Vom Weltmeister zum Spitzenfunktionär

Seit über zehn Jahren unterstützen Sponsoren die Sportschule Glarnerland mit einem namhaften Beitrag. Mit einem speziellen Sponsoren-Event dankt die Schule jeweils für diese Unterstützung. Dieses Jahr konnte der amtierende Präsident von Swiss-Ski, Urs Lehmann, als Gast gewonnen werden. In einem Zwiegespräch stellte er sich im Sportzentrum Filzbach den kritischen Fragen von Rolf Hösli, Chefredaktor der «Südostschweiz». Seine Antworten waren offen, direkt und stets mit einem leichten Anflug von Humor versehen.



Chefredaktor bei der «Südostschweiz.» Leiter der Sportschule Glarnerland
Chefredaktor bei der «Südostschweiz.» Leiter der Sportschule Glarnerland

Die Sportschule Glarnerland ist auf die Unterstützung durch die vielen Sponsoren angewiesen, denn mit diesen Mitteln werden sämtliche Kosten, die explizit mit Sport zu tun haben, finanziert. «Die rund 60 000 Franken, welche wir Jahr für Jahr von den Sponsoren erhalten, werden für Ausrüstungen, Sportgegenstände, Kosten für Trainingshallen oder Schulbusse eingesetzt. Der Kanton übernimmt ausschliesslich die Kosten für den Schulbetrieb.» Heinz Spälti, der zusammen mit Gregor Hagmann die Sportschule Glarnerland leitet, bedankte sich zu Beginn des Anlasses bei den Sponsoren für diese wertvolle Unterstützung.

Wichtig ist die Freude am Sport

Wer erinnert sich noch, 1993 wurde Urs Lehmann in Morioka völlig überraschend Olympiasieger in der Abfahrt. Heute bekleidet Lehmann das Amt des Präsidenten von Swiss-Ski. Auf eine der ersten Fragen von Rolf Hösli, ob er seinen Job als CEO einer Schweizer Firma, als CO-Moderator bei Eurosport und als Chef von Swiss-Ski unter einen Hut bringen kann, antwortete Lehmann: «Ich muss präzisieren, ich bin Präsident von Swiss-Ski und das ist kein Fulltime-Job, so bleibt mir stets genügend Zeit für meine Familie.» Lehmann gab auf jede der Fragen von Hösli sehr kompetent Antwort und schonte sich auch selbst dabei nicht, selbst die Medien kamen nicht ungeschoren davon. Bezogen auf die erfolgreichen Athleten sollten diese eine medienmässige Schulung praktisch wie ein Krafttraining angehen. Gefragt auf seine weiteren Zukunftspläne und beruflichen Ambitionen erklärte Lehmann, dass er sich im Moment in seinen verschiedenen Aufgaben sehr wohlfühle. Er sei aber auf keinen Fall ein Diplomat, sondern suche stets den direkten, offenen Weg. Zurück zum Skisport betonte er, dass es für Swiss-Ski ein Credo gebe: «Wir stellen immer den Athleten und seine Bedürfnisse stets ins Zentrum von jedem Gedanken und von jeder Aktion.» Er nahm auch zur Situation Lara Gut kurz Stellung und erklärte die Haltung von Swiss-Ski, zeigte aber auch volles Verständnis für die Athletin. «Seit Lara 18 Jahre alt ist, steht die gesamte Familie auf ihrer Lohnliste. Und nun erklären Sie mir einmal, welche 18-Jährige kann so etwas managen ohne Fehler zu begehen.» Wie er weiter ausführte, fehle Lara hier eine Person, welche sie führe und sie vor allem seriös und ehrlich unterstütze. Immer wieder liess Lehmann auch eigene Episoden aus seiner aktiven Zeit als Spitzenathlet einfliessen. «Am Schluss steht aber immer die Freude am Sport, verbunden mit einer grossen Portion Selbstdisziplin.»

Die Show kommt immer erst an zweiter Stelle

«Es ist klar unsere Devise, dass die Show erst an zweiter Stelle kommt, die Gesundheit unserer Athleten steht über allem.» In Bezug auf den Nachwuchs und die Chancen respektive auch die für die Eltern verbundenen Kosten, äusserte sich Lehmann sehr offen und übte zum Teil auch Kritik am heutigen System und der fehlenden Unterstützung durch den Bund aus. «Bei einem Einkommen von rund 68 000 Franken pro Jahr ist es den Eltern schlichtweg nicht möglich, sein Kind auf dem weiten Weg bis zur Spitze zu führen, denn die jährlichen Kosten für den jungen Sportler belaufen sich um 15 000 bis 30 000 Franken. Auf die Frage aus dem Publikum, ob es sich aus diesem Grund immer mehr um einen elitären Sport handle und dass viele Talente dadurch auf der Strecke blieben, und was somit bedeuten würde, dass nur noch junge Sportler aus begüterten Familien an die Spitz gelangen, antwortete Lehmann mit einem klaren Ja. Bis zu kleineren Rennen oder dem Migros-Cup geht das, vielleicht sogar noch bis zu den ersten Regionalrennen, ab diesem Zeitpunkt wird es für die Eltern teuer. Eine staatliche Unterstützung müsste nicht dem Verband, sondern den einzelnen talentierten Athleten direkt zufliessen. «Für mich ist die Sportschule Glarnerland etwas Tolles, ja geradezu Exzellentes, hier ist Kraft und Energie vorhanden, um etwas zu bewegen.» Er kenne praktisch keine Region, welche so innovativ ist und so effizient mit den jungen Sportlerinnen und Sportlern arbeitet.
Musikalisch umrahmt wurde der interessante Anlass durch vier Jungtambouren aus Näfels, die die Gäste mit ihren zum Teil fast akrobatischen Darbietungen erfreuten. Das Schlusswort hatte Gregor Hagmann, ebenfalls Leiter der Sportschule Glarnerland. Gemeinsam mit Elena Kratter überreichte er den Protagonisten des Abends ein Präsent mit Glarner Spezialitäten.