«Via Crucis» von Franz Liszt in Ennenda

In der Kirche Ennenda wird am kommenden Karfreitag auf eine besondere Weise an Jesu Sterben gedacht: Anstelle eines morgendlichen Gottesdienstes wird zur Sterbestunde Jesu – also nachmittags um 15.00 Uhr – die musikalische Kreuzwegdarstellung «Via Crucis» von Franz Liszt zur Aufführung gebracht werden.



(Von links): Pfarrerin Iris Lustenberger
(Von links): Pfarrerin Iris Lustenberger

Der Kirchenchor Ennenda unter der Leitung von Magdalena Mattenberger, der Gesangssolist Philippe Meyer und die Organistin Ruth Illi werden den 14 überaus mystisch anmutende Tongemälden, aus denen sich das Werk zusammensetzt, neues Leben einhauchen. Pfarrerin Iris Lustenberger und Pfarrer Peter Hofmann werden das musikalische Geschehen der 14 Kreuzwegstationen mit eigenen kurzen Texten bereichern und kommentieren.

Franz Liszt komponierte «Via Crucis» in einem seiner letzten Lebensjahre, welche stilistisch durch seine Abkehr vom romantisch opulenten Schwulst gekennzeichnet sind, zugunsten einer unmittelbar berührenden Demut. Die zuweilen schiere Kargheit der Tonsprache, die zum Innehalten und Nachdenken anregt, die nicht immer nur «schön» klingt, und worin der Stille zwischen den einzelnen Passagen eine hör- und spürbare Bedeutung zufällt, steht im Kontrast zu einem reichhaltig musikalischen Formvokabular, das einen grossen Bogen von der Gregorianik bis an die Grenze der Tonalität spannt.

Für die Ausführenden stellt das Werk «Via Crucis» eine grosse Herausforderung dar, trotz der langsamen Tempi, oder gerade wegen dieser extrem langsamen Tempi. Für die Chorsänger heisst das: lange Atembögen, innere Ruhe und besonders achtsames Zuhören bei gleichzeitigem Singen. Und Ruth Illi, der an der Orgel nicht allein eine Begleitfunktion zukommt, sondern die mehrere Stationen solistisch zu gestalten hat, wird der Ennendaner Kirchenorgel selten zuvor gehörte Klangfarben entlocken. Philippe Meyer, ein im In- und Ausland gefragter Bariton und Gesangslehrer an der Glarner Musikschule, wird mit seiner berückend schönen Stimmgebung in diversen Rezitativen zu hören sein. Die Dirigentin Magdalena Mattenberger schaut auf eine intensive, aber lohnende Probearbeit zurück und sieht der baldigen Aufführung erwartungsvoll entgegen.