Vorhandene Stärken besser nutzen

In der Glarner Landwirtschaft ist ein Reorganisationsprozess in Gang gekommen, mit dem Ziel, die vorhandenen Stärken zu nutzen, klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten festzulegen und auch überregional zu denken. Das erklärte der Präsident des Glarner Bauernverbandes, Hans Peter Hauser, Näfels, an der gut besuchten und lebhaften Hauptversammlung vom vergangenen Samstag im GH Ennenda.



Anna Zentner
Anna Zentner

Schon im schriftlich verfassten Jahresbericht hatte Hauser auf die Bestrebungen, die zahlreichen landwirtschaftlichen Organisationen enger zusammenzuführen, hingewiesen. Mit Blick auf die vielen Projekte, die mittlerweile im Kanton laufen, wäre dies speziell wichtig, so zum Beispiel das Ressourcenschutzprojekt zur Förderung umweltschonender Technologien, die Unterstützung von überbetrieblichen Massnahmen zur Kostensenkung in der Milchproduktion, die Förderung von Milch- und Fleischverarbeitungsstätten im Kanton, die Vertretung der bäuerlichen Interessen in den drei neuen Grossgemeinden und die Mitgestaltung der anstehenden Raum- und Siedlungsplanung. Die Anpassung der kantonalen Landwirtschaftsgesetzgebung per 2012 ist eine Folge dieser vielfältigen Veränderungen des Landwirtschaftlichen Umfeldes. Das Jahresprogramm richtet sich schwergewichtig nach diesen Themen.

Hauser betonte überzeugend die generelle Bedeutung einer engeren Zusammenarbeit der zahlreichen landwirtschaftlichen Organisationen im Kanton. Zwei Varianten stehen zur Vernehmlassung bereit. Erstens der weitere Ausbau des Verbandssekretariats zur Unterstützung der administrativen Aufgaben in den Fachverbänden. Und als zweite Variante der Zusammenschluss der bestehenden Organisationen zum „Verein Glarner Landwirtschaft“. Dies, um bei den anstehenden Herausforderungen die knappen Kapazitäten in den einzelnen Gremien besser nutzen zu können, ohne die gesammelten Erfahrungen zu verlieren.

Mehr Wertschöpfung

Frau Landammann Marianne Dürst, deren Volkswirtschaftsdepartement auch für die Landwirtschaft zuständig ist, setzte grosse Hoffnungen auf die Bemühungen für eine umfassendere Verarbeitung der Milch im Kanton selber. Als Ziel nannte sie 30 statt der aktuellen 14 Prozent an Milch, die im eigenen Kanton in Zukunft verarbeitet werden sollen. Damit wäre eine erhebliche Wertschöpfung für die ganze Branche verbunden. Die Rednerin erwähnte auch die anstehende Festlegung der Fruchtfolgeflächen von 200 Hektaren. Im November wird dazu zu einem öffentlichen Mitwirkungsverfahren (Vernehmlassung) eingeladen werden. Sie hoffe auch, dass die drei neuen Gemeinden rasch ihre Siedlungskonzepte erarbeiten. Wichtig sei, dass die Flächen für Landwirtschaft und Industrie klar festgelegt werden.
Frau Landamman Dürst wurde aus der Mitte der Versammlung aufgefordert, unserem sehr guten Zuchtvieh die nötige Aufmerksamkeit zu schenken und deren Absatz vermehrt zu fördern.

Aus dem Zentralvorstand

Der Vertreter des Zentralvorstandes des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV) Ernst Landolt verteidigte die in die Kritik geratene Branchenorganisation Milch (BOM), ohne die der Milchpreis noch tiefer läge. Der SBV kämpfe weiterhin gegen den geplanten Agrarfreihandel und kämpfe auch dafür, dass das neue Direktzahlungssystem nicht schlechter werde als das zurzeit gültige. Die Reorganisation des Verbandswesens sei auch ein gesamtschweizerisches Anliegen.

Vorstandswahlen

Die bisherigen Vorstandsmitglieder mit Hans Peter Hauser an der Spitze wurden wiedergewählt, und neu in den Vorstand zieht Christian Dürst, Obstalden ein, verantwortlich für Basiskommunikation /Marketing /Olma 2012 (wo Glarus und Zug Ehrengäste sind). Für den zurückgetretenen Kaspar Luchsinger, Schwanden, hatte Bio Glarus noch keinen Nachfolger bezeichnet.
Das Sekretariat mit Kathrin Lendi und Ramona Giger wurde im vergangenen Jahr durch Jolanda Menzi verstärkt.
Die Rechnungen des Verbandes, des Sekretariats und des Betriebshelferdienstes schlossen positiv ab. Die Mitgliederbeiträge wurden daher auf der bisherigen Höhe belassen.

Gedanken eines eher ungewöhnlichen Bauern

Am Nachmittag äusserte sich Ulrico Feitknecht, der in Contone TI einen grossen Hof bewirtschaftet, sehr engagiert zum Thema „Erfolg: eine Frage der Grösse? Gedanken zur Strategie wachsen oder weichen“. Feitknecht sprach von seinen Visionen, für sich den schönsten Hof zu haben (nicht den grössten), mit eigenen Produkten näher beim Konsumenten zu wirtschaften, den ländlichen Raum, der immer wichtiger werde, zu pflegen und zu fördern und sich als Landwirt auch in die Gesellschaft einzuordnen. Selbstverständlich muss man auch Risiken eingehen und stets darüber nachdenken, ob sich bestimmte Produktionszweige noch lohnen oder durch andere zu ersetzen wären.