«Als Richter und Schiedsrichter warst du es gewohnt zu beobachten, zu beurteilen und zu entscheiden», erklärte Renata Grassi Slongo, Co-Präsidentin SP Glarus Nord, an der Wahlfeier von Regierungsrat Markus Heer in der Mensa der Berufsschule Ziegelbrücke am vergangenen Samstag. Mit der Wahl im Frühling 2021 habe sich die Rolle vom Beobachter zum Beobachteten gewechselt. «Nun wird zukünftig der Landrat und das Stimmvolk deine Arbeit beurteilen.» Diesen Seitenwechsel beschrieb auch Obergerichtspräsidentin Petra Hauser: «Der Wechsel von der Judikative in die Legislative ist eigentlich nicht der übliche politische Weg.» Aus diesem Grund habe sie sich auch entschieden – entgegen der Tradition, dass sich Richter nicht politisch äussern – wenn mit ihrem ehemaligen Kollegen vom Verwaltungsgericht einer aus ihren Reihen diesen Wechsel schafft, trotzdem und mit Freude von dieser Seite die Gratulationen zu überbringen. Dies sei zwar selten, aber meistens von grossen Persönlichkeiten vollzogen worden, letztes Beispiel Bundesrat Arnold Koller. «Für die SP, aber auch für den Kanton Glarus war deine Wahl ein wichtiges Ereignis», betonte Christian Büttiker, Präsident SP Kanton Glarus, denn mit seiner Nachfolge von Rolf Widmer sei die Sozialdemokratische Partei seit 2014 wieder im Regierungsrat vertreten. «Nicht nur deshalb wirst du diesem Gremium guttun.» Da die Feier Corona-bedingt nicht nach der erfolgreichen Wahl Ende März stattfinden konnte, hatten die weiteren Gratulanten die Möglichkeit, bereits auf erste Erfahrungen mit dem neuen Regierungsrat zu berichten. So betonte Landratspräsident Hansjörg Marti, dass sich Heer in der Zwischenzeit sehr gut in die Landratssitzungen und in die Kommissionen eingefügt habe. «Und das, obwohl man vorher kaum einmal zusammengesessen ist.» Auch Gemeindepräsident von Glarus Nord, Thomas Kistler, konnte berichten, dass Heer gezeigt hat, «dass er den Karren ziehen kann und eine wichtige Ansprechperson ist.» Auf sein Hobby als Fussballschiedsrichter bezog sich Frau Landammann Marianne Lienhard in ihrer kurzen Rede. «Nun bist du nicht mehr Spielleiter, sondern Teamplayer in einer Mannschaft, welche von der Bevölkerung zusammengestellt wurde.» Im Gremium wird zudem teilweise hart diskutiert, gemeinsame Entscheidungen aber kollegial nach aussen vertreten. Den Druck und die Erwartung in sein Amt habe er jetzt erst richtig anlässlich dieser Feier gespürt, erzählte Heer zum Abschluss des offiziellen Teils der Feier. Mit einem starken Augenzwinkern und humoristischen Unterton meinte er dazu, dass es für ihn vielleicht besser gewesen wäre, die Feier nicht durchzuführen. «Aber die Freude ist gross. Und dieser Abend ist auch ein grosses Dankeschön an alle, die mich jederzeit bei diesem Schritt unterstützt haben. Allen Helfern und vor allem meiner Familie.»
