Vom Clariden zu den Gletschern im Himalaya

Für einmal war im Gartenflügel Ziegelbrücke nicht eine Ausstellung mit mehrwöchiger Dauer, sondern ein aufrüttelndes, sehr nachdenklich stimmendes Auseinandersetzen mit der weltweiten Klimaerwärmung, den damit dramatisch schwindenden Eismassen, den steigenden Wasserspiegeln unserer Weltmeere, der Preisgabe von bewohnten und bewirtschafteten Landflächen, zerstörerischen Wasserströmen, Erosion und weiteren Themen angeboten.



Vom Clariden zu den Gletschern im Himalaya

Man erhielt Einblicke in die Arbeit der Glaziologen, die sehr langfristigen, pessimistisch stimmenden Prognosen betreffend Temperaturanstieg und hatte zudem Gelegenheit, zahlreiche Bildtafeln, Tabellen und Berichte zu studieren. Den vielen Besuchern zerrann die verfügbare Zeit fast zwischen den Fingern, bei Gesprächen, dem Mitverfolgen der sehr informativen Tonbildschau, Gesprächen, dem Anhören der breit gefächerten Ausführungen und dem Verweilen an einem wahrlich aussergewöhnlichen Ort.

Grosszügiger, herzlich begrüssender Gastgeber war Robert Jenny. Freimütig bekannte er, dass er – genau wie Giovanni Kappenberger, Referent, Meteorologe und Glaziologe – vom «Nepal-Virus» angesteckt sei. Das habe ihn bewogen, den Referenten und die interessierte Öffentlichkeit für ein Wochenende in den Gartenflügel einzuladen. Kappenberger hat sich an verschiedenen Orten mit Gletschern, deren Bewegungen, Erosionen, Naturkatastrophen, zerstörerischen Wassermassen und anderem sehr intensiv auseinandergesetzt, Expertisen als Auftragsarbeiten erstellt und auf freiwilliger Basis Messungen angestellt. Diese Arbeiten führt er weiter, nachdem er als Meteorologe bei Meteo Schweiz (ehemals Meteorologische Zentralanstalt) aufgehört hat.

Unter den in höchst beachtlicher Zahl erschienenen Gästen befanden sich viele, die sich kannten; zuweilen wähnte man sich wie in einer Grossfamilie. Giovanni Kappenberger schöpfte wahrlich aus dem Vollen, so viele Ergebnisse, Erlebnisse und Erkenntnisse sprudelten aus ihm beinahe im Übermass heraus.

In Schweizerischem

Er begann in vertrauten, wohl allen bekannten Räumen: Glärnischfirn, Guppenfirn, Clariden, Limmern, Plattalva-Gletscher. Einen Schwerpunkt setzte er mit der Präsentation der Claridenfirnmessungen zwischen 1914 und 2014. Es wurde aufgezeigt, wie gemessen wird, wie Aufzeichnungen gemacht werden, um alle Ergebnisse festhalten zu können.

Es folgten Abstecher zum Grossen Aletschgletscher, dem Rhone-, Morteratsch und Palügletscher. Mittels Rundumpanorama erfuhr man einiges über die schwindende Gletscherpracht – wie sie weit umfassender – in der zehn Stationen umfassenden Tonbildschau (Max Maisch als Verfasser) mit dem Titel «Gletscher im Treibhaus» enthalten ist.

Es fanden die Namen vieler Helfer und eine unendliche Fülle von Zahlen Erwähnung; beispielsweise, dass bei einem der Gletscher die Horizontalbewegung von 14 auf heute 8 Meter zurückgegangen ist. Kappenberger zeigte Tierspuren auf dem frischen Schnee, vom Wind angewehte Schmetterlinge und Mücken, sprach von Murmeltieren und Wölfen, die unerklärlicherweise auf der nicht gerade wirtlichen Fläche unterwegs waren.
Er zog Vergleiche zwischen Gletscherströmen in verschiedenen Teilen unseres Landes.

Arktis und Afrika


Zweimal war der Referent in der Arktis mit Messarbeiten und dem fotografischen Dokumentieren beauftragt. Auch das Meeres-Eis schwindet, was beispielsweise eine starke Erosion der freigelegten Landflächen zur Folge hat. Er zeigte am Beispiel des Kilimandjaro auf, wie zauberhaft beispielsweise Eisfragmente auf trockenem Fels aussehen können.

Himalaya


Man wurde an Orte entführt, von denen wohl viele etwas gehört haben. Es handelte sich zumeist um die abgelegenen, nur dünn besiedelten Täler in Nepal. Siedlungen und Anbaugebiete wurden nach dem verheerenden Erdbeben im April zum Teil total zerstört. Ganze Siedlungen und deren Bewohner verschwanden. Der Referent befasste sich mit dem Mustang-Tal, Langtang und anderen Gebieten. Mit diesen Bewohnern wissen sich Kappenberger, Robert Jenny und andere stark verbunden. Ihre Betroffenheit und die Aufrufe zum nachhaltigen Helfen sind absolut verständlich. Einiges wurde über den Wiederaufbau gezeigt. Man erfuhr, wie unglaublich zerstörerisch die vom Erdbeben ausgelösten Gletscherlawinen und die Sturmwinde gewirkt haben.

Wie sich auf Gletschern Seen oder riesige Krater bilden, welche Probleme damit verbunden sind, wurde aufgezeigt. Kappenberger erwähnte, dass der Gletscherschwund im Himalaya nicht derart stark ist wie in unseren Alpen.
Mittels vier Klimamodellen, die sich bis 2090 erstrecken, wurden Langzeitprognosen vorgestellt.

Es schlossen Verweilen, ein mit viel Gastfreundlichkeit offeriertes kleines kulinarisches Verwöhnen und zahlreiche Gespräche an – sie fanden am darauf folgenden Tag eine Fortsetzung.