Vom Teppichfertigungs- zum Handelsgeschäft

Im letzten Sommer schloss die Enia Carpet Schweiz AG ihre

Produktion in Ennenda. Seither wird hier – mit anderen Mit-

arbeitern – die Firmenzentrale des in Europa führenden

Anbieters von textilen Bodenbelagssystemen ausgebaut.

 



Bodenbelagssysteme der Extraklasse: Claudio Galliard von Enia Carpet Schweiz präsentiert ein Muster in der Musterei im grossen Lagergebäude. (Bild Irène Hunold)
Bodenbelagssysteme der Extraklasse: Claudio Galliard von Enia Carpet Schweiz präsentiert ein Muster in der Musterei im grossen Lagergebäude. (Bild Irène Hunold)

Im letzten Amtsblatt wird der Zweck der Enia Carpet Schweiz AG neu definiert. Nicht mehr die Produktion und der Handel mit Teppichen steht im Vordergrund, sondern der Vertrieb als solcher. Und dafür werden auch Mitarbeiter gesucht. Im Moment braucht es zur Verstärkung des Teams einen Leiter im Verkaufsinnendienst. «Zwei Aussendienstmitarbeiter haben wir bereits angestellt, ein weiterer wird im Februar eintreten», informiert Claudio Galliard, Geschäftsführer von Enia Carpet Schweiz.

Er habe Wort gehalten. Denn im Sommer, als in Etappen die neun Arbeiter in der Produktion entlassen werden mussten, hatte er in Aussicht gestellt, dass es wieder Zuwachs geben werde. An anderen Arbeitsplätzen – qualitativ hochstehenden wie zum Beispiel im Marketing, den Finanzen, dem Controlling und der EDV. Momentan sind 14 Mitarbeiter der Enia Carpet Schweiz AG in Ennenda beschäftigt. Davon zwei Auszubildende.

Prospekte, Ladenpräsentationen

Galliard sagt ganz klar: «Wir möchten Marktanteile gewinnen.» Deshalb werde auch auf neue Strategien gesetzt. Die Arbeiter hätten aus ökonomischen und ökologischen Gründen entlassen werden müssen. «Früher mussten Halbfabrikate zwischen einzelnen Produktionsschritten innerhalb Europa versendet werden. Heute bedienen wir mit der fertigen, in Holland und Frankreich produzierten Ware direkt unsere Vertriebsniederlassungen.» Und zwar weltweit. Dazu werde in Ennenda die Firmenzentrale der Unternehmensgruppe aufgebaut.

Vier neue Mitarbeiter arbeiten bereits im Dachgeschoss des Verwaltungsgebäudes; sie bilden die Marketingeinheit des Unternehmens. Alles gut qualifizierte Angestellte mit Marketing- oder betriebswirtschaftlicher Ausbildung. «Sie machen Prospekte, die wir früher auswärts vergeben mussten», erklärt der Geschäftsführer. Oder ssie gestalten Ladenpräsentations-Module, auf denen die verschiedenen Farben, Materialien und Strukturen der Teppiche besonders vorteilhaft zur Geltung kommen.

Zweimal wöchentlich Auslieferung

Im zweiten Stock der riesigen, blauen, 1999 erstellten Halle befindet sich der Ausstellungsraum. Dieser wird mit Architekten und Kunden genutzt. Das aktuelle Sortiment kann grosszügig präsentiert werden. «Wir arbeiten nicht mit Fotomontagen oder Ideen in den Köpfen; bei uns ist alles vorhanden.»

Ein Stock tiefer ist die Musterei. Von hier werden täglich Muster verschickt, sei es per Post oder – grössere – per Lastwagen. Im riesigen Lager Hochregallager sind die Teppiche gelagert, die in Frankreich oder den Niederlanden fertig hergestellt wurden. Jeweils am Dienstag- und am Freitagnachmittag herrscht Hochbetrieb: Dann werden die Teppichbestellungen ausgeführt. Der an die Lagerhalle anschliessende Backsteinbau mit Scheddach steht im Moment leer. Es ist jener Raum, wo bis im Sommer produziert wurde. Es werde nach Lösungen für eine anderweitige Vendung gesucht, sagt Galliard.

Zusammenarbeit mit Pipilotti Rist

«Wir möchten mit unserem neuen Marken- und Marktauftritt neue Massstäbe am Markt für textile Bodenbeläge setzen», meint der Geschäftsführer weiter. Der Trend in Privathaushalten gehe in Richtung Raumteppiche. Hier werden Nischen mit neuen Farben und Strukturen ausgefüllt. Auch im Bürobereich gebe es einen grossen Markt. Denn Teppiche bieten einen guten Schallschutz, höheren Komfort und stärkere Wärmeisolierung als jeder andere Bodenbelag, ist Galliard überzeugt.

Besonders stolz ist Galliard auf die Zusammenarbeit mit Architekten und Künstlern, vor allem mit Pipilotti Rist. Im November war im Museum of Mordern Art in New York eine Ausstellung von ihr eröffnet worden. «Sie arbeitet in ihren Installationen mit unseren Teppichen; bis Anfang Februar werden eine halbe Million Besucher über Enia-Teppiche geschritten sein und diese auch wahrgenommen haben.» Im März werde die Künstlerin eine Ausstellung in Rotterdam realisieren. Auch dort ist Enia mit dabei.

Unternehmen mit neuer Richtung

Die Enia Carpet Group mit 1300 Mitarbeitenden ist Europas führender Anbieter von textilen Bodenbelagssystemen der Extraklasse für Living und Business. In Ennenda war bis im Sommer die Produktion angesiedelt, welche dann aber wegen langer Transportwege aufgegeben werden musste. Denn das Garn war in Italien hergestellt, dann in Ennenda weiterverarbeitet und schliesslich in den Niederlanden beschichtet und gefärbt worden. Gelagert und verkauft wurde es dann wiederum in Ennenda. Seit der Schliessung wird ein Weg nach Holland und zurück eingespart. Gelagert und verkauft wird immer noch in Ennenda.

In Ennenda sind anstelle der Produktion qualitativ hoch stehende Arbeitsplätze entstanden. Ständig werden neue Leute für die Enia Carpet Schweiz AG eingestellt, deren Geschäftsführer Claudio Galliard ist. Ausserdem wird in Ennenda auch die Firmenzentrale der Enia Carpet Group AG, deren Geschäftsführ Benjamin Fuchs ist, aufgebaut

Irène Hunold Straub ist Pressebeuftragte der Glarner Handelskammer