„Von Glarus nach Belo Horizonte“

Unter diesem Titel präsentierten am Donnerstagabend die beiden Buchautoren Martin Beglinger (Text) und Fridolin Walcher (Bilder) ein interessantes Buch. Die Buchvernissage fand im Loftareal der Firma Fritz & Caspar Jenny AG, Ziegelbrücke, im engeren Rahmen mit den Sponsoren und Gönnern statt



"Von Glarus nach Belo Horizonte": die beiden Buchautoren Martin Beglinger (links) und Fridolin Walcher (rechts) vor einem vergrösserten Bild einer leerstehenden Halle (Bild: ehuber)
"Von Glarus nach Belo Horizonte": die beiden Buchautoren Martin Beglinger (links) und Fridolin Walcher (rechts) vor einem vergrösserten Bild einer leerstehenden Halle (Bild: ehuber)

Das Interesse an diesem Buch, welches sich der Frage widmet „wie Schweizer Familienbetriebe global mitspielen“ war, wie die Zahl der Besucher zeigte, sehr gross . Vor allem war man auf die Antwort gespannt, wie die beiden Autoren diese Frage in Bild und Text gelöst haben. Der umfangreiche Band gibt dazu auf jeden Fall klare, gut verständliche und vor allem gut sichtbare Antworten. Im Zentrum des Buches stehen vier Glarner Firmen welche den scharfen Wind der internationalen Konkurrenz spüren und entsprechend reagiert haben. Portraitiert werden in diesem Werk die vier Glarner Unternehmungen Fritz & Caspar Jenny AG Ziegelbrücke, Firma Schätti AG Schwanden, Chocolatier Läderach AG Ennenda und die Spinnerei Linthal AG in Linthal.

Investitionen sind ein absolutes Muss

Die Buchvernissage fand im ehemaligen Vorwerk der Spinnerei Jenny AG statt, einer grossen Halle, gebaut im Jahre 1896, welche zur Zeit renoviert und umgebaut wird. Wie der Hausherr, Caspar Jenny, den Anwesenden erklärte, konnten in den vergangenen zwei Jahren in den älteren Gebäuden insgesamt 25 Loftwohnungen erstellt und bereits deren 21 vermietet werden. Zu erwähnen wäre dabei, dass gut zwei Drittel an auswärtige Personen vermietet werden konnte. Für Jenny sei klar, dass in der heutigen Zeit Investitionen eine absolute Notwendigkeit sind, um im globalen Markt auch weiterhin bestehen zu können. Die Firma Fritz und Caspar Jenny AG wird in diesem neuen Buch portraitiert und Caspar Jenny hat Fridolin Walcher auf seiner Reise nach China kurz begleitet.

Ein illusteres Zeitdokument

In ihrer Laudatio betonte Regierungsrätin Marianne Dürst, dass in der heutigen Zeit der Globalisierung die Patrons genau so gefordert sind wie die Mitarbeiter. „Jetzt liegt ein Buch vor, dass genau von dieser Herausforderung der Globalisierung handelt“. Sie fuhr weiter indem sie sagte, dass sie die Aufgabe dieses Buch zu würdigen sehr gerne übernommen habe. Was die beiden Autoren Fridolin Walcher und Martin Beglinger in diesem Buch präsentieren ist ein illustres Zeitdokument. „Der Titel des Buches - von Glarus nach Belo Horizonte - ist für mich Programm.“ Die Lektüre habe ihr, so Dürst weiter, eine Horizonterweiterung beschert, beruflich wie auch politisch und geografisch. Es wäre sicher verwegen, die damalige Blütezeit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert mit den heutigen Verhältnissen zu vergleichen. Vor zwei Jahren habe ihr Fridolin Walcher, kurz vor dem Start des Projektes erklärt, dass es gelte die neue industrielle Revolution in der Schweiz zu dokumentieren. Das nun vorliegende Buch zeigt aus der Sicht eines fotografierenden und eines schreibenden Reporters wie die Globalisierung heute gelebt wird. Am Schluss bedankte sich Marianne Dürst bei Fridolin Walcher für die hervorragenden Bilder und bei Martin Beglinger für die Texte, welche wie sie betonte, aus einer journalistischen Edelfeder stammen.

Das Gesicht der Globalisierung

Als erster der beiden Autoren betonte Martin Beglinger, dass er genauso wie die anwesenden Gäste, ein Gast sei, und zwar ein Gast vom Fotografen Fridolin Walcher. Erstmals vor über zwei Jahren habe ihm Fridolin Walcher erste Bilder seiner grossen Idee und seinem grossen Projekt gezeigt. Genau diese Bilder hängen heute Abend, um ein vieles Vergrössert, an den Wänden im ehemaligen Vorwerk der Spinnerei. In erster Linie handelte es sich bei diesen Bildern um leere Fabrikhallen, die aus den unterschiedlichsten Gründen heute leer dastehen. Nachdem Walcher ihm einige faszinierende Geschichten über diese Hallen erzählte, habe er spontan seine Mitarbeit zugesagt. Bei seinen Recherchen sei er stets auf grosses Verständnis bei den Unternehmern und den Mitarbeitern gestossen. Dabei habe er eigentlich erst zur Kenntnis genommen, wie diese Unternehmen funktionieren und er habe keine Ahnung gehabt, wie diese vier Unternehmen bereits in die ganze Welt ihre Fühler ausgestreckt und ihre Fäden gesponnen haben. „Eines der geflügelten Worten, welche ich von Caspar Jenny gelernt habe ist das vom „Beschaffungsstress“ und das deute schon an, dass die Leute welche portraitiert wurden nicht wahnsinnig viel Zeit hatten“. Für ihn sei das Eintauchen in die KMU-Welt eine sehr faszinierende Erfahrung geworden.

Wie die männliche Art einer Schwangerschaft und Geburt

„So ein Buch zu produzieren habe ich gespürt, ist wie eine männliche Art einer Schwangerschaft oder einer Geburt, wenn ich so zurückblicke“. Mit diesen Worten eröffnete Fridolin Walcher, der zweite Buchautor und vor allem Fotograf, seine Erzählung zur Entstehung dieses Buches. Man weiss nicht recht wann es passiert ist, plötzlich ist es da und man wird es nicht mehr los, so Walcher weiter in seinen Ausführungen. In seiner bekannten Art erzählte der Autor von verschiedenen Begegnungen und Erlebnissen während den vergangenen gut zwei Jahren. Ob im Glarnerland oder im fernen Brasilien, immer wieder wurde er mit den unterschiedlichsten Situationen konfrontiert. In seinen Erzählungen liess er die Anwesenden an seinen Erlebnissen lebhaft teilnehmen. Eindrücklich seine Worte, dass Fabrikhallen eigentlich nicht leer stehen sollten, darin sollte Leben herrschen. Diese Hallen seien ihm jeweils vorgekommen wie ein Friedhof ohne Gräber. In seiner Arbeit in den verschiedenen Ländern habe er die Wertschätzung über alle Kulturen hinaus erfahren dürfen.

Die Buchvernissage in Ziegelbrücke wurde organisiert und unterstützt von der Glarner Kantonalbank und die beiden Autoren waren anschliessend während längerer Zeit mit dem Signieren ihres Buches beschäftigt.

Am Sonntag, dem 18. November findet um 17.00 Uhr für die Öffentlichkeit eine Vernissage in den Hallen der Spinnerei Linthal AG in Linthal statt. Die beiden Autoren werden an diesem Anlass auf jeden Fall anwesend sein.