Vier Netstaler Konfirmanden weckten Heimatgefühle

Die Corona-Pandemie hält die Schweizer Bevölkerung fest in Umklammerung. Sie nimmt vermehrt auch Einfluss auf die Durchführung verschiedener kirchlicher Feste und Feiern. Wegen dem kleinen Fiesling namens Covid-19 musste die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde in Netstal im Frühling die Konfirmationsfeier 2020 auf unbestimmte Zeit verschieben. Vergangenen Sonntag war es endlich so weit. Unter strikter Einhaltung der vom BAG vorgeschriebenen Sicherheits- und Vorsichtsmassnahmen konnte die Konfirmation gleichzeitig mit dem Erntedankfest feierlich durchgeführt werden.



Konfirmation und Erntedankfest zugleich in der Reformierten Kirche in Netstal. Weitere Impressionen von diesem Anlass
Konfirmation und Erntedankfest zugleich in der Reformierten Kirche in Netstal. Weitere Impressionen von diesem Anlass

Der Gottesdienst in der evangelisch-reformierten Kirche in Netstal vom vergangenen Sonntag war in jeder Beziehung ein ganz spezieller. Sechs Monate dauerte es, bis die im Frühling verschobene Konfirmationsfeier in der reformierten Kirche endlich nachgeholt werden konnte. Da der vergangene Sonntag ebenfalls dem Erntedankfest gewidmet war, hatte der reformierte Kirchenrat gemeinsam mit Pfarrer Edi Aerni und den vier Konfirmandinnen und Konfirmanden beschlossen, die beiden traditionellen Kirchenfeiern gleichentags und gemeinsam zu feiern.

Unsere Heimat gibt uns die Kraft, die wir jetzt brauchen!

Unter dem Motto «HEIMAT», das sie selbst auswählen durften, haben die Konfirmanden Pia Fischli, Elena Suter, Marco Schnyder und Toni Zehnder genau zum richtigen Zeitpunkt dieses Thema ausgewählt. Gerade jetzt ist es wichtig, die Kraft unserer Heimat, die wir alle in Zeiten von Corona dringender denn je gebrauchen, zu spüren und zu erleben. Die Konfirmanden selbst haben ihre Vorstellungen von Heimat auf einer weissen, runden Platte schriftlich festgehalten und auf eindrückliche Art und Weise der Festgemeinde präsentiert. Da stand unter anderem geschrieben: «Heimat ist dort, wo das Herz seine Wurzeln hat; Heimat ist der Ort, dort, wo «Jedä» oder «Jedi» jedä kännt; Heimat ist dort, wo die Berge sind. Heimat ist zugleich auch Erinnerung an die eigene Kindheit. Heimat sind sowohl die Glarnertüechli als auch die «Zigerbrüüt», Heimat ist dort, wo die Landsgemeinde stattfindet und am 6. März das «Fridlisfüür» entfacht wir. Heimat ist das Zuhause mit der Familie und sind die coolen Partys mit Freunden beim Grillieren am Klöntalersee. Mit Heimat meinen wir grundsätzlich den Ort, wo wir gerne leben, wo es uns gefällt und wo wir uns wohlfühlen! Dazu gehört die Liebe und Verbundenheit zum Glarnerland, zu unserer wunderschönen Schweiz und zu unserem geliebten Vaterland, dem wir Sorge tragen müssen! Hinzukommen aber auch die unzähligen Privilegien, die wir im Vergleich mit anderen Ländern und Kontingenten tagtäglich erfahren dürfen. Alles ist nicht selbstverständlich! Ein tägliches kurzes Dankeschön an unseren Schöpfer wäre gerade deswegen angebracht. «Nun danket alle Gott», heisst es in einem meiner Lieblings-Kirchenlieder. Diesen Worten sollten Taten folgen! Das von den vier Konfirmanden selbstgewählte Motto «HEIMAT» fand bei den Gottesdienstbesuchern jedenfalls Zuspruch und brachte trotz Corona für kurze Zeit etwas Entspannung und Abwechslung in das momentan eher triste Leben vieler Gläubigen.

Der etwas andere Gottesdienst

Schon rein optisch war alles anders als sonst. Augenfällig war das einheitliche Tragen der Schutzmasken wegen der sich wieder ausweitenden Corona-Pandemie. In angenehmen Kontrast zu den eher beängstigenden Schutzmasken die wunderschönen Erntedankfest-Dekorationen, welche verteilt auf den ganzen Kirchenraum die Gottesdienstteilnehmer hellauf begeisterten. Ein wahrer Augenschmaus für alle Kirchenbesucher. «Augenschmaus» hiess zufälligerweise auch das Ländler-Trio, welches gekonnt und mit viel Schwung den Gottesdienst in der Kirche musikalisch umrahmte. Ebenso stimmungsvoll war der artistische Auftritt der drei Fahnenschwinger mit ihren Schweizer Fahnen. Organist Hanspeter Bolliger brillierte mit einer eigenwilligen Version der Schweizer Hymne, während Pfarrer Aerni sich in einer gehaltvollen Predigt über den Sinn der Konfirmation und zum Thema «HEIMAT» sich äusserte. Nach der Übergabe der Konfirmationssprüche von Pfarrer Aerni wandte sich abschliessend auch noch Kirchenratspräsident Frank P. Gross an die Konfirmanden, um ihnen als krönender Abschluss einer würdige Konfirmationsfeier abschliessend noch die Bibel zu überreichen.

Der geschichtliche Hintergrund der Konfirmation

Die Konfirmation hat in ihrer geschichtlichen Entwicklung vier Bedeutungen bekommen. In diesen integriert sind die christliche Bestätigung der Taufe und damit das bewusste Ja zum christlichen Glauben und zur Kirchen-Zugehörigkeit. Gleichzeitig ist die Konfirmation ein wichtiger Lebensabschnitt für die jungen Leute. In diesem Jahr konnte der evangelisch-reformierte Pfarrer Edi Aerni insgesamt zwei Konfirmandinnen und zwei Konfirmanden in einen neuen Lebensabschnitt entlassen.

Dem Schöpfer danken für reichlichen Segen

Mit dem Erntedankfest soll in Dankbarkeit an den Ertrag in Landwirtschaft und Gärten erinnert werden – und auch daran, dass es nicht allein in der Hand des Menschen liegt, über ausreichend Nahrung zu verfügen. Speziell an diesem Gottesdienst war aber auch die Tatsache, dass zwei Kirchenfeste, die Konfirmation und das Erntedankfest, am selben Tag gefeiert wurden. Brigitte Weber mit ihren Netstaler Landfrauen präsentierten auch in diesem Jahr die ganze Fülle der diesjährigen Ernte. Ein Augenschmaus nicht nur für die anwesenden Bauernsame, sondern auch für die vielen Kirchenbesucher. Die Glarner Bauern zeigten sich jedenfalls in diesem Jahr rundum zufrieden mit dem Ertrag ihrer Ernte. Der krönende Abschluss einer in jeder Beziehung gelungenen Konfirmationsfeier inklusive Erntedankfest war der Auftritt der Harmoniemusik Netstal auf dem Hauptplatz vor der Kirche. Herzlichen Dank an alle, die zum guten Gelingen dieser beiden Kirchenfeste beigetragen haben.