Vom Baltikum in die Schweiz – das musikalische Verweilen

Die musikalischen Matineen im Freulerpalast Näfels sind dank umsichtigem und sorgsamem Organisieren durch Vilma und Daniel Zbinden aus Glarus und dem willkommenen Gastrecht der Verantwortlichen zu einem Treffpunkt geworden, der sich zu Recht grosser Beliebtheit erfreut. Die dritte musikalische Reise gewährte Einblicke in zumeist unbekannte Kompositionen und gestattete das Mitvollziehen von echten Kostbarkeiten, voller Kurzweil, Träumereien, Verweilen, keckem Zurufen, hoher Lebensfreude. Die Interpretierenden: Eugenijus Ciplys, Birbyn;, Ronny Spiegel, Violine und Vilma Zbinden, Klavier, waren aufeinander hervorragend abgestimmt, taten sich als wechselvoll gestaltende Einheit hervor. Es war eine «Konzertstunde» erster Güte, gefüllt mit so viel Herzlichkeit, technischer Vollkommenheit und hoher Kreativität.



Impressionen vom musikalischen Matinee im Freulerpalast (Bilder: p.meier)
Impressionen vom musikalischen Matinee im Freulerpalast (Bilder: p.meier)

Es war eine spürbare Herzensangelegenheit von Daniel Zbinden, dem «musikalischen Hausherrn», das erfreulich zahlreich erschienene Publikum in launiger und kenntnisreicher Weise einzustimmen. Seine kurzweiligen Hinweise zu dieser Reise zwischen der Schweiz und osteuropäischen Gegenden nahm man gerne und bereitwillig auf. Von César Cui (1835–1918) stammt das Trio op. 56, eine Fülle an Eleganz, Leichtigkeit und spieltechnisch stark Forderndem. Was es mit der Birbyné auf sich hatte, wurde gar elegant hörbar gemacht. Das Instrument sei, so war zu erfahren, eine in Litauen gespielte Hornpfeife. In diesem Land gilt sie als Nationalinstrument. Sie gehört zur Familie der Klarinetten, hat einen klaren, tragenden und vollen Ton. Mit ganz viel Unbeschwertheit und spieltechnischer Eleganz wurde man in eine Erlebniswelt entführt, in der man gerne länger verweilt hätte.

Es schlossen von Paul Juon (1872–1940) reizende Trio – Miniaturen an. Die Titel der einzelnen Sätze waren so etwas Signale mit der Bitte, einfach ganz aufmerksam hinzuhören, damit sich Träumereien, Wärme, Herzlichkeit und Tanz genussvoll ausbreiten konnten. Man durfte an der gestalterischen Eleganz und der hingebungsvollen Spielkunst auf direkteste Art teilhaben, das Vorwärtseilen mitgeniessen. Der Festsaal des Freulerpalasts ist ein ganz besonderer, wertvoller Konzertraum für kleinere Ensembles. Ronny Spiegel erwies sich als wahrer Zauberer, Vilma Zbinden begleitete mit hohem Können, war riesig präsent, mit kunstreicher Eleganz gestaltend.
Und Daniel Zbindens Exkurs ins Richisau samt beeindruckender Natur, eine kleine Reise durch die Schweiz und anderes nahm man gerne in sich auf.
Es schlossen Reisebilder von Joachim Raff (1822–1892) an. Ein Komponist mit Namen Hans Jelmoli (1877–1936) wanderte einst aus Italien ein und schrieb mit «Heimliche Liebe», «Vor einem schlafenden Rosenstock» , «Unter einem Fliederstrauche» und «Tempi passati» übertitelte Lieder, deren Inhalte fast für sich selbst sprachen. Die Welt beinahe aller irdischen Genüsse hatte für kurze Zeit Hochsaison. Es klang alles willkommen wechselvoll, in zuweilen verschiedenen Besetzungen auf, so beneidenswert elegant und voller Kurzweil.
Mit zwei Salonstücken von Sergei Rachmaninov (1873–1943) und fünf Stücken von Dimitri Schostakowitsch (1906–1975) klang das ungemein abwechslungsreich strukturierte musikalische Beschenken aus, das zuweilen von riesiger Leichtigkeit, Frohmut, folkloristischen Elementen, einfach wohltuend Beseeltem erfüllt war.
Eine ganz kurze Zugabe war Dank für den verdient herzlichen und langen Applaus, bevor man in den Garten des Freulerpalasts zum Verweilen eingeladen war.