In unserer Gesellschaft gibt es je länger je mehr ältere Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Hier leistet die Pro Senectute wertvolle Arbeit. In unserem Kanton tut sie dies seit 90 Jahren, was Grund genug ist, eine Jubiläumsveranstaltung auszurichten.
Grussworte
Rosmarie Altmann, Präsidentin der Pro Senectute Glarus, meinte in ihrer Begrüssungsansprache, dass ihre Organisation bei den neuen Herausforderungen, die sich stellen, eine verlässliche Partnerin sei und dass sie Hilfe nach Mass biete.
Frau Landammann Marianne Dürst überbrachte die Grüsse der Regierung. In einer Zeit, in der immer mehr Institutionen verschwänden, sei es umso erfreulicher, dass sie Glückwünsche zu einem 90-jährigen Jubiläum überbringen könne. Wir müssten uns vom Vorurteil lösen, dass sich Ältere auf Kosten der Jungen einen schönen Lebensabend leisteten, und müssten uns vom Bild der Greisen verabschieden. „Unsere Gesellschaft wird noch einmal froh sein um solche Ältere wie diejenigen, die Sie heute Abend auf der Bühne sehen werden“, konstatierte sie. Wie alle Teilnehmenden an der Veranstaltung erhielt sie eine einzelne Rose geschenkt.
Alt National- und Ständerätin Vreni Spoerry, ihres Zeichens Präsidentin der Pro Senectute Schweiz, sagte, dass sie sich sehr freue, hier und heute zu diesem Jubiläum gratulieren zu können. In diesen 90 Jahren habe sich enorm viel verändert. So hätten die Menschen heute eine 30 Jahre höhere Lebenserwartung. Das Ziel ihrer Organisation sei es, älteren Menschen zu ermöglichen, möglichst lange selbstbestimmt zu leben. Überdies wolle sie schweizweit Leistungen in gleicher Qualität anbieten. Sie bedankte sich bei der Glarner Geschäftsleiterin Margrit Brunner und wünschte der hiesigen Pro Senectute für die Zukunft alles Gute.
Stadtpräsidentin Andrea Trümpy überbrachte die Grüsse des Gemeinderates. In ihrer Rede nannte sie eine Reihe von berühmten Persönlichkeiten, die dieses Jahr 90 Jahre alt sind, wie Nat King Cole und Walter Scheel. Sie wünsche weiterhin viel Erfolg für die segensreiche Tätigkeit.
Es folgte ein Reigen der Seniorenturngruppe Rüti, die zu einem Instrumentalstück mit roten und weissen Leibchen und ebensolchen Handschuhen erschien. Zu Beginn der Veranstaltung hatten noch die Mitglieder der Seniorenturngruppe Hätzingen zu einer rockigen Version des „Glarner Sänntäpuurs“ einen Reigen aufgeführt.
Podiumsdiskussion
An der von TV-Moderator und Heimwehglarner Patrick Rohr geleiteten Podiumsdiskussion nahmen die Kabarettistin Margrit Läubli (81), Politikerin Vreni Spoerry (71) und der ehemalige Direktor der Glarner Kantonalbank, Dieter Bäbler (72), teil. Spoerry erklärte, 20 Jahre in Bundesbern seien genug gewesen, und sie habe leicht und ohne Entzugserscheinungen zurücktreten können. Jetzt habe sie mehr Zeit für ihre Freunde. Geniessen allein reiche ihr allerdings nicht, sie müsse und wolle sich weiterhin engagieren. Läubli sieht ihre Aufgabe darin, die teils humoristischen, teils philosophischen Texte ihres vor zwei Jahren verstorbenen Ehemannes César Keiser weiter vorzutragen. Es mache ihr Freude, eine Aufgabe zu haben. Alle waren sich einig, dass man auch respektieren müsse, wenn jemand im Ruhestand einfach nur noch „das Leben geniessen wolle“.
Margrit Läubli hatte eine Einlage als Kabarettistin, bei der sie einen lustigen Dialog vortrug und beide Parts, den männlichen und den weiblichen, übernahm. Später blätterte sie in den hinterlassenen Texten ihres Mannes und gab noch einige Gedichte zum Besten.
Im zweiten Diskussionsteil meinte Spoerry, das Alter gebe ihr neue Freiheiten, und Läubli sagte, sie habe auch schon als Jugendliche alte Menschen schön gefunden. Spoerry forderte mehr Geld für die AHV und wollte den Beginn der Rente bei den Frauen auf das Alter 65 angehoben sehen. Bäbler stellte fest, dass Eigenverantwortung und Gemeinnützigkeit in der Gesellschaft leider abnähmen.
Einlage von Margrit Läubli
In ihrer zweiten kabarettistischen Einlage erzählte Margrit Läubli das „Märchen vom Baum“, das Cés Keiser anno 1964 geschrieben hatte. Der Baum wird gefällt, in Stücke geschlagen, zu Zeitungspapier verarbeitet und trägt schlussendlich ein Inserat, das zum Schutz der Wälder aufruft. Der Dialog über magnetische Hüftgelenke, die das Rolltreppenfahren erschweren, weil sie ihr Gewicht nach unten zieht, und über Hüftgelenke, die es verbieten, die Metallwarenabteilung zu besuchen, weil die Gerätschaften an einem kleben bleiben, erheiterte alle. Ein eher tiefsinniges Gedicht über das Vernachlässigen von Zärtlichkeit und Zuneigung brachte eine besinnliche Note in den Vortrag hinein. Am lustigsten war eine Reihe von sehr originellen Limericks, die Cés Keiser vor langer Zeit geschrieben hat. Sie überraschten mit ihrer Sprachgewandtheit.
Zur Verabschiedung machte die Geschäftsleiterin der Glarner Sektion, Margrit Brunner, darauf aufmerksam, dass am 1. Oktober der „Tag der Alten“ sei. Gertrud Rudolf signierte im Anschluss im Foyer noch druckfrische Exemplare ihrer Familienchronik.