon ekstatische Zuckungen in ihrer Parallelwelt.
Es bedarf zahlreicher, vergnüglicher und kurzweiliger Irrungen und Wirrungen, bis sich nach leicht mehr als einstündigem Spiel alles zum Guten wendet, bis Schreien, lautstarke Verzweiflungen, Flehen, nachhaltiges Fordern, sehr Leidenschaftliches ein Ende finden. In solchen Momenten ist die engagierte Mithilfe aus dem Publikum gefragt. Sie wird bereitwilligst geleistet.

Und wenn Milu Ballons als Muskelmasse einsetzt, mit grad vier Reifen loswirbelt, sich die Sängerin ganz versöhnlich zeigt, spielt alles so zusammen, wie es sein muss. Der Apfelbaum wird «schwupp di wupp» zum veritablen, zauberhaft umfunktionierten Flugobjekt, mit dessen Benützung die so fest herbeigesehnte Reise endlich beginnen kann. «Mir wänd zämä gu flüügä, gu reise ga» – wohin bleibt das Geheimnis der beiden Damen, die so wirblig, voller Leidenschaften und Munterkeiten auszugestalten wissen.

Die Premiere findet am 4. August um 16.30 Uhr im Güterschuppen Glarus statt. Weitere Vorführungen sind auf den 3. Oktober in Niederurnen und den 31. Oktober um 11.00 Uhr im Gemeindezentrum Schwanden festgelegt.