Vorlesewettbewerb – ein ganz besonderer Wettkampf

Ein sinnvolles Auseinandersetzen mit Texten organisiert Jahr für Jahr die stadtglarnerische Buchhandlung «wortreich» in bewährter Zusammenarbeit mit den interessierten fünften Primarklassen aus allen drei Gemeinden unseres Kantons.

Das gut besuchte Finale in der Buchhandlung fand, nach den Vorentscheidungen ab September bis Ende Oktober, vor «ausverkauften Rängen» statt.

 



Der Jury gehören an (von links): Claudia Kock Marti, Dodo Brunner und Martin Beglinger
Der Jury gehören an (von links): Claudia Kock Marti, Dodo Brunner und Martin Beglinger

Es ging friedlich, besinnlich und natürlich wortreich zu und her. Mit verdientem Beifall wurde gar nicht zurückgehalten. Der war Lohn fürs sorgsame Vorbereiten, das vielleicht zuweilen leicht nervige und fordernde Auseinandersetzen in den Vorausscheidungen zur Folge gehabt hatte. Die drei am Finale Teilnehmenden – Lotte Baumgartner aus Elm; Liv Knecht, Glarus und der Niederurner Fionn Bödecker – lasen ab Bühne, als sei das die einfachste Sache der Welt. Ohne Nervosität, riesig sicher, ohne Aussetzer, mit sinnrichtigem Hervorheben des Wesentlichsten, dem beeindruckenden Gliedern der nicht einfach zu bewältigenden Texte und der spürbaren Freude an Geschriebenem.

Christa Pellicciotta, Leiterin der Buchhandlung, durfte erfreulich viele Personen aus allen Alterssegmenten begrüssen; dazu gehörten die Angehörigen, Mitschülerinnen und Mitschüler, einige wenige Lehrkräfte, Vorjahresgewinner, Vertreter der politischen Instanzen, die sorgsam gewichtende Jury und weitere Kreise. Es wurde angemerkt, dass das Interesse in allen drei Gemeinden beeindruckend gewachsen sei, dass vonseiten der Schulsekretariate, Klassenverantwortlichen und einbezogenen Behörden viel Wertschätzung spürbar und dass – ganz allgemein – das Interesse deutlich gestiegen ist. Und dass sich die mittuenden Kinder von ihren technischen Apparaturen weggewendet und sich der Buchlektüre gewidmet haben, ist in der heutigen Zeit alles andere als selbstverständlich.

Und mit einiger Genugtuung wies Christa Pellicciotta auf schweizweit Einzigartiges hin – das sei nicht verschwiegen. Das Glarnerland bietet dank der Kulturbuchhandlung seit nunmehr elf Jahren als einziger Kanton diesen Lesewettbewerb an. Namentlich begrüsst und vorgestellt wurden dann die Mitglieder der stets sachkundig urteilenden Jury; es sind dies Claudia Kock Marti, SO-Redaktorin; Dodo Brunner, Sprachlehrerin und ehemalige Rektorin der Kaufmännischen Berufsschule Glarus (KBS) und Martin Beglinger, Sachbuchautor und NZZ-Redaktor des Bereichs Geschichte. Eingefunden hatten sich von politischer Seite Mathias Vögeli, Präsident der Gemeinde Glarus Süd, und René Schönfelder, Gemeindebehörde von Glarus. Und dann galt es mit Ladina Bosshard, Kantonssiegerin im Jahre 2011, einen gar treuen Gast zu begrüssen. Zudem hatte die Vorjahressiegerin, Afra Bortoluzzi aus dem Sernftal, die angenehme Pflicht, die Reihenfolge für eine der zwei Runden auszulosen und den Hauptpreis zu überreichen.

Und dann ging es endlich los. Die drei Jugendlichen aus der jeweiligen fünften Primarklasse hatten von den umsichtig organisierenden Verantwortlichen der Buchhandlung einige Tage vor dem Finaldurchgang das von Anna Woltz geschriebene und für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2019 nominierte Buch «Für immer Alaska» zugestellt erhalten. Sie konnten sich so mit dem Schicksal eines aussergewöhnlichen Hundes und dem wirbligen Geschehen der involvierten Kinder befassen. Und dann ging es ums Vorlesen. Das Zuhören war für alle richtiggehend beeindruckend. Mit riesiger Sicherheit wurde der zugeteilte Text vorgetragen. Und dass ganz spontan viel Applaus gespendet wurde, versteht sich wie von selbst.

Die zweite Runde war von neu Vorgegebenem her fordernder. Ein Zeitungstext, den die Kinder vorher nicht gesehen hatten, musste gelesen werden. Plötzlich sah man sich mit Wildheuern, deren verantwortungsvollen Arbeit und der Pflege von steilen, nicht beweideten Alpflächen konfrontiert. Wieder gab es viel Applaus – dann musste zugewartet werden, bis die Jury entschieden hatte. Das beanspruchte einige Zeit. Die Nervosität stieg an.

Und dann ging es rasch. Liv Knecht «erlas» sich den ersten Rang. Sie erhielt ein richtiges Diplom und – genau wie Lotte Baumgartner und Fionn Bödecker – von der jeweiligen Gemeinde und der Buchhandlung gestiftete Preise, die natürlich sofort begutachtet wurden. Noch wurde verweilt, herzlich gratuliert und geplaudert, bevor man den Heimweg antrat, im Wissen um einen enorm sinnvollen Anlass, der mit Sicherheit weitergeführt wird.