Vier Flügel, acht Hände, Hupe, Glöcklein, Schläger

Eine musikalisch und inhaltlich ganz besondere und wohl einmalige Kostbarkeit schenkten die Pianisten Mischa Cheung, André Desponds, Benjamin Engeli und Stefan Wirth allen, die der Eröffnung der 81. Musikwoche Braunwald beiwohnten, dies im Fabriksaal der Spinnerei Linthpark in Linthal.



Vier Flügel, acht Hände, Hupe, Glöcklein, Schläger

Es war ein klug ausgewählter Begegnungsort für diese ungewohnte, neuartigen und unerwarteten musikalischen Erlebnisse. Vier hervorragende Pianisten interpretierten eine ungemein reichhaltige Fülle von Kompositionen, die Paul Dukas (1865–1935), Maurice Ravel, Tschaikovsky (1840–1893), Franz Liszt (1811–1886), Richard Wagner (1813–1883), George Gershwin (1898–1937), Earl Wild (1915–2010), Cole Porter (1891–1964), Chopin und Leonard Bernstein (1918–1990) nur zum Teil für diese Besetzung geschrieben hatten. Einiges musste von den Pianisten neu arrangiert werden.

Das Gershwin Piano Quartet wurde 1996 von André Desponds gegründet. Auftritte in ganz Europa, Südamerika, China und im Nahen Osten weckten hohe Beachtung und Anerkennung. Die vier Pianisten gestalteten mit hoher Abgestimmtheit, Kraft, Ideenreichtum, spielerischer Eleganz, variantenreichen Sequenzen und Leidenschaft aus. Sie entlockten den Konzertflügeln Stimmungen und Klangformen, die riesig faszinieren, packend sind. Es wachsen zuweilen Hörerlebnisse, die Träumereien, stürmischem Enteilen, dann wieder Verharren, Schwärmerischem, Leichtem, abrupter Kraft und Wucht gleichkommen, die ganz viel Kurzweil und intensive Spannungen bescheren. Kraft, Virtuosität, enormes Können führen zu Erfüllendem, Mitreissendem. Kurz hängt man Bekanntem, oft Gehörtem nach, geniesst vorbehaltlos, hört sich dann wieder in Neues, Ungewohntes ein. Man lässt sich von der wachsenden inneren Neugierde führen, hin zur kaum fassbaren Reichhaltigkeit der vielen Kompositionen.

Neben dem Geniessen, inneren Mitswingen wächst die Bewunderung über die ungeheure Spielfreude, dieses Miteinander, Füreinander, die solistischen Momente, die hohe Sensibilität der vier Pianisten, die in Jazzigem ebenso versiert sind wie in neuerer Klassik, die einen ungeheuren Drive in sich tragen, so viel Kraft und Freude offenbaren. Sie öffnen den Hinhörenden Welten, die wechselvoller, bunter und spannender nicht sein könnten.

Und alles entwickelt sich dank riesiger Kreativität, Mut zu Aussergewöhnlichem und Hinführung zu Klangwelten, die man so noch kaum einmal gehört hat.

Es war eine Fülle, manchmal gar Übefülle, die so hohe Begeisterung, Anteilnahme und Wertschätzung weckte, alles galt dem kurzweiligen, inhaltsstarken zuweilen überbordend reichhaltigen und lebhaften Spiel, seien das nun Interpretationen der Nussknacker-Suite, Variationen über einen Walzer von Chopin, songs and dances from «West Side Story» von Leonard Bernstein oder anderes. Es war packend, beglückend reichhaltig – eine zielführende Einführung in die ausgekündigte Programmfülle der gesamten Musikwoche.