«Vom grünen Klee zur grünen Fee» Konfirmandenlager Sernftal 2013

Vom grünen Klee zur grünen Fee, vom Schabziger zum Absinthe, von der bekannten deutschen Sprache zum «unbekannten» Französisch, oder vom «Chlytal» ins Val-de-Travers ... wie man das auch thematisiert, auf jeden Fall war es für die meisten ein Sprung ins Unbekannte! Und bei jedem solchen Sprung, zudem man Mut und Vertrauen braucht, entdeckt, lernt, wächst und reift man.



«Vom grünen Klee zur grünen Fee» Konfirmandenlager Sernftal 2013

Die Konfirmandenklasse des Sernftals zeugt davon auf ihre Art und Franz und Samuel antworten z.B. auf die Frage, warum sie denn ins Val-de-Travers gegangen seien, mit: «Um uns Punkte zu holen für die Konfirmation», fügen aber mit Unterstützung von Reto sogleich hinzu: «Nach den zügigen Fahrten auf der Rodelbahn, in Buttes mussten wir, zum Unmut der meisten Konfirmanden, in unser Lagerhaus laufen. Dort angekommen bezogen wir unsere Zimmer und trafen das erste Mal unsere Köchin «Fanfan». Nach einem leckeren Nachtessen, das «Fanfan» uns gezaubert hat, fuhren wir in eine nahegelegene Kirche. Da erzählte uns «Fanfan» aus ihrem Leben.
Gesamt gesehen war schon der erste Tag sehr erlebnisreich und interessant.»

In der Tat hatte die Köchin «Fanfan» Dramatisches erlebt, aber ihr einfacher und fester Glaube beflügelte sie mit erstaunlichem Halt und Willenskraft. Gott hat ihr nicht die Probleme weggenommen, aber durch ihren Glauben hat er ihr Kraft verleiht, diese zu überwinden.
Ganz ähnlich ist denn auch unser Thema, indem wir wagen, die «Idee der Theokratie» der dunklen Berühmtheit des Val-de-Travers, nämlich «die verbotene Absinth-Herstellung während 95 Jahren» (Alexandra), gegenüberzustellen.
Was ist denn Absinthe? «Ein berühmter Schnaps aus dem Val-de-Travers», sagt Alexandra und fügt hinzu: «Zuerst gab es den Wermut-Tee gegen Magenschmerzen. Anschliessend wollte man den Geschmack dieses Tees verbessern, indem man Alkohol hinzugab.» Warum wurde das denn verboten? «Weil die Weinbauer und die Alkoholgegner behaupteten, im Absinthe sei ein Gift namens Thujon und so wurde der Schnaps verboten.» fährt Alexandra fort und Reto bestätigt: «Der Absinth wurde durch eine Volksinititative um 1908 entgegen der Empfehlung des Bundesrates verboten. Am 7. Oktober 1910 trat das Verbot in Kraft.»
Die offizielle Version ist natürlich eine berechtigte Kampagne gegen den grossen Alkoholmissbrauch Anfang des 20. Jahrhunderts, aber man hatte ja nicht den Alkohol bekämpft, sondern den Absinthe. Da hatte man wieder mal einen Sündenbock gefunden. So ähnliches beteuert Claude-Alain Bugnon, der Absinthbrenner, der als erster rehabilitierter Schwarzbrenner gilt und der uns mit seiner Frau Karin durch seine, heute legale, Brennerei in Couvet führt. Die Konfirmanden fügen hinzu: «Die Einwohner brannten trotzdem Absinth, druckten Werbung (Dazu besuchen wir die Druckerei Valoffset in Couvet mit seinem stolzen Besitzer «Jeannot»), verkauften den Schnaps und pflanzten Wermut an. Die Einwohner übertraten also das gesamte Gesetz, dass erlassen wurde.» Wie kann man denn zu einer solchen Situation das Thema «Theokratie», einen heute so missverstandenen Begriff, einbeziehen? «Weil die Theokratie (=Gottesherrschaft) nicht hauptsächlich besagt, wie Gott regiert, sondern wie der Mensch nicht regieren darf», sagt Nathalie und erläutert: «Niemand der sagt, dass Gott ihm gesagt habe, was zu tun sei, übt Theokratie aus.»
Tatsächlich ist in der jüdisch-christlichen Tradition der Mensch nie von seinen menschlichen verantwortungsvollen Überlegungen und Handlungen dispensiert und durch Gott ersetzt, sondern genau das Gegenteil, diese Aufgabe ist ihm ausdrücklich übergeben.» «Aber», so erklärt Nathalie, «die Idee der Theokratie ist, dass immer jemand noch höher ist. Dass niemand über sich selber richten kann, sondern dass Gott die letzte Instanz ist und über alle richten kann.»
Das heisst also, dass kein Mensch, keine Partei, keine Religion, keine Mehrheit, keine Minderheit, kein Volk (und sei es auch das Schweizer Volk), in sich selbst souverän sein kann, sondern immer verpflichtet bleibt. Und somit gibt es also, so Nathalie, «eine moralisch falsche Gesetzesbefolgung, wenn z.B ein Gesetz gemacht wird, die eine Bevölkerungsgruppe diskriminiert.»
Und damit haben wir die Einwohner des Val-de-Travers mit ihrer Gesetzesmissachtung, wenn nicht gerade entschuldigt, so doch zu verstehen versucht.
Aber das alles ist schnell vergessen am letzten Abend auf der Weide in Martel-Dernier beim Bauer Ferdinand Robert und Claudine seiner Frau. Nachdem uns nämlich Philippe (der Bruder von Claudine) durch das Torf-Moor geführt hat, erleben wir ein typisches Neuenburgerritual auf dem leichten Hügel, der die grasenden Kühe der grünen Weiden Ponts-de-Martels überschaut: La torrée neuchâteloise! Da brennt schon seit Stunden ein grosses Feuer. Ein Haufen heisser Asche wird jetzt zum 40-minütigen Feuergrab für ein paar Dutzend «Saucissons neuchâtelois», die zuvor von Rebekka, Lukas und Reto, unter Anleitung von Claudine, behutsam feuerfest eingewickelt wurden.
Diese dann in der «Ecurie» (Stall), zu «hausgemachten» Akkordeonklängen zu verspeisen, ist mit Sicherheit der Höhepunkt der Reise: «Ich fand die Würste bei der netten Bauernfamilie besonders gut», meint Armin und möchte dem Leser folgenden Kommentar weitergeben: «Es ist eine sehr schöne und friedliche Gegend ... ich fand die Leute sehr freundlich.» Die Klasse bestätigt: «Vom Gebiet her ist das Val-de-Travers gleich wie das Kleintal. Das Ganze zieht sich aber in die Länge und ist nicht so steil wie im Sernftal. Uns hat es dort sehr gefallen.»
Zurück im Sernftal unternehmen wir, die ganze Konfirmandenklasse sowie die Begleiter Bea, Angela, Werni und Beat, das ambitiöse Projekt, den ganzen Eindruck bildlich darzustellen. Wir hoffen, dass es den Leser anspricht.