Von guten und schlechten Gemeindewappen

Am Donnerstag Abend trafen sich rund vierzig Interessierte, um dem Vortrag des Heraldikers Hans Rüegg im Adler in Schwanden zu lauschen. Der in Liechtenstein lebende Zürcher war auf Einladung des Vereins für Geschichte und Kultur um Schwanden um die Glarner mit den Geheimnissen und Möglichkeiten der Heraldik bekannt zu machen. Aktueller Anlass dazu bot natürlich die Gemeindestrukturreform.

 



Rolf Kamm sichtet die eingereichten Wappen- und Nameneingaben (Bild: zvg.)
Rolf Kamm sichtet die eingereichten Wappen- und Nameneingaben (Bild: zvg.)

Rüegg hatte ursprünglich Buchbinder gelernt, war dann im Bankenwesen tätig und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Wappen. Er war Kassier und Webmaster der Schweizerischen Heraldischen Gesellschaft und hat schon einige Gemeindefusionen heraldisch begleitet.

Am Anfang seiner Ausführungen über Schweizer Gemeindewappen wies Rüegg auf den ritterlich, militärischen Ursprung des Wappenschildes hin. Den Königen und Adligen folgten die freien und privilegierten Städte mit eigenen Siegeln und Wappen, die meist die Schutzpatrone zeigten. Die Gemeindewappen, wie wir sie heute kennen, blieben aber bis ins 20. Jahrhundert erstaunlich selten, hatten doch auch im Kanton Glarus vor 1920 nur Schwanden und Näfels verbürgte Wappen. Mit der Landi 1939 und der Expo 1964 änderte sich dies und die Wappen der Dörfer erhielten einen wichtigen Platz im Bewusstsein der Schweizerinnen und Schweizer.

Bei der Suche nach Wappen gingen und gehen die Schweizer Gemeinden immer ähnlich vor. Sehr häufig kreierte man „redende Wappen“, die den Namen des Dorfes illustrieren. Andere Dörfer bemühten eine lokale Legende, bildeten typische landschaftliche Merkmale ab oder setzten die Anfangsbuchstaben des Dorfes ins Wappen.

Hans Rüegg zeigte viele Wappen, die mindestens die Qualität der bisherigen Glarner Fahnen aufweisen, aber auch solche, die für Gelächter im Saal sorgten, nichtsdestoweniger aber als Hoheitszeichen im Gebrauch sind. Interessanterweise entwickelte das Publikum sehr bald ein Gespür, welche Wappen als „gut“ oder als „schlecht“ zu bezeichnen sind. Meistens waren die heraldisch korrekten Wappen auch tatsächlich die besseren.

Wappen sind eine Art Sprache und Heraldik ist die Wissenschaft diese Sprache zu verstehen und anzuwenden. Deren Regeln sind nicht sehr zahlreich und auch nicht besonders kompliziert.

Bei Fusionswappen ist die Gefahr gross, dass aus zwei, drei oder vier guten Wappen ein hässlicher Comic-Strip entsteht, weil man versucht alle bisherigen Wappen in einem zu vereinen, Rüegg zeigte entsprechende Beispiele. Dieser Versuchung dürften mindestens Glarus Süd mit 13 und Glarus Nord mit 8 Dörfern wohl nicht erliegen.


Im Anschluss an das Referat entspann sich eine interessante und engagierte Diskussion über die drei Glarner Fusionen. Die einen meinten, die Einheit des Kantons solle auch in den Namen oder mindestens in den Wappen der drei Gemeinden gezeigt werden. Die andern stellten sich auf den Standpunkt, dass alle ohnehin stolze Glarner blieben, man der eigenen neuen Gemeinde aber unbedingt ein eigenes Gesicht geben müsse.

Einig war man sich allerdings darin, dass die drei neuen Gemeinden von ihrer Ausdehnung, ihrem Charakter und ihrer Zusammensetzung sehr unterschiedlich sind, was sich in der unterschiedlichen Suche nach Namen und Wappen wohl in besonders anschaulicher Weise zeigt.